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Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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auf Luna gemerkt, daß sie zugleich versuchten, jedem eine bestimmte Einstellung beizubringen. Sie kamen mit einer schon fertigen Wertskala an, und wenn man sie nicht als seine eigene anerkannte, erklärten sie das – wie alles überhaupt – mit Rückständigkeit, unterbewußten Widerständen, Routine der alten Gewohnheiten und so weiter. Ich hatte durchaus nicht die Absicht, auf meine Gewohnheiten und Widerstände zu verzichten, solange ich nicht überzeugt war, daß das, was sie mir boten, besser war. Die Lehren der letzten Nacht hatten diese meine Entscheidung gar nicht beeinflußt. Ich wollte keine Schule, keine Rehabilitation – und schon ganz bestimmt nicht so brav und so plötzlich. Interessant, warum sie mich dieser »Betrisierung« nicht unterworfen hatten. Das mußte ich herausbekommen.
    Ich konnte einen von ›uns‹ suchen: Olaf. Dies wäre schon eine deutliche Überschreitung der ADAPT-Empfehlungen. Ja, denn sie befahlen gar nichts, sie wiederholten fortwährend, daß sie in meinem Interesse handelten und daß ich tun könnte, was ich wollte: sogar direkt vom Mond auf die Erde springen – das war der witzige Doktor Abs –, wenn ich es so eilig hätte. Ich nahm keine Rücksicht auf den ADAPT, aber Olaf könnte das vielleicht nicht passen. Jedenfalls wollte ich ihm schreiben. Die Adresse hatte ich. Arbeit. Sollte ich mir einen Job suchen? Als Pilot? Und was dann – Kursflüge Mars-Erde-Mars machen? Davon verstand ich etwas, aber…
    Plötzlich kam mir der Gedanke, daß ich doch Geld hatte. Eigentlich war es kein Geld, es hieß anders, aber ich begriff den Unterschied nicht, man konnte dafür doch alles haben. Ich bat um Verbindung mit der Stadt. Im Hörer pulsierte ein ferner Gesang. Das Telefon hatte keine Zahlen, auch keine Drehscheibe, vielleicht sollte man den Namen der Bank nennen? Ich hatte ihn auf einem Zettel notiert, der Zettel war – im Anzug. Ich schaute ins Bad: der Anzug lag schon im Schränkchen, frisch gereinigt, in den Taschen befand sich mein ganzer Kleinkram, auch der Zettel.
    Die Bank war keine Bank – sie hieß Omnilox. Ich sprach diesen Namen aus, und so schnell, es hätte sie gerade auf mein Anliegen gewartet, ließ sich eine tiefe Stimme hören: »Omnilox hier.« »Mein Name ist Bregg«, sagte ich, »Hal Bregg. Und ich habe wohl bei Ihnen ein Konto … ich möchte gerne wissen, wieviel ist es?«
    Ein Knacks und eine andere, höhere Stimme sagte: »Hal Bregg?«
    Â»Ja.«
    Â»Wer eröffnete dieses Konto?«
    Â»Raflu – der Raumflug im Auftrag des Planetologischen Instituts und der Raumflugkommission der UNO. Aber das ist schon einhundertsiebenundzwanzig Jahre her …«
    Â»Haben Sie irgendeinen Beweis?«
    Â»Nein, nur einen Zettel des Luna-ADAPT vom Direktor Oswamm…«
    Â»In Ordnung. Kontostand: sechsundzwanzigtausendvierhundertsieben Iten.«
    Â»Iten?«
    Â»Ja. Wünschen Sie sonst noch etwas?«
    Â»Ich möchte gern etwas Ge … das heißt, Iten abheben.«
    Â»In welcher Form? Wollen Sie vielleicht einen Kalster?«
    Â»Was ist das? Ein Scheckbuch?«
    Â»Nein. Sie werden sofort bar zahlen können.«
    Â»So? Gut.«
    Â»Bis zu welcher Höhe soll man Ihnen den Kalster öffnen?«
    Â»Was weiß ich – fünftausend …«
    Â»Fünftausend. Sehr wohl. Sollen wir ihn ins Hotel schicken?«
    Â»Ja. Moment mal – ich habe den Namen dieses Hotels vergessen.«
    Â»Ist es nicht das, von wo aus Sie anrufen?«
    Â»Doch.«
    Â»Es heißt Alcaron. Den Kalster schickten wir sofort. Nur noch eine Frage: hat sich Ihre rechte Hand verändert?«
    Â»Nein – wieso?«
    Â»Ach, nichts. Gegebenenfalls hätten wir den Kalster ändern müssen. Sie bekommen ihn gleich.«
    Â»Danke«, sagte ich und legte den Hörer zurück. Sechsundzwanzigtausend – wie viel ist das? Ich hatte keine Ahnung. Etwas fing zu summen an. Ein Radio? Es war das Telefon. Ich hob den Hörer.
    Â»Bregg?«
    Â»Ja«, sagte ich. Mein Herz klopfte nur einmal etwas stärker. Ich erkannte ihre Stimme. »Woher wußtest du, wo ich bin?« fragte ich, da sie nicht gleich weitersprach.
    Â»Vom Infor. Bregg … Hal … hör zu, ich wollte dir erklären…«
    Â»Da gibt es nichts zu erklären, Nais.«
    Â»Du bist böse. Aber verstehe

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