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Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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daß… ich dir irgendwas übelnehme, nichts dergleichen. Ich hoffe, wir werden uns noch mal treffen, vielleicht besuchst du uns mal«, sagte ich mühevoll, denn jedes dieser Worte war unnatürlich, und er mußte es spüren.
    Â»Wie … willst du nicht mal über Nacht hierbleiben?«
    Â»Ich kann nicht, weißt du, ich habe es versprochen …«
    Ihren Namen sprach ich nicht aus.
    Olaf brummte: »Wie du willst. Ich bringe dich noch zur Tür.«
    Wir gingen zusammen aus dem Zimmer, dann die Treppe hinunter, draußen herrschte schon völlige Dunkelheit. Olaf ging schweigend neben mir. Plötzlich blieb er stehen. Auch ich hielt inne.
    Â»Bleib hier«, flüsterte er verschämt. Ich sah nur den undeutlichen Flecken seines Gesichts.
    Â»Gut«, stimmte ich – für mich selbst überraschend – zu und machte kehrt. Er war darauf nicht vorbereitet. Stand noch eine Weile da, faßte mich dann an der Schulter und führte mich zu einem anderen, niedrigen Gebäude: In einem leeren, nur von vereinzelten Lampen beleuchteten Saal aßen wir am Büfett zu Abend, ohne uns zu setzen. Während dieser ganzen Zeit wechselten wir kaum zehn Worte. Dann gingen wir wieder in den ersten Stock.
    Das Zimmer, in das er mich nun brachte, war quadratisch, mattweiß, mit einem breiten Fenster zum Park hinaus, aber von einer anderen Seite; das Leuchten der Stadt über den Bäumen sah ich nicht mehr; es gab darin ein Bett, zwei kleine Sessel, einen dritten, größeren am Fenster. Durch eine schmale, halboffene Tür glitzerten die Kacheln des Badezimmers. Olaf stand mit hängenden Armen an der Schwelle, als wartete er auf irgendein Wort von mir. Da ich schwieg, im Zimmer auf und ab ging und rein mechanisch die Möbel berührte, um sie dadurch zeitweilig in Besitz zu nehmen, fragte er leise:
    Â»Kann … kann ich etwas für dich tun?«
    Â»Ja«, sagte ich, »laß mich allein.«
    Er stand weiter da, rührte sich nicht vom Fleck. Sein Gesicht überzog sich plötzlich mit flammendem Rot, dem gleich eine Blässe folgte, dann ein Lächeln – mit dem er diese Schmach zu verdecken versuchte. Denn meine Worte klangen ja beleidigend. Dieses ratlose, klägliche Lächeln brach etwas in mir: bei dem Versuch, krampfhaft die Maske der Gleichgültigkeit, die ich annahm, weil ich nichts anderes mehr tun konnte, loszuwerden, sprang ich auf ihn zu, als er sich schon umgedreht hatte, um zu gehen. Ich faßte seine Hand und zerquetschte sie beinahe. Dieser heftige Druck war meine Entschuldigung. Olaf, ohne sich umzuwenden, antwortete mit dem gleichen Druck und ging. Ich spürte noch seinen harten Griff in meiner Hand, als er schon die Tür so leise schloß, als verließe er ein Krankenzimmer. Ich blieb allein, wie ich es gewollt hatte.
    Das Haus lag in völliger Stille. Ich hörte nicht einmal Olafs sich entfernende Schritte; in der Fensterscheibe zeichnete sich schwach meine eigene, schwere Gestalt ab, aus einer unbekannten Quelle floß warme Luft herein, und über den Konturen meines Abbilds sah ich die dunkle Grenze der Bäume, die in der Finsternis verschwamm – noch einmal umfaßte ich das ganze Zimmer mit dem Blick und setzte mich dann in den großen Sessel am Fenster.
    Die Herbstnacht war eben erst gekommen. An Schlafen war nicht zu denken. Ich stand wieder auf. Die hinter dem Fenster herrschende Dunkelheit mußte voller Kühle und dem Rauschen der blätterlosen, sich reibenden Zweige sein – urplötzlich wollte ich dorthin, in der Dunkelheit herumirren, in ihrem durch niemand vorgeplanten Chaos. Schnell verließ ich das Zimmer. Der Gang war leer. Zur Treppe ging ich auf den Zehenspitzen, was wohl eine übertriebene Vorsicht war. Olaf war sicher schon zur Ruhe gegangen, und Thurber, falls er noch arbeitete, saß in einem anderen Stockwerk, in einem entfernten Flügel dieses Gebäudes. Ich lief hinunter, schon ohne auf meine lauten Schritte zu achten, dann hinaus und ging schnell vorwärts.
    Ich ging so, daß die Stadtlichter nach Möglichkeit abseits blieben. Die Alleen des Parks brachten mich bald an seine Grenzen, die von einer Hecke markiert waren. Ich fand mich auf der Straße, die ich noch eine Zeitlang weiterging, bis ich plötzlich stehenblieb. Ich wollte diese Straße verlassen, denn sie führte zu irgendeiner Siedlung, zu Menschen, und ich wollte allein sein.
    Ich

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