Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
auf ihm befanden.
    Ihre Asche mischte sich mit Staub und Schnee und wurde vom Wind davongetragen.

31. Kontaktaufnahme
    »Wahrheit gewinnt keine Kriege.«
    – Admiral Chesru von den Keem-Bassur
    Die Tür zur Krankenstation öffnete sich vor dem Admiral; sein Erster Offizier saß mit dem Rücken zu ihm auf einer erhöhten Schlafmatte und zog sich mit steifen Bewegungen die Uniformtunika an. Telios war unendlich erleichtert. »Gut, dass Sie noch bei uns sind, Kommandant.« Er klopfte dem jungen Draxyll auf die Schulter. »Wir haben uns Sorgen gemacht.«
    Quai-Lor zeigte ein flüchtiges Lächeln. »Danke, Admiral. Es ist ... gut, noch am Leben zu sein.«
    »Wir hatten schon befürchtet, Sie nicht rechtzeitig in den Regenerator zu kriegen.« Telios ließ sich auf einem Sitzkissen ihm gegenüber nieder. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Als hätte mich ein Rhinozeros aufgespießt – also alles in allem sehr gut, angesichts der Umstände.« Quai-Lor klang längst nicht so unbeeindruckt wie er wahrscheinlich wollte; er schien im Laufe der letzten Nacht um zehn Jahre gealtert zu sein.
    Telios kannte das Problem: Er hatte selbst Schwierigkeiten, sich im Spiegel wieder zu erkennen. Er sah zu, wie Quai-Lor die Tunika zuknöpfte, und bemerkte die fahle Narbe auf der glatten, grauen Brust des Draxyll.
    Die Ärzte hatten ihm berichtet, dass der Energiestrahl das Schulterblatt durchbohrt und einen Teil des Herzens durchlöchert hatte, bevor er beim Wiederaustritt eine Rippe zersägte. Der Regenerator wäre beinahe an Quai-Lors Verletzungen gescheitert. Aber das war vielleicht etwas, das der Patient nicht unbedingt wissen musste. »Haben Sie noch Schmerzen?«
    »Nur wenn ich lache«, stellte Quai-Lor sachlich fest.
    »Dann kann ich Sie beruhigen«, sagte Telios trocken. »Wie es aussieht, wird es dazu in der nächsten Zeit wenig Anlass geben.« Abwesend fasste er nach seiner Schulter. Trotz des Regenerators hatte er eine Narbe davon getragen, die er durch den Stoff seiner Uniform zu spüren glaubte.
    »Es ist so seltsam still ...« Sein Erster Offizier sah sich um. Dieser Teil der Krankenstation verfügte nur über zwei Bullaugen. Beide zeigten einen violetten Schleier – und dahinter tintenblaue Dunkelheit. Quai-Lor blinzelte verwirrt, als ein Schwarm Rochen an den Fenstern vorbeischwebte, angestrahlt von der Raumbeleuchtung. »Wo sind wir, Admiral?«
    »Auf dem Grund des Großen Meeres, etwa einhundert Kilometer vor dem Golf von Erranor.«
    »Admiral?«
    »Wir liegen seit zwei Stunden mit aktivierten Kraftfeldern und ausgeschalteten Antrieben unter Wasser. Bislang unbemerkt.«
    Quai-Lor nickte anerkennend. »Ein gutes Manöver, Admiral!«
    »Nicht gut genug.« Telios rieb sich die Knöchel der rechten Hand. Neben der Schlafmatte sah er einen Teller mit den Resten einer Mahlzeit. Es erinnerte ihn an seinen eigenen Hunger. »Die Schilde werden schwächer und unsere Luft allmählich knapp – irgendwann werden wir wieder auftauchen müssen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als ständig in Bewegung zu bleiben. Immerhin ist der gesamte Orden hinter uns her.«
    Quai-Lor massierte seine Augen. »Ich hatte gehofft, das wäre nur ein böser Traum gewesen ...«
    »Tut mir leid, Sie zu enttäuschen.« Der Admiral rieb sich die stachelige Wange: Er hatte sich seit einem Tag nicht rasiert, geschweige denn länger als drei Stunden geschlafen. Aber Schlaf war ein Luxus, an den vorerst nicht zu denken war. »Quai-Lor. Ohne Ihre Hilfe –
    »Ich habe nur meine Pflicht getan, Admiral.«
    Telios erhob sich und klopfte ihm ein weiteres Mal behutsam auf die Schulter. »Danke«, sagte er erneut. »Jetzt ruhen Sie sich noch eine Weile aus. Wir haben wenigstens noch zwei Stunden, bis wir wieder aufbrechen.«
    »Admiral! Wenn Sie erlauben, würde ich gern sofort meinen Dienst wieder aufnehmen.«
    Telios musste gegen seinen Willen grinsen. »Ich weiß Ihren Dickschädel zu schätzen, Kommandant. Erlaubnis erteilt.«
    Er sah zu, wie Quai-Lor erleichtert von der Matte aufstand. Seine Bewegungen waren flüssig; offenbar hatte er tatsächlich keine Schmerzen mehr. Gemeinsam verließen sie die Krankenstation. Mannschaftsmitglieder, die sie passierten, salutierten vor dem Admiral und gratulierten Quai-Lor zu seiner Genesung. Dem Draxyll war es sichtlich unangenehm, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    Während sie dem Gang zur Brücke folgten, kehrten Telios’ Gedanken wieder zu Endriel zurück:
    Direkt nach ihrer Flucht aus Teriam hatte er Kurs auf

Weitere Kostenlose Bücher