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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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vielleicht«, erwiderte Dex mit leiserer Stimme. »Aber dann wären wir beide nicht hier, stimmt's?«
    »Nein, wohl nicht.«
    »Tja, ich will auf dem Mars sein. Jetzt. Ich. Ganz egal, was es kostet. Und du empfindest genauso, sonst wärst du nicht hier.«
    Jamie sah ihm ins Gesicht. Das nassforsche Grinsen war verschwunden, die blaugrünen Augen waren tief, und sie wichen seinem Blick nicht aus.
    »Vielleicht hast du Recht«, gab Jamie zu und ging wieder nach hinten zur Kombüse. »Aber ich komme mir wie eine Judasziege vor.«
    »Oder wie Kit Carson vielleicht?«
    Jamie fuhr herum und sah, dass Dex wieder grinste. Er weiß Bescheid über den Langen Marsch, damals, nachdem Carson und die Army das Volk von seinem Land vertrieben hatten.
    »Genau«, sagte er gepresst. »Kit Carson. Das bin ich.«

NACHMITTAG: SOL 101
     
    Jamie baumelte sechshundert Meter unter dem Rand der Klippe. Er schwang im Klettergeschirr hin und her, und die rötliche Felswand mit ihrer Schichtenstruktur war nur eine Armeslänge von ihm entfernt. Er berührte sie mit einem gestiefelten Fuß, dann stieß er sich ab. Er kippte Schwindel erregend vor und zurück wie ein Kind auf einer Schaukel.
    »Bin fast da«, grunzte er. Er merkte, dass er keuchte und schwitzte, obwohl die motorisierte Winde den größten Teil der Arbeit erledigte.
    »Immer mit der Ruhe.« Dex' Stimme klang angespannt und rau in seinen Helmlautsprechern. Die beiden Männer hatten nach ihrem Streit am Vorabend praktisch nur noch das für die Arbeit Nötigste miteinander gesprochen.
    Jamie wurde bewusst, dass er sein Leben Dex anvertraute, der oben an der Winde mit dem Seil stand, an dem er hing. Er hätte fast in sich hineingelacht. Unser Streit ist rein philosophisch. Aber dann dachte er an Vijay und erkannte, dass der Streit nach ihrer Rückkehr zur Kuppel ziemlich schnell handgreiflich werden konnte.
    Behutsam drückte er auf die Windensteuerung. Die Felswand glitt an ihm vorbei, aber zu schnell; sie verschwamm beinahe vor seinen Augen. Er hob den behandschuhten Finger vom Kontrollknopf, und das Geschirr stoppte ruckartig, sodass er noch heftiger schaukelte als zuvor. Er knallte mit der Schulter gegen den Felsen und grunzte, als ihm der Aufschlag die Luft aus den Lungen trieb, dann streckte er wieder die Beine aus, um den nächsten Stoß abzufangen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Alles okay«, antwortete Jamie.
    »Von deinen Bildern werde ich seekrank«, beschwerte sich Dex.
    Die an Jamies Helm befestigten VR-Kameras zeichneten alles auf, nicht so sehr zu Showzwecken, sondern damit man den Abstieg optisch verfolgen konnte. Dex hatte oben am Rand des Canyons einen tragbaren Monitor neben der Winde aufgestellt.
    Widerstrebend blickte Jamie nach unten. Die Spalte in der Felswand befand sich noch immer mehrere hundert Meter unter ihm. Und der Grund des Canyons schien noch Tausende von Kilometern tiefer zu liegen und rhythmisch zu schwanken, so tief unten, dass er wie ein blutroter Teppich aussah, der nur darauf wartete, dass er ihm entgegen stürzte.
    Na, wie sieht das aus, du Klugscheißer, fragte er Dex stumm.
    Dann hob sich sein Magen. Jamie klammerte sich mit beiden Händen an dem dünnen Buckyball-Seil fest. Er schloss die Augen und sagte sich, dass das Seil über eine Tonne Gewicht tragen konnte, dass er selbst auf dem Mars nur ein Drittel seines irdischen Gewichts wog, dass das Geschirr ihn sicher hielt und noch nie gerissen war.
    Trotzdem war es noch ein langer Weg bis nach unten. Ein langer Weg. Er lehnte sich so weit zurück, wie er es wagte, schaute durch die Sichtscheibe seines Helms nach oben und stellte fest, dass es auch ein langer Weg zum Rand des Canyons war.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sprach in sein Helmmikrofon: »Okay, noch einmal, das müsste reichen.«
    »Sei vorsichtig«, mahnte Dex.
    »Klar«, sagte Jamie und fügte wortlos hinzu: Toller Rat. Als ob es ihm nicht scheißegal wäre.
    Er drückte so behutsam auf den Bedienungsknopf, wie er konnte, berührte ihn kaum, und die Felswand glitt langsamer vorbei. Vielleicht hab ich den Trick allmählich raus, sagte sich Jamie. Die Fahrt in die Tiefe ging noch gleichmäßiger vonstatten, als er den Finger völlig regungslos auf dem Knopf hielt und zusah, wie die Felswand vor seinen Augen nach oben rollte, Schicht um Schicht, Rot und Braun, Rosa und gebleichtes Hellbraun, ein Streifen gelbliches Weiß, ein Fleck aus glänzendem Silber – offenbar Sedimentablagerungen aus einer Zeit vor Milliarden

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