Rückkehr von den Sternen
noch auf Luna gesagt â, daà man sie jetzt nicht mehr errichtete und daà der Drang zur Höhe kurz nach ihrem Bau eines natürlichen Todes gestorben war. Sie waren das Denkmal einer Architekturepoche, denn abgesehen von ihrer Riesenhaftigkeit, die nur durch ihre Schlankheit erträglich wurde, boten sie dem Auge nichts. Sie sahen wie dunkelbraun-goldene, schwarz-weiÃe, quergestreifte oder silberne Röhren aus, die die Wolken stützen oder sie einfangen sollten. Und die Landeplätze, die aus ihnen in den Himmel ragten, auf rohrartigen Trägern in die Luft hinausgeschoben, ähnelten kleinen Bücherregalen.
Gar kein Vergleich mit den neuen Häusern, die fensterlos, aber viel hübscher waren; denn man konnte nun sämtliche Wände schmücken. Die ganze Stadt sah wie eine gigantische Kunstausstellung aus, ein Festival der Meister von Farbe und Form. Ich kann nicht behaupten, daà mir alles, was diese zwanzig oder dreiÃig Stockwerke hohen Bauten schmückte, gut gefiel, aber für einen Kerl von hundertfünfzig Jahren war ich nicht übermäÃig von gestern. Am besten gefielen mir Häuser, die durch Gärten halbiert wurden â vielleicht waren es Palmenhäuser â, weil der Bau dadurch in der Mitte aufgeteilt und wie auf einem Luftkissen schwebend erschien â die Wände dieser Hochgärten waren aus Glasmaterial â, es entstand dabei ein Effekt von Leichtigkeit, und zugleich zerschnitten unregelmäÃige Streifen eines zottigen Grüns den Bau auf angenehme Weise.
Ãber die Boulevards, entlang jener fleischigen Palmen, die mir durchaus miÃfielen, bewegten sich zwei Ströme schwarzer Autos. Ich wuÃte bereits, daà man sie Glider nannte. Ãber den Häusern zeigten sich auch andere, fliegende Maschinen, weder Hubschrauber noch Flugzeuge, sie sahen wie an beiden Enden zugespitzte Bleistifte aus.
Auf den Gehsteigen gab es nur wenig Menschen, nicht so viele wie vor hundert Jahren. Den Verkehr hatte man weitgehend entlastet, besonders den FuÃgängerstrom eingeschränkt, vielleicht durch die Vielzahl von Ebenen: denn unter der Stadt, die ich nun sah, zogen sich niedrigere, unterirdische Stockwerke mit StraÃen, Plätzen, Kaufhäusern hin â eben sagte mir an einer Ecke der Infor, daà für die Einkäufe die Etage Serean am günstigsten sei. Das war irgendein genialer Infor, oder vielleicht verstand ich mich schon besser verständlich zu machen, jedenfalls gab er mir ein Plastikbüchlein mit vielen zerlegbaren Seiten: den städtischen Verkehrsplan. Wollte ich irgendwohin gelangen, so drückte ich auf die in Silber gedruckten Namen â StraÃe, Stockwerk, Platz â, und gleich leuchtete auf dem Plan der volle Umkreis aller Verbindungen auf, die ich benötigte. Ich konnte auch mit einem Glider hinfahren. Oder mit einem Rast. SchlieÃlich konnte man noch zu Fuà gehen â deshalb waren es vier Pläne. Doch begriff ich bereits, daà Ausflüge zu Fuà â sogar mit beweglichen Gehsteigen und Aufzügen â manchmal recht viele Stunden in Anspruch nehmen konnten.
Serean war wohl das dritte Stockwerk. Und wieder war ich von der Stadtansicht überrascht: anstatt unter die Erde kam ich aus einem Tunnel auf die StraÃe. Unterm Himmel, in der prallen Sonne, wuchsen in der Mitte eines Platzes groÃe Pinien, in der Ferne zeichneten sich blau einige gestreifte Nadelbauten ab, und auf der entgegengesetzten Seite, hinter einem kleinen Wasserbecken, in dem Kinder planschten und mit bunten Fahrrädern auf dem Wasser herumfuhren, stand, von Palmengrün-Streifen durchschnitten, ein weiÃes Hochhaus mit einem recht eigenartigen, wie Glas leuchtenden Aufsatz auf seinem Gipfel. Es tat mir leid, daà ich keinen um eine Erklärung dieses Rätsels fragen konnte. Urplötzlich besann ich mich â oder vielmehr erinnerte mich mein Magen daran â, daà ich noch ohne Frühstück war .ch hatte völlig vergessen, daà ich es im Hotel aufs Ziemer bekommen sollte. Vielleicht hatte sich auch der Rezeptionsroboter irgendwie geirrt.
Zum Infor also: ich machte nun keinen Schritt mehr, ohne vorher genau erfahren zu haben, wie etwas zu erreichen war. Ãbrigens konnte der Infor auch einen Glider bestellen, aber vorerst wagte ich noch nicht, darum zu bitten, weil ich gar nicht wuÃte, wie man da hineinstieg. Na und auch, was man da später machen sollte.
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