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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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zu sehen auf der Welt. Ich bin nie weiter
als bis nach Galway gekommen und habe mein ganzes Leben hier verbracht. Die Cullens waren immer schon in Glenmara. In dieser Gegend ziehen die Leute nicht oft um. Nur während der großen Hungersnot war das anders. Damals sind fast alle weggegangen.«
    »Aber Ihre Familie ist geblieben.«
    »Ja. Keine Ahnung, wie sie es geschafft haben zu überleben. Wahrscheinlich waren sie einfach zu stur zum Sterben. Mein Gott, was für gruselige Geschichten meine Großmutter kannte! Die lebenden Toten, hat sie die Geister genannt. Manche behaupten, die Straßen würden immer noch von denen heimgesucht, die hier hingefallen und nie wieder aufgestanden sind.« Sie schauderte. »Ganz in der Nähe gibt es ein Dorf, wo die Toten sich angeblich Gehör zu verschaffen versuchen. Dorthin wagt sich niemand, und ich bekomme schon bei dem bloßen Gedanken daran eine Gänsehaut.«
    Bernie wusste, dass sie zu viel redete, konnte aber einfach nicht aufhören, weil sie sich so über Kates Gesellschaft freute. Fergus, der diese Freude spürte, rannte voraus und kehrte schwanzwedelnd zurück.
    An einer Ecke passierten sie einen Marienschrein, an dem zerzauste Veilchen und Stiefmütterchen lagen. Bernie bekreuzigte sich.
    Kate tat es ihr gleich.
    »Sie sind also katholisch?«, erkundigte sich Bernie.
    »Irgendwie schon. Weihnachts- und Osterkatholikin, weil mir Pomp und Prunk gefallen«, gestand Kate.
    »Ist das nicht bei uns allen so?« Bernie widerstand der Versuchung nachzuhaken.

    »Sind wir da?«, fragte Kate am Ende des Wegs. »Wie hübsch …«
    »Willkommen im Casa Cullen.« Bernie öffnete das Tor. Wenn sie mit Besuch gerechnet hätte, wäre sie noch einmal in den Garten gegangen, um Ordnung zu schaffen, aber egal … Ein bisschen Unkraut brachte niemanden um. Nur die welken Taglilien störten sie. Weil sie es im Herbst versäumt hatte, die alten Blätter abzuschneiden, hingen diese nun braun und vertrocknet herunter, und die frischen Triebe mussten sich mühsam ans Licht kämpfen. – Eine Stelle, an der Alt und Neu um die Vorherrschaft stritten.
    Bernie betrat das Haus und ging durchs Wohnzimmer mit den vollen Bücherregalen, dem Samtsofa und den Stühlen zu der blau-weißen Küche dahinter. Das Cottage, das Bernies Freude offenbar spürte, empfing den Gast voller Erwartung. Die Möbel schienen näher zu rücken, als wollten Geschirr und Besteck aus den Schränken in ihre Hand springen. Eine Besucherin aus Seattle, Washington, Amerika!
    »Möchten Sie eine Tasse Tee?«, fragte Bernie. Tee, das Getränk der Gastfreundschaft und Wärme. Bernie warf einen Blick in die Schublade: Earl Grey, Darjeeling, lauter englische Namen. Hätte sie nur einen gälischen Tee gehabt – Pfefferminze.
    »Es war ein langer Tag«, sagte Kate müde, eine Hand auf dem Tisch. »Ich glaube, ich werde nur noch duschen und dann gleich ins Bett gehen. Es wundert mich, dass Sie mich mit den nassen Klamotten überhaupt hereingelassen haben.«
    »Ich hab schon Schlimmeres gesehen«, meinte Bernie in scherzhaftem Tonfall. »Sie waren den ganzen Tag draußen, in scheußlichem Wetter. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Ich
zeige Ihnen Ihr Zimmer, ja?« Sie ging ihr voraus die Treppe hinauf, bemüht, ihre Enttäuschung zu verbergen.
    Am Ende eines kurzen Flurs, an dessen Wänden Johns gerahmte Aquarell-Seestücke und Katenbilder hingen, öffnete sie eine Tür. »Das Gästezimmer. Das Bad ist auf der anderen Seite. Wollen Sie wirklich nichts mehr essen?«
    »Nein, danke. Ich hab mir an einem Stand Fish and Chips gekauft.«
    »Gut.« Bernie nickte. »Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie noch irgendetwas brauchen.«
    »Danke. Für alles«, sagte Kate.
    »Schlafen Sie gut«, verabschiedete sich Bernie.
    »Sie auch.«
    Bernie kehrte mit einem Lächeln auf den Lippen nach unten zurück. Merkwürdig, dachte sie, wie glücklich einen zwei einfache Worte machen konnten. Weil sie selbst noch zu munter zum Schlafen war, werkelte sie eine Weile in der Küche herum, faltete Geschirrtücher, putzte die Arbeitsfläche und wusch die Tasse in der Spüle ab.
    Im Gästezimmer hatte niemand mehr geschlafen, seit Aileen nach Johns Tod ein paar Tage bei ihr geblieben war. Ursprünglich, vor über einem Vierteljahrhundert, hatten John und sie es für ein Kind eingerichtet. So lange kam Bernie die Zeit gar nicht vor. Sie lauschte auf Geräusche von oben; Fergus legte ebenfalls den Kopf schräg.
    »Ist das nicht toll, Fergus?«
    Er bellte.
    Sie legte einen

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