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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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und warf den Ball. Pins krachten um. Sie blieb in der gebückten Haltung, bis sie das Ergebnis wusste, dann erhob sie sich, drehte sich um und kam zu uns zurückgeschlendert, grinsend wie eine freche Möwe. Sie setzte sich, leckte ihren Bleistift an und trug ihre Punkte auf der Karte ein.
    Wir spielten drei Spiele, und ich brach mir dabei zwei Nägel ab. Trotz meines armseligen Ergebnisses gewann unsere Mannschaft, weil Dottie so eine hohe Punktzahl hatte. Hinterher gingen wir rauf in den dazugehörigen Imbiss und genehmigten uns eine Portion Pommes mit reichlich Ketchup.
    Der große Typ hinter dem Tresen - Dottie nannte ihn Gus - sagte zu ihr: »Du bist gut, Dottie. Du wirst mal ein Profi.«
    Dottie saugte den Ketchup von einer Fritte und verspeiste sie in winzigen Häppchen. Dann erst sagte sie: »Danke.«
    Auf dem Heimweg war die hinterste Reihe im Bus schon besetzt. Ich saß neben Susan, während Dottie und Holly sich auf die andere Seite des Gangs setzten. Ich sah hinaus in die vorübergleitende Dunkelheit, befingerte meine abgebrochenen Nägel und wünschte mir, ich hätte mich nicht so blamiert. Carlie hätte bestimmt einen prima Auftritt hingelegt. Mit ihrer zierlichen Gestalt wäre sie zur Linie geschlendert, hätte ein paar Worte zu dem Ball gesagt und ihn dann losgeschickt, um die Sterne vom Himmel zu holen.
    »Dafür hast du andere Vorzüge«, sagte Susan, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    »Zum Beispiel?«
    »Du strickst tolle Schals. Du kannst Brot backen. Und Bud und ich finden dich hübsch.«
    Ich war froh, dass es im Bus so dunkel war, denn mir stieg die Röte ins Gesicht. »Ich bin nicht hübsch«, murmelte ich.
    »Also, wenn Bud es sagt, dann stimmt es auch«, erwiderte Susan. »Er sagt nur Sachen, die er auch so meint.«
    Ich schwieg. Das wusste ich selbst, dazu brauchte ich Susan nicht.
    »Manchmal«, sagte sie, »wünschte ich, er würde mehr mit mir reden.«
    »Er ist einfach ein Stiller.« Ich sah seine dunklen Augen und sein überraschendes Lächeln vor mir. Mein Gedächtnis kramte das Bild eines getrockneten Gänseblümchens hervor, das er mir einmal auf dem Beifahrersitz von Petunia hinterlassen hatte, und bei der Erinnerung an unser Spiel lächelte ich aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit.
    »Warum lächelst du?«, fragte Susan.
    »Nur so.« Dottie war ein Bowling-Ass, und Susan war mit Bud zusammen. Ich war eine absolute Niete im Bowling, ich hatte keinen Freund, und meine Mutter blieb vermisst. Aber in einem meiner Nancy-Drew-Bücher steckte noch immer ein kleines getrocknetes Gänseblümchen.

26
     
    Glen bekamen wir kaum noch zu sehen, seit er ein Footballstar geworden war, neue Freunde hatte und die Mädchen aus Long Reach durchprobierte. Er sah nicht gut aus, aber er war hartnäckig, und er war verrückt nach den Frauen.
    »Ich bin fix und fertig«, gestand er Dottie und mir, als wir an einem Samstagabend beim Bohnenessen im Rod and Reel Club zusammensaßen. »Der Trainer hat gesagt, wenn ich nicht auf den Pfad der Tugend zurückkehre, werde ich die nächste Saison mit dem fehlgeleiteten Teil meines Hirns auf der Bank sitzen. Aber ich liebe nun mal die Frauen.«
    »Irgendwer muss es ja tun«, sagte Dottie. »Warum also nicht du?«
    »Er kann seinen besten Spieler nicht auf die Bank setzen«, wandte ich ein.
    »Florine hat recht«, sagte Dottie. »So wies aussieht, kannst du rummachen, bis dir die Lampe ausgeht.«
    »Kannst du mir mal was von dem dunklen Brot geben?«, sagte Daddy leise zu mir. Ich saß eingezwängt zwischen ihm und Dottie, die wiederum Bert neben sich hatte. Stella saß natürlich an Daddys anderer Seite, fast auf seinem Schoß. Glen, Dottie und ich hatten eigentlich keine Lust gehabt zu kommen, doch an diesem Abend bekam Grand eine Auszeichnung für all die Bohnenessen, die sie organisiert und für die sie gekocht hatte, und man hatte uns dringend nahegelegt, uns bei der festlichen Veranstaltung blicken zu lassen. Ida und Maureen waren auch da, nur Bud und Sam fehlten. Bud war mit Susan unterwegs, und Sam fühlte sich nicht wohl.
    »Das Brot ist lecker«, sagte Daddy zu mir. »Hast du das gemacht?«
    »Ja.«
    »Nächsten Monat mache ich meinen Führerschein«, sagte Glen. Dottie, Glen und ich würden alle in den nächsten Wochen sechzehn werden. Bud, der bereits sechzehn war, hatte seinen Führerschein schon und war kurz davor, sich das Auto zu kaufen, für das er seit seinem zwölften Lebensjahr sparte.
    »Ich auch«, sagte Dottie. »Passt bloß auf,

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