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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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zumindest ab und zu über dich gesprochen, jetzt macht sie nicht mal mehr das. Hast du irgendwas getan, um sie zu ärgern?«
    »Wieso denkst du, ich hätte irgendwas getan? Vielleicht war sie’s ja.«
    »Schon gut«, seufzte Daddy. »Ich hab nicht dran gedacht, mit wem ich rede.«
    Ein weiterer Sommer kam und ging, dann ein weiterer Herbst und Winter. Die Geschichte ging ihren Gang, wir lasen darüber oder verfolgten die Ereignisse im Fernsehen. Carlie blieb verschwunden. Mittlerweile war es 1967, und ich würde im Frühjahr fünfzehn werden. Mein Körper begann sich so zu verändern, dass sie vielleicht zweimal hätte hinsehen müssen, um mich zu erkennen. Schiefzahn-Mikes Vorhersage, ich würde in jeder Hinsicht größer werden, hatte sich bewahrheitet. Ich war eindeutig eine Gilham, die sich nach der Sonne reckte wie ein Schilfrohr, dünn, aber kräftig.
    Meine Finger wuchsen in den wunderschönen Smaragdring hinein, den Carlie und Daddy für meinen zwölften Geburtstag ausgesucht hatten. Ich nahm ihn von der Goldkette und schob ihn auf meinen rechten Ringfinger. Wenn die Sonne schien und ich mich im Unterricht langweilte, hielt ich ihn manchmal so, dass ein kleiner grüner Lichtstrahl auf meinen Tisch fiel und das zerkratzte Metallpult wärmte. Meine Fingernägel wuchsen zu perfekten Halbmonden heran, die ich rosa oder rot lackierte. Die Farben erinnerten mich an den Tag am Mulgully Beach, als Carlies und Pattys perlschimmernde Nägel sich so leuchtend von ihrer Sommerhaut abgehoben hatten.
    An einem Frühlingstag, als wir nach der Schule bei Grand waren, sagte Susan zu mir: »Du hast wirklich schöne Hände.« Seit einiger Zeit fuhr sie meist mit uns im Bus, um den Nachmittag mit Bud zu verbringen. Manchmal kam sie vorher mit Dottie zu mir, auf einen Becher Kakao und etwas zu essen. Wir setzten uns an den Küchentisch und quatschten eine Weile, dann ging sie weiter zu Bud.
    Susan hielt ihre Hände neben meine. Ihre waren so viel kleiner, dass ich meine obersten Fingerglieder über ihre Spitzen hätte biegen können.
    »Ich werde nie ein Fotomodell«, seufzte sie. »Dazu bin ich viel zu klein.«
    Dottie, die die Schokostückchen aus einem von Grands selbst gebackenen Keksen pulte und sie auf ein Häufchen legte, um sie zum Schluss zu essen, sagte: »Warum sollte irgendwer aussehen wollen wie ein Besenstiel? Könnt ihr euch vorstellen, keine Kekse mehr essen zu dürfen?«
    »Du könntest Fotomodell werden, Florine«, sagte Susan. »Du bist groß. Ich kann mir dich gut irgendwo auf einem Laufsteg vorstellen.«
    »Ja, vielleicht gehe ich nach Portland und versuche mein Glück«, sagte ich.
    »Warum Portland? Geh doch lieber gleich nach New York oder nach Kalifornien«, meinte Susan.
    »Mist!« Dottie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass Susan und ich zusammenzuckten. »Ich brauche morgen noch zwei Leute zum Bowlen. Seid ihr dabei?«
    Meine schönen Finger in die harten, kalten, schmutzigen Löcher einer Bowlingkugel zu stecken, war nun wirklich das Letzte, was ich wollte. »Was ist, wenn ich mir einen Nagel abbreche?«
    »Bist du jetzt etwa eine von diesen verdammten Zimperliesen?«, fragte Dottie.
    »Nein. Aber es dauert ‘ne Weile, die Dinger so hinzukriegen.«
    Dottie schüttelte den Kopf. »Das hätte ich mir nun echt nicht träumen lassen.«
    Dottie war Captain ihrer Bowlingmannschaft, die die Liga anführte. Susan, die manchmal einsprang, meinte, das wäre Dotties hoher Trefferquote zu verdanken.
    »Komm schon, Florine, das wird bestimmt witzig«, sagte Susan. »Und vielleicht gewinnen wir sogar.«
    »Ich weiß nicht.« Bei der Vorstellung, mit zweiunddreißig anderen Mädchen im Bus zur Bowlinghalle zu fahren, wurde ich ganz flatterig. Meine Schüchternheit hatte sich nicht gelegt. Ich fühlte mich nur bei wenigen Menschen wohl, und die kannte ich alle schon fast mein ganzes Leben lang, mit Ausnahme von Susan.
    Ich glaube, ich war so eine Art Projekt für sie. Sie gab nie auf, suchte mich in der Pause, hängte sich bei mir ein und erzählte mir ein bisschen Tratsch oder machte mir ein Kompliment. Ich verstand schon, warum Bud sich in sie verliebt hatte.
    »Sei kein Spielverderber«, sagte Dottie. »Los, gib dir einen Ruck.«
    »Wie ich dich kenne, lässt du nicht locker, bis ich mitkomme.«
    »Da könntest du recht haben«, sagte sie und nahm sich noch einen Keks.
    »Das ist schon der vierte«, sagte Susan.
    Dottie zog ihre perfekt geschwungene Augenbraue hoch. »Hör auf, mein Essen zu

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