Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
Augen, sein Schädel dröhnte vor Schmerz.
    Zähneknirschend und unter Aufbietung eiserner Willenskraft hinderte er sich daran, in die Bewusstlosigkeit zu entgleiten. Trotz des dumpfen Pochens in seinem Schädel zwang er sich, wach und wachsam zu bleiben. Nicht das Bewusstsein verlieren, befahl er sich. Nicht den feigen Weg nehmen. Du musst wach bleiben, wenn du am Leben bleiben willst. Er merkte, wie sich Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten und ihm in die Augen rannen, sodass er zwinkern und blinzeln musste.
    Dann spülte eine Woge des Zorns über ihn hinweg. So etwas Dummes, schalt er sich. Ein Hydrothermalschlot. Wasser. Flüssiges Wasser, hier auf dem Mars. Du hättest es wissen müssen. Du hättest darauf kommen müssen. Der Wärmestrom, das rostige Eisen. Es muss hier siderophile Organismen geben, Bakterien, die Eisen und Wasser umwandeln. Sie haben die Wand geschwächt, und du hast so viel davon abgekratzt, dass der Druck sie gesprengt hat. Du hast einem Geysir ein Ventil geschaffen.
    Ja, stimmte er sich zu. Jetzt, wo du diese Entdeckung gemacht hast, musst du weiterleben, um dem Rest der Welt davon zu berichten.
    Seine Sichtscheibe war noch immer völlig beschlagen. Fuchida tastete nach dem Bedienungsknopf an seinem Handgelenk, um das Gebläse des Anzugs hochzudrehen und die Sichtscheibe frei zu machen. Er glaubte, die richtige Taste gefunden zu haben und drückte darauf. Nichts änderte sich. Tatsächlich, jetzt, wo er auf das leise Summen des Gebläses horchte, konnte er es überhaupt nicht mehr hören. Außer den Geräuschen seines eigenen mühsamen Atmens war alles still.
    Warte. Sei ruhig. Denk nach.
    Ruf Rodriguez. Sag ihm, was passiert ist.
    »Tomas, ich hatte einen kleinen Unfall.«
    Keine Antwort.
    »Rodriguez! Hörst du mich?«
    Stille.
    Langsam und vorsichtig bewegte er beide Arme, dann die Beine. Er hatte Schmerzen am ganzen Körper, schien sich aber nichts gebrochen zu haben. Trotzdem blieb das Gebläse stumm, und Schweiß tropfte ihm in die Augen. Zwinkernd und blinzelnd sah er, dass die Sichtscheibe von selbst wieder klar zu werden begann. Offenbar ist das kein sehr starker Hydrothermalschlot gewesen, dachte er dankbar. Das Grollen war verstummt; der Tunnel schien nicht mehr zu beben.
    Fast widerstrebend hob er den Arm bis in Augenhöhe und hielt die Handgelenkstastatur nah an die Sichtscheibe. Das Display war leer. Die Elektrik funktionierte nicht! Verzweifelt tippte er auf der Tastatur herum: nichts. Heizung, Wärmetauscher, Gebläse, Funk – alles aus.
    Ich bin ein toter Mann.
    Kalte Panik traf ihn wie ein Schlag aufs Herz. Deshalb hörst du die Luftzirkulationsventilatoren nicht mehr! Die Anzugbatterie muss beim Aufprall an die Wand beschädigt worden sein.
    Das Herz schlug Fuchida dröhnend laut in den Ohren. Beruhige dich, befahl er sich. So schlimm ist es nicht. Die Luft im Anzug reicht noch für mindestens eine Stunde. Und der Anzug ist sehr gut isoliert; erfrieren wirst du nicht – zumindest nicht in den nächsten Stunden. Du kommst auch ohne kühlendes Gebläse aus. Für eine Weile.
    Erst als er aufzustehen versuchte, bekam er es wirklich mit der Angst. Schmerz loderte in seinem rechten Knöchel auf. Er ist gebrochen oder böse verstaucht, dachte Fuchida. Ich kann nicht darauf stehen. Ich komme hier nicht heraus!
    Dann wurde ihm die Ironie der Situation klar. Ich könnte der erste Mensch sein, der auf dem Mars an einem Hitzschlag stirbt.
    Das Problem ist, dachte Rodriguez, dass wir nur ein Klettergeschirr mitgebracht haben, und das trägt Mitsuo. Bis ich zum Flugzeug zurückgegangen bin, das andere Geschirr geholt habe, wieder hier bin und es angelegt habe, könnte er tot sein. Ich muss da runter, und zwar ohne Seil, ohne auch nur eins der Kletterwerkzeuge, die er bei sich hat.
    Scheiße! Rodriguez schüttelte den Kopf. Ich kann ihn nicht da unten lassen. Es wird schon dunkel, und die Nacht überlebt er nicht.
    Andererseits stehen die Chancen verdammt gut, dass wir beide da unten sterben.
    Scheiße hoch zwei.
    Eine Zeit lang starrte er sinnlos in die dunklen Tiefen der Caldera hinunter, die jetzt, wo die Sonne näher an den fernen Horizont herankroch, vollständig im Schatten lag.
    Zeig keine Furcht, wiederholte Rodriguez bei sich. Nicht einmal dir selbst gegenüber. Er nickte in seinem Helm.
    Ja, leicht gesagt. Jetzt musst du nur noch die Schlangen in deinem Bauch davon überzeugen, dass du dich wirklich nicht fürchtest. Trotzdem machte er sich auf den Weg nach unten.

Weitere Kostenlose Bücher