Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
mich schon gefragt, wo der abgeblieben ist – sieht ganz so aus, als wären sie doch mit den roten Schuhen von Dorothy aus dem Zauberer von Oz verwandt. Meine Brille hast du nicht zufällig auch gefunden? Diese Kontaktlinsen bringen mich noch um!«
Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Kopf, die ihre Haare verstrubbelte. »Hey, Ruby, lange nicht gesehen, hm?«
Ruby hob den Kopf und blickte in das freundliche Gesicht von Agent Blacker.
»Hab mir gedacht, dass du eventuell Appetit auf einen Donut mit Marmeladenfüllung hast«, sagte er und drückte ihr eine braune Papiertüte in die Hand. »Wenn man gerade dem Tod von der Schippe gesprungen ist, hat man meistens einen Mordsappetit.«
»Hey, Sie können Gedanken lesen«, sagte Ruby.
Hitch stand etwas abseits und redete gerade in seinen Uhrentransmitter. Er sah etwas lädiert aus, vielleicht sogar erschöpft, hatte aber zu seiner coolen, lässigen Art zurückgefunden. »Ja, Babyface wurde festgenommen und gerade abgeführt.«
»Und die anderen?«, fragte LB.
»Die Capaldi hat ihre sieben Leben offenbar aufgebraucht. Aber der Graf hatte leider Glück – er ist uns entwischt.«
»Wie immer …«, seufzte LB.
»Moment noch«, sagte Hitch. »Hier ist jemand, der Ihnen hallo sagen möchte.« Er hielt die Uhr an Rubys Mund.
»Hey, LB, ich muss mich beschweren. Diese technischen Spielereien, die Sie so haben … wussten Sie, dass manche die eine oder andere Macke haben? Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre erledigt gewesen, glauben Sie mir! Sie können froh sein, dass ich so zäh und widerstandsfähig bin.«
Die Kleine lebt noch? Für die Dauer eines Herzschlags verschlug es LB die Sprache – aber wirklich nur für einen Herzschlag! Schon eine Sekunde später hatte sie sich wieder gefasst. »Ich vermute, du sprichst von den Bradley-Baker-Spezialgeräten, die du gestohlen hast? Die sind uralt und längst überholt, Redfort – was erwartest du da?«
»Es sind Bradley-Bakers-Spezialgeräte? Woher wissen Sie überhaupt, dass ich die habe?«
»Ich bilde mir ein, dass ich fast alles weiß.«
LB legte auf, stieß einen tiefen Seufzer aus und lächelte vor sich hin. Erstaunlich, die Kleine!, dachte sie.
* * *
Ganze Scharen von Menschen hatten sich auf dem Square versammelt: Feuerwehrleute, Fernsehteams, sämtliche Ein- wohner von Twinford, und als gerade niemand herschaute, stahl sich Ruby unter dem polizeilichen Absperrband hindurch und huschte die Stufen zum Eingang des Museums hinauf. Die Eingangshalle war menschenleer, und ihre Schritte hallten auf den Marmorfliesen wider, als sie zielstrebig zu dem großen Saal ging, um sich den Jadebuddha von Khotan noch einmal in Ruhe anzusehen. Tatsächlich – da stand er und verströmte wieder sein geheimnisvolles grünes Licht. Und davor stand Rubys Vater.
»Dad?«
»Hey, Ruby, sehe ich schon klüger aus?«
Ruby legte den Kopf schief. »Nein, nur grüner.« Brant Redfort war der Glückliche, der dem Jadebuddha von Khotan um Punkt Mitternacht in die Augen hatte blicken dürfen – kein Wunder, denn er war nun mal von Natur aus ein Glückspilz.
»Ist er nicht wunderschön?« Seine Stimme klang richtig verträumt, fast wie hypnotisiert. »Schau ihm in die Augen!«
Und Ruby tat wie ihr geheißen.
Da erkannte sie, dass der Jadebuddha von Khotan wirklich etwas ganz Besonderes war.
Vater und Tochter standen eine Zeitlang schweigend da und bestaunten den Buddha, bis Ruby plötzlich etwas einfiel. »Sag mal, was machst du hier? Ich dachte, alle seien draußen, um aufzupassen, dass die Bank nicht ausgeraubt wird.«
»Ich kam noch mal herein, weil ich nach dir gesucht habe, Schatz. Deine Mutter und ich wussten nicht, wo du warst. Wir haben überall nach dir gesucht – und ich dachte, dass du dich vielleicht irgendwo im Museum verlaufen hast …«
»Da bist du ja, Ruby!«, kam Sabinas aufgeregte Stimme vom anderen Ende des großen Saals. Sie wollte sich gerade über Rubys Aussehen aufregen, besonders über ihr T-Shirt, auf dem inzwischen nur noch SITZE VOLL zu lesen war, das IN DER KLEMME war mit Dreck, Blut und Sand verschmiert. Doch komischerweise kam etwas ganz anderes aus ihrem Mund: »Du meine Güte! Wie wunder-wunderschön!«
Und das war der Buddha wirklich: für Worte eigentlich viel zu schön!
Das familiäre Schweigen sollte jedoch nicht lange dauern: Während die Redforts noch tief in die Betrachtung des Buddhas versunken war, ertönte plötzlich eine strenge Stimme.
»Ruby Redfort! Da werde ich
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