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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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schluften wie zwei Affen dahin, als sie durch die uralte Behausung streiften und dabei Stiefelabdrücke im rostfarbenen Marssand hinterließen.
    Wie alt ist dieses Bauwerk, fragte sich Jamie immer wieder. Wie lange ist es her, dass hier jemand gelebt hat?
    Sie betraten eine größere, zentrale Kammer, die eine rechteckige Öffnung in der Decke hatte.
    »Ein Lichtschacht«, sagte Jamie. »So kriegen sie Licht in die inneren Räume.«
    »Wie bei dem Palast in Knossos«, pflichtete Dex ihm bei.
    Jamie nickte. »Minoisch«, murmelte er. »Uraltes Kreta.«
    »Da geht's rauf«, sagte Dex und zeigte auf das quadratische Loch.
    Aber es gab weder Treppen noch Leitern, die zum nächsten Stockwerk hinaufführten. Allerdings waren die Decken so niedrig, dass Jamie sich am Rand der Öffnung festhalten und darin hochziehen konnte. Trotz der geringen marsianischen Schwerkraft musste er sich bis zum Äußersten anstrengen, aber dann bekam er oben ein Knie auf den Boden, schleppte sich von der Öffnung weg und stand auf.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte er Dex.
    »Wenn du das kannst, kann ich's auch.« Jamie hörte ihn grunzen und schnaufen, als er heraufkletterte. Schließlich stand er neben ihm.
    »Kinderspiel«, keuchte Dex.
    Jamie grinste in seinem Helm.
    Langsam arbeiteten sie sich bis zum Dach vor und schritten es in seiner ganzen Länge ab. Der wuchtige, schützende Fels war kaum einen Meter über ihren Helmen. Jamie spürte einen Hauch von Klaustrophobie unter dem massiven, drückenden Gestein, das so dicht über ihm hing.
    »Ist alles leer«, sagte Dex. »Kein Möbelstück, kein Korb, keine Tonwaren.«
    »Vielleicht ist etwas im Staub begraben«, meinte Jamie. Er wusste, dass er sich an einen Strohhalm klammerte.
    »Nee, der Staub ist nicht dick genug, um auch nur eine Tonscherbe zu verbergen.«
    »Sie müssen alles mitgenommen haben.«
    »Jedenfalls haben sie nichts hier gelassen.«
    Das ganze Gebäude war leer. Als wäre es vor Ewigkeiten ausgeräumt worden. Geplündert? Von seinen Erbauern verlassen?, fragte sich Jamie. Warum? Wann?
    Und dann kam es ihm erneut mit voller Wucht zu Bewusstsein, und der Gedanke traf ihn so heftig, dass ihm die Knie weich wurden.
    Hier haben intelligente Marsianer gelebt! Sie sind vom Boden des Canyons heraufgestiegen und haben diese Behausung erbaut. Wann? Vor wie langer Zeit? Was ist aus ihnen geworden? Wohin sind sie verschwunden?

ABEND: SOL 102
     
    Jamie rutschte unbehaglich auf dem Cockpit-Sitz des Rovers herum und rieb sich die Augen. Er hatte stundenlang vom Kommunikationsbildschirm abgelesen.
    »Es kostet mehr Zeit, all diese Botschaften zu beantworten, als wir in dem Dorf verbracht haben«, beschwerte er sich.
    Dex saß im Schneidersitz auf seiner Liege. Der Bildschirm des Laptops beschien sein Gesicht. »Jeder will uns gratulieren – und einen Teil des Verdiensts in Anspruch nehmen.«
    »Da magst du Recht haben.«
    Sie hatten sich die Beantwortung aller Anrufe von der Erde geteilt. Dex erledigte seine Hälfte der Arbeit auf seiner Liege. Jamie merkte, dass ihm der Magen knurrte; ihre übliche Essenszeit war schon lange vorbei. Er hatte bereits einen fünfzehnminütigen Bericht an die Nachrichtenmedien geschickt, von dem jede Station und jede Zeitung, die es wollte, Gebrauch machen konnte. Dabei sah er schon vor sich, wie die Bildredakteure den Bericht auf ein oder zwei kurze Häppchen zusammenstrichen.
    »Lass uns eine Pause einlegen und nach dem Essen weitermachen«, schlug Jamie vor.
    »Gute Idee – Moment mal! Hier ist was von Pater DiNardo in Rom.« Dex brach in Gelächter aus. »Also, was sagt man dazu? Unser jesuitischer Geologe hat's geschafft, zum Vorsitzenden des Archäologenteams ernannt zu werden. Wenn da nicht jemand kräftig gemauschelt hat.«
    »DiNardo? Warte, ich will sehen, was er zu sagen hat.«
    Jamie tippte auf der Tastatur zwischen den beiden Sitzen im Cockpit herum, und Pater DiNardos dunkles, breitwangiges Gesicht erschien auf dem Bildschirm der Kontrolltafel.
    »… beglückwünsche ich euch von Herzen«, sagte der Priester. »Gott hat euch reich beschenkt. Und mich auch, nehme ich an. Wie gesagt, das IUK hat mich gebeten, den Ausschluss zu leiten, unter dessen Regie ihr das marsianische Bauwerk erforschen werdet.«
    Dex grinste Jamie quer durch das Rover-Modul an und fuhr sich mit einem Finger quer über den Hals. Jamie verstand: In den letzten sechsunddreißig Stunden mussten jede Menge Messer im Dunkeln aufgeblitzt sein.
    »Da sich die Archäologen und

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