Rückkehr zum Mars
irgendwann Touristengruppen auf den Mars zu bringen. Zum Teufel, es gibt ja inzwischen schon Pauschalreisen zum Mond, oder nicht?«
»Touristen«, murmelte Jamie düster.
»Nun schau mich nicht an, als hätte ich das Massaker am Wounded Knee angeführt, Herrgott noch mal«, sagte Dex.
»Du bist derjenige, der dieses Ziel verfolgt, Dex, nicht ich.«
»Uns bleibt doch gar nichts anderes übrig! Wie, zum Teufel, willst du sonst die erforderlichen Mittel auftreiben, um diesen Planeten zu erforschen?«
»Ich würde mich lieber an die Straßenecke stellen und betteln.«
»Ja, und da würdest du dann Fünf- und Zehncentstücke kriegen«, fauchte Dex. »Hör auf zu träumen!«
Jamie richtete sich auf. »Es muss einen besseren Weg geben, Dex.«
»Klar. Bring die Regierung dazu, die Kosten zu tragen. Brumado hat zwanzig Jahre gebraucht, um die Finanzierung der ersten Expedition auf die Beine zu stellen, und die Regierung hat sich nicht gerade darum gerissen, diese zu unterstützen, oder?«
»Es muss einen besseren Weg geben.«
»Wenn du ihn findest, sag mir Bescheid.«
Jamie machte sich auf den Weg zur Kombüse. »Ihr werdet den Mars in eine Touristenattraktion verwandeln.«
»Was, zum Teufel, glaubst du denn, wie wir diesmal hergekommen sind?«, sagte Dex hitzig.
Jamie drehte sich zu ihm um. »Weil dein Vater die Finanzierungskampagne durchgepowert hat, ich weiß.«
»Weil ich ihn dazu gebracht habe!« Dex tippte sich mit einem Finger an die Brust. »Er hatte nicht das mindeste Interesse am Mars, verdammt noch mal. Ich hab sein Interesse geweckt.«
»Indem du ihm erzählt hast, er könnte Flugtickets an Touristen verkaufen.«
»Indem ich ihm erzählt habe, er könnte damit Geld machen, ja. Was ist daran falsch?«
»Wir können keine wissenschaftliche Forschung betreiben, wenn es überall um uns herum von Touristen wimmelt.«
»Nun hör aber auf, Jamie! Wir haben hier einen ganzen Planeten ! Wir können uns die Touristen vom Leibe halten.«
»Wirklich?« Jamie fühlte, wie der alte, brodelnde Zorn in ihm hochstieg. »Sie werden die interessantesten Orte besuchen wollen, oder? Zum Beispiel den Boden des Canyons, wo wir die Flechte gefunden haben. Sie werden Souvenirs mitnehmen und überall rumstiefeln.«
»Das werden wir nicht zulassen.«
»Und wie wollt ihr das verhindern, Dex? Wo ziehen wir die Grenze, wenn sie erst mal herkommen dürfen? Geld regiert die Welt, ist es nicht so? Wer die Musik bezahlt, bestimmt auch, was gespielt wird, oder nicht?«
Dex marschierte durch den leeren Gang, bis er so dicht vor Jamie stand, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. »Herrgott noch mal, glaubst du, du bist der einzige Wissenschaftler im ganzen Sonnensystem? Ich will auch gute wissenschaftliche Arbeit machen, weißt du.«
»Wenn deine Touristen es dir erlauben.«
»Verdammt!« Dex schlug mit der Faust gegen die eingeklappte Liege über der seinen. »Dieser verfluchte selbstgerechte Mist! Das steht mir bis hier!« Er zeigte mit seiner anderen Hand auf seinen Adamsapfel.
Jamie spürte, wie ihm selbst die Hitze ins Gesicht stieg. »Und dann werdet ihr große Touristenanlagen bauen wollen. Hotels. Parks, in denen sie in Hemdsärmels rumlaufen können. Ihr werdet diesen Planeten ruinieren, Dex. Eine ganze Welt wird zerstört werden, und die einheimischen Lebensformen mit ihr.«
»Das liegt noch hundert Jahre oder mehr in der Zukunft.«
»Das geschieht jetzt , Dex. Was wir jetzt tun, gestaltet die Zukunft. Mit jedem Schritt erschaffen wir unseren Weg ins Morgen. Was du vorhast, wird diese Welt ebenso sicher zerstören, wie die Europäer die Welt der amerikanischen Ureinwohner zerstört haben.«
»Glaubst du, ich will , dass es so läuft?«
»Du hast deinen Vater dazu gebracht, diese Richtung einzuschlagen, oder nicht?«
»Anders wären wir nicht hierher gekommen, Jamie! Zum Teufel, die Politiker wollten keine weitere Expedition finanzieren. Was glaubst du, warum es sechs Jahre gedauert hat, bis diese zweite Expedition auf dem Mars landen konnte?«
Jamie funkelte ihn an.
»Ich bin ebenfalls Wissenschaftler«, sagte Dex. »Ich habe meinen Vater beschwatzt, das Geld für uns zu beschaffen, weil ich zum Mars wollte ! Glaubst du, du bist der Einzige?«
Jamie schüttelte den Kopf. »Aber der Preis, Dex. Der Preis. Es wäre besser gewesen, wenn wir den Mars weitere hundert Jahre in Ruhe gelassen und abgewartet hätten, bis wir nur um der Wissenschaft willen herkommen können.«
»In einer perfekten Welt
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