Rueckkehr nach River's End
Zittern. »Seit etwa anderthalb Jahren, soweit ich weiß.«
»Glauben Sie, daß Mr. Tanner ein Drogenproblem hat?«
»Sie wissen sehr gut, daß Sam abhängig ist.« Ihre Augen fixierten Frank. »Wenn Sie das noch nicht herausgefunden haben, haben Sie ihren Beruf verfehlt.«
»Tut mir leid, Mrs. Melbourne. Wir müssen davon ausgehen, daß Sie den Mann ihrer Schwester und seine Angewohnheiten kennen. Vielleicht hat sie mit Ihnen über ihre familiären Probleme gesprochen.«
»Natürlich hat sie das. Julie und ich standen uns sehr nahe. Wir konnten miteinander über alles reden.« Einen Augenblick lang sah Jamie zur Seite, rang mit Händen, Augen und ihrer Stimme um Fassung. »Ich glaube, es begann vor ein paar Jahren. Gelegentlich etwas Kokain in geselliger Runde.«
Ihr Lächeln wirkte schmal und hart. »Julie hasste das. Sie haben immer wieder darüber gestritten. Damals begannen sie, sich über viele Dinge zu streiten. Seine letzten beiden Filme kamen nicht so gut an wie erwartet, weder bei den Kritikern noch beim Publikum. Schauspieler sind eine überaus empfindliche Spezies. Julie machte sich Sorgen, weil Sam nervös und reizbar wurde. Aber so sehr sie auch versuchte, die Wogen zu glätten - ihre eigene Karriere entwickelte sich glänzend. Damit kam Sam nicht zurecht, und er begann, sie abzulehnen.«
»Er war eifersüchtig«, regte Frank an.
»Ja, dabei hätte er stolz auf sie sein sollen. Sie gingen häufiger aus, auf Partys, in Clubs. Sam glaubte, Präsenz zeigen zu müssen. Julie unterstützte ihn darin, obwohl sie im Grunde ein häuslicher Typ war. Ich weiß, ihr Image, die Schönheit, der Glamour lassen sich nur schwerlich mit einer Frau vereinbaren, die sich zu Hause am wohlsten fühlte, in ihrem Garten, bei ihrer Tochter, aber so war Julie.«
Ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich, trank einen Schluck Kaffee und fuhr fort: »Sie arbeitete gerade an >Rauch und Schatten' mit Lucas Manning. Es war eine anspruchsvolle, schwierige Rolle, körperlich sehr anstrengend. Julie konnte es sich nicht erlauben, zwölf bis vierzehn Stunden zu arbeiten, nach Hause zu kommen und dann die Nacht durchzumachen. Sie wollte sich entspannen, Zeit mit ihrer Tochter verbringen. Also begann Sam, allein auszugehen.«
»Es gab Gerüchte über Ihre Schwester und Manning.«
Jamie richtete ihre Augen auf Tracy und nickte. »Wie meistens, wenn zwei attraktive Schauspieler die Leinwand knistern lassen. Die Leute erfinden romantische Geschichten, und sie genießen den Tratsch. Sam machte ihr die Hölle heiß wegen angeblicher anderer Männer, besonders wegen Lucas. Die Gerüchte waren völlig aus der Luft gegriffen. Julie betrachtete Lucas als Freund und erstklassigen Hauptdarsteller.«
»Wie kam Sam damit zurecht?« fragte Frank.
Jetzt seufzte sie, setzte ihren Becher ab und versuchte, den stechenden Schmerz hinter ihren Augen zu ignorieren. »Vor drei oder vier Jahren hätte er darüber gelacht, sie damit aufgezogen. Statt dessen ließ er ihr keine Ruhe, machte ihr ständig Vorwürfe. Er beschuldigte sie, ihm Vorschriften zu machen, warf ihr vor, andere Männer zu ermutigen, sich mit ihnen zu treffen. Auf Lucas war er am meisten eifersüchtig. Das hat Julie sehr wehgetan.«
»Manche Frauen wenden sich unter einer solchen Belastung tatsächlich einem Freund, einem anderen Mann zu.« Frank beobachtete, wie Jamies Augen flackerten und sie die Lippen zusammenpresste .
»Julie nahm ihre Ehe sehr ernst. Sie liebte ihren Mann. Stark genug, wie sich herausstellte, um ihm treu zu bleiben, bis er sie schließlich umbrachte. Wenn Sie das verdrehen und sie als sprunghaft und ordinär hinstellen wollen...«
»Mrs. Melbourne.« Frank hob eine Hand. »Wenn wir diesen Fall abschließen und ihrer Schwester Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen, müssen wir diese Fragen stellen.«
Jamie befahl sich, tief durchzuatmen, langsam ein, langsam wieder aus, und schenkte sich Kaffee nach, den sie gar nicht trinken wollte. »Die Sache ist ganz einfach. Ihre Karriere ging steil bergauf, seine Zukunft war unsicher. Je unsicherer sie wurde, desto mehr Drogen nahm er und desto mehr Vorwürfe machte er ihr. In jener Nacht im Frühling rief sie die Polizei, weil er sie im Zimmer ihrer Tochter angegriffen hatte und sie Angst um Livvy hatte. Julie hatte Angst um sie alle.«
»Sie reichte die Scheidung ein.«
»Der Entschluss ist ihr nicht leichtgefallen. Sie wollte, daß Sam Hilfe suchte, eine Therapie machte, und sie benutzte die Trennung als
Weitere Kostenlose Bücher