Rückkehr nach Kenlyn
Amüsement. »Syl Ra Vans Marionetten in Weiß? Nein, ich fürchte, die sind viel zu sehr damit beschäftigt, auf Zivilisten zu schießen. Der Orden der Friedeswächter ist nicht mehr, was er einmal war, Admiral, das wissen Sie so gut wie ich.«
»Dann wird es Zeit, ihn wieder an seine Pflichten zu erinnern.«
»Das ist ein nobles Vorhaben, nur leider vergebens. Die Friedenswächter werden bald der Vergangenheit angehören. Aber gemeinsam können wir an ihrer Stelle etwas Besseres schaffen.«
Sie scheint wirklich daran zu glauben . Sein Blick fiel kurz auf die Anzeigen unterhalb des Kubus: Die Übertragung wurde weiterhin aufgenommen. »Sie müssen wirklich verzweifelt sein, wenn Sie mich um Hilfe bitten. Vielleicht ist es Ihre Zeit, die bald abgelaufen ist.«
Sie lächelte, als habe er etwas sehr Dummes gesagt. »Seien Sie kein Narr, Telios. Sie können nicht an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen.«
»Ich kann es versuchen.«
»Was glauben Sie, warum so viele Ihrer Ordensbrüder uns in unserem Kampf unterstützen und sogar bereit sind, für unsere Sache zu sterben?«
»Wahnsinn wäre eine gute Erklärung.« Der Admiral sah hinter die Projektion der jungen Frau, doch es gab nichts zu sehen, außer Dunkelheit. Wer hörte ihnen noch zu?
»Nein«, sagte die Kaiserin. »Sie haben erkannt, dass wir das Richtige wollen. Und ich weiß, dass auch Sie das einsehen werden. Eine Stunde, mehr verlange ich nicht. Nur Sie und ich!« Ihr Blick wurde eindringlicher, genau wie ihre Stimme.
Der Admiral sah erneut zur Kommunikationsoffizierin: immer noch kein Erfolg. Verflucht! »Bedaure, Euer Majestät «, sagte er in einer halbherzigen Parodie von Höflichkeit, »aber ich habe wenig bis gar kein Interesse, mit einer Bande Völkermördern zu plaudern. Wir haben euch einmal besiegt, und wir werden es wieder tun.«
Sie seufzte, ehrlich betrübt. »Ist das Ihr letztes Wort?«
»Ja«, sagte er und gab Veldris ein Zeichen.
Der Kubus wurde leer; Liyen sah ihre enttäuschte Reflektion auf dem Kristall. »Das war zumindest deutlich«, murmelte sie. Ohne sich umzudrehen fragte sie: »Haben wir genug Material?«
»Es wird reichen, Gebieterin«, antwortete einer ihrer Maschinisten.
Liyen massierte die geschlossenen Augen mit Daumen und Zeigefinger. »Wie lange, bis wir eine brauchbare Version haben?«
»Nur ein paar Stunden, Gebieterin!«
»Beeilt euch«, sagte sie und verließ den Kommunikationsraum, begleitet von ihrer Leibwache.
Entgegen aller Vernunft hatte sie gehofft, das Gespräch wäre anders verlaufen. Es wäre ihr lieber gewesen, Andar Telios zum Verbündeten zu haben. Aber ihr hätte klar sein müssen, dass er ihr nicht zuhören würde.
Wieder musste sie sich eingestehen, wie sehr sie den Mann bewunderte. Es tat ihr leid, ihn hintergehen zu müssen.
Quai-Lor zuckte zusammen, als Telios’ Faust auf die Konsole schmetterte. »Verflucht!«
Der Admiral rieb sich die schmerzende Handkante. Endriel lebte – wenn er den Worten einer Fremden glauben durfte. Und wenigstens hatte er nun Gewissheit, dass auch der Kult sie noch nicht gefunden hatte. Vielleicht konnte sie ihnen auch weiterhin einen Schritt voraus bleiben, so wie damals in Xida-Ma.
Vielleicht aber auch nicht.
Die Vorstellung, sie an die Schatten zu verlieren, schnürte ihm die Luft ab. Was konnte er tun?
Schließ dich ihnen an. Das ist der einzige Weg – schließ dich ihnen an und fordere Endriels Leben als Gegenleistung! Dann könntest du immer noch versuchen, ihren verdammten Kult von innen heraus zu zerstören!
Telios lächelte bitter. Er wurde wirklich langsam alt, wenn er glaubte, der Kult wäre ernsthaft an einer Allianz interessiert. Alles was der Kult wollte, war sein Wissen über den Orden – und natürlich sein Schiff; immer noch eine der mächtigsten Waffen auf dem Planeten. Sobald sie beides hatten, würde er in der nächsten Folterkammer landen oder vielleicht sogar unter den Wurzeln seines Begräbnisbaumes. Dennoch: Da war etwas in Liyen Telas Stimme gewesen, in ihrem Blick ...
Er wandte sich an die Kommunikationsoffizierin. »Analysieren Sie die Aufnahme! Ich muss wissen, woher Sie gesendet haben!«
»Zu Befehl, Admiral!« Veldris nickte eifrig, doch ihrem Blick entnahm er, dass die Erfolgsaussichten verschwindend gering waren.
Nun, zumindest das war nichts Neues.
32. Ruf zu den Waffen
»Es mag gerechte Krieger geben, doch keinen gerechten Krieg.«
– aus »Die Antagonie zwischen Politik und Moral« von Rendro Barl
Sie konnte es
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