Rückkehr zum Mars
Paläontologen offenbar nicht auf einen der ihren als Ausschussvorsitzenden einigen konnten, hat Dr. Li vorgeschlagen, dass ich diese Aufgabe sozusagen als neutrale Person übernehme, die keine der beiden Seiten bevorzugt.«
»Die Wege des Herrn sind unerforschlich«, witzelte Dex.
»Eine gewisse Anzahl von Anthropologen möchte ebenfalls hinzugezogen werden«, fuhr DiNardo fort, »aber ich weiß nicht so recht, ob Anthropologen besondere Ansprüche auf eine Beteiligung an dieser Untersuchung erheben können. Die Marsianer sind per definitionem eindeutig nicht menschlich. Die Anthropologen möchten jedoch unbedingt mit dabei sein.«
DiNardo wusste, dass es fast eine halbe Stunde dauern würde, bis ihn eine Antwort vom Mars erreichte, und redete darum weiter, ohne auf eine Antwort zu warten, ohne auch nur eine Atempause einzulegen, wie es Jamie schien. Der Mann war aufgeregt, erkannte er. Unter der gelassenen Fassade, die er aufrechtzuerhalten trachtete, war DiNardo genauso aufgeregt wie er selbst.
Und wieso auch nicht, dachte Jamie stumm. Das ist die größte Entdeckung in der Geschichte der Menschheit. Wir sind nicht allein! Es gibt – oder gab – intelligente Geschöpfe auf dem Mars.
Der Priester kam schließlich zum Ende seiner kleinen Ansprache. »Soweit ich weiß, hat man euch bereits gesagt, dass ihr in der Behausung oder in ihrer Umgebung nichts anfassen dürft. Morgen solltet ihr so viele Kameras aufstellen, wie ihr könnt, damit wir möglichst viel vom Äußeren und Inneren des Gebäudes zu sehen bekommen.«
»Haben wir heute schon weitgehend erledigt«, sagte Dex mehr zu sich selbst als zu dem Gesicht auf dem Monitor. Jamie wurde klar, dass DiNardo die zur Erde geschickten Bilder noch nicht gesehen hatte.
»Als Nächstes hätten wir gern eine Tour durch das Gebäude mit dem Virtual-Reality-System. Dadurch bekämen unsere Leute hier ein besseres Gefühl dafür, was ihr dort gefunden habt.«
Jamie nickte. Durchaus sinnvoll, fand er.
Auf dem Bildschirm blickte DiNardo abrupt zu jemandem außerhalb des Bildfelds der Kamera auf. »Ich muss mich jetzt von euch verabschieden. Wir haben eine elektronische Konferenz des gesamten Ausschusses anberaumt, und ich muss den Vorsitz führen. Ich rufe euch morgen wieder an. Auf Wiedersehen, und Gott sei mit euch.«
»Amen«, sagte Dex. »Lass uns jetzt essen.«
Mitten in ihrer Mahlzeit aus Fertiggerichten schaute Dex von seiner Schale auf und sagte: »Diese VirtualReality-Tour, die DiNardo will … das wird eine phantastische Touristenattraktion.«
Jamie zwang sich, weiterzukauen.
»Ich meine, die Leute könnten einen Rundgang durch das Dorf kaufen und ihn gleich bei sich zu Hause machen. Danach würden sie sich alle zehn Finger danach lecken, es sich in echt anzusehen.«
»Ihr könntet vermutlich viel Geld damit machen.« Jamie bemühte sich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben.
»Ja.«
Jamie schluckte sorgfältig, dann fragte er: »Hast du schon was von deinem Vater gehört?«
»Nein, noch nicht.« Dex trank einen Schluck Fruchtsaft und stellte den Plastikbecher dann nachdrücklich auf den Tisch zwischen ihnen. »Ach, der meldet sich schon noch. Er wird mich ein, zwei Tage warten lassen, dann ruft er an. Der liebe alte Dad hat immer Angst, ich könnte den Kopf zu hoch tragen, deshalb versucht er, mich klein zu machen, wann immer er es für nötig hält. Also immer.«
Jamie hörte mehr als Sarkasmus in Dex' Ton. Er hörte Schmerz.
»Ich bin sicher, er ist sehr stolz auf dich«, sagte er.
»Ja«, sagte Dex. »Mächtig stolz. Ihm platzen schon die Knöpfe ab.«
Jamie sagte nichts.
»Das Problem ist, wenn er wirklich stolz ist, macht er ein tiefes, dunkles Geheimnis daraus. Darin ist er gut, seinen Stolz auf seinen eingeborenen Sohn zu verbergen.«
»Tut mir Leid, dass ich dich wütend gemacht habe.«
»Ach, lass gut sein, Jamie. Das ist nicht dein Problem.« Dex griff sich den Becher mit dem Saft und leerte ihn. Als er von dem schmalen Tisch aufstand, fragte er: »Wie wär's eigentlich, wenn wir die Kuppel hierher verlegen würden? Wir können nicht ewig vom Rover aus arbeiten.«
»Ich weiß«, sagte Jamie. »Ich hab auch schon darüber nachgedacht.«
»Und?«
»Mit der Kuppel umzuziehen wäre ein höllischer Stress. Das würde Wochen dauern.«
»Wir könnten es zwischen Weihnachten und Silvester schaffen, da wette ich.«
»Es würde länger dauern.«
»Na und? Wir haben noch über sechzehn Monate. Du willst doch nicht die ganze Zeit
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