Rückkehr von den Sternen
dort?«
»Ja ⦠und warum fragst du?«
»Gut«, sagte er, als ob er meine letzten Worte nicht gehört hätte. Er sah mich unbeweglich vielleicht fünf Sekunden lang an, als wollte er sich meiner Anwesenheit versichern, sein Blick war völlig ausdruckslos â aber nun ahnte ich schon, daà etwas vorgefallen war. Nur wuÃte ich nicht, ob er es mir sagen würde. Sein Benehmen war nie vorauszusehen. Ich überlegte, wie ich am besten anfangen sollte, und er betrachtete mich inzwischen mit steigender Aufmerksamkeit, geradezu so, als hätte ich mich ihm in einer ganz unbekannten Gestalt gezeigt.
»Was macht Vabach?« fragte ich, als sich diese stumme Betrachtung schon über Gebühr hinzog.
»Er ist mit Gimma zusammen gefahren.«
Nicht darauf zielte meine Frage, und er wuÃte es, aber ich war nicht wegen Vabach hergekommen. Wieder ein Schweigen. Ich fing schon an, mein Kommen zu bereuen.
»Ich hörte, daà du dich verheiratet hast«, sagte er plötzlich, wie leichthin.
»Ja«, antwortete ich, vielleicht allzu trocken.
»Hat dir nur gutgetan.«
Um jeden Preis versuchte ich, ein anderes Thema zu finden. AuÃer Olaf kam mir aber nichts in den Kopf, und noch wollte ich ihn darüber nicht befragen. Ich hatte Angst vor Thurbers Lächeln â ich wuÃte noch, wie er damit Gimma â und nicht nur Gimma allein â zur Verzweiflung bringen konnte, aber er hob nur leicht die Augenbrauen und fragte:
»Und was hast du für Pläne?«
»Gar keine«, antwortete ich wahrheitsgemäÃ.
»Und möchtest du etwas tun?«
»Ja. Aber nicht irgend etwas.«
»Hast du bisher nichts getan?«
Jetzt wurde ich sicher schon rot. Ich war wütend. »So gut wie nichts. Thurber ⦠ich ⦠ich bin nicht in meinen eigenen Angelegenheiten hergekommen.«
»Das weià ich«, sagte er ruhig. »Staave, wie?«
»Ja.«
»Da steckte ein gewisses Risiko drin«, sagte er und stieà sich leicht vom Schreibtisch ab. Der Sessel drehte sich gehorsam in meine Richtung.
»Oswamm hatte das Schlimmste erwartet, besonders als Staave seinen Hypnagog weggeworfen hat⦠du hast deinen übrigens auch nicht benutzt, wie?«
»Oswamm«, meinte ich, »was für ein Oswamm⦠ja, warte mal â der vom ADAPT?«
»Ja. Am meisten war er über Staave beunruhigt. Ich habe ihn dann über diesen Irrtum aufgeklärt.«
»Wie â aufgeklärt?«
»Aber Gimma bürgte für euch beide â¦Â«, beendete Thurber seinen Satz, so als hätte er mich die ganze Zeit über nicht gehört.
»Was?!« rief ich und erhob mich von meinem Sitz. »Gimma?!«
»Selbstverständlich wuÃte er selber nichts«, Thurber spann weiter seinen Faden. »Und sagte es mir auch.«
»Ja, warum bürgte er denn, zum Teufel!« schrie ich, durch seine Worte verwirrt.
»Er meinte, er müÃte es«, erklärte Thurber kurz. »Der Expeditionsleiter müÃte seine Leute kennen.«
»Unsinn.«
»Ich wiederhole nur, was er Oswamm gesagt hat.«
»So?« sagte ich. »Und dieser Oswamm â wovor hatte er Angst? Daà wir rebellieren würden, oder was?«
»Und hattest du nie Lust dazu?« fragte Thurber ruhig.
Ich überlegte ehrlich. »Nein«, sagte ich endlich. »Im Ernst nie.«
»Und wirst du deine Kinder betrisieren lassen?«
»Und du?« fragte ich langsam.
Er lächelte zum ersten Mal mit einem Zucken seiner blutleeren Lippen, sagte aber kein Wort.
»Hör zu, Thurber⦠erinnerst du dich noch an den Abend nach dem letzten Erkundungsflug über Beta ⦠als ich dir sagte â¦Â« Gleichgültig nickte er. Und plötzlich war meine Ruhe wie weggeblasen.
»Damals habe ich dir nicht alles gesagt, weiÃt du. Wir waren dort zusammen, hatten aber nicht die gleichen Rechte. Ich gehorchte euch, dir und Gimma, weil ich es selber wollte. Alle wollten es, Venturi, Thomas, Ennesson und Arder, dem Gimma keine Reserve gab, weil er sie für eine besondere, bessere Gelegenheit behielt. In Ordnung. Nur â mit welchem Recht redest du jetzt zu mir so, als ob du die ganze Zeit über hier auf diesem Stuhl gesessen hättest? Du warst es doch, der Arder im Namen der Wissenschaft da hinunter auf Kerenea geschickt hat, Thurber, und ich habe ihn da im Namen seiner unglückseligen Gedärme wieder herausgeholt, wonach
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