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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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gerissen, oder nicht? Du hast den russischen Kosmonauten – den eigentlichen Leiter des Bodenteams – untergebuttert und sogar den Missionsleiter dazu gebracht, dich zum Grand Canyon fahren zu lassen, stimmt's?«
    »Nun … ja …«
    Sehr ernst sagte sie: »Das ist Alphamännchen-Verhalten, Jamie. Typisch Leithammel. Herr im Haus. Kleiner König.«
    »Und du meinst, Dex ist genau wie ich?«
    »Dasselbe Profil. In vieler Hinsicht eine andere Persönlichkeit, aber ihn reiten dieselben Teufel wie dich.«
    Jamie stieß die Luft aus. Dann fragte er: »Hast du ihm das auch erzählt?«
    »Noch nicht. Ich wollte zuerst mit dir sprechen.«
    »Glaubst du, es nützt was, mit ihm zu reden?«
    »Nein. Offen gesagt, glaub ich das nicht.«
    »Hm.«
    »Er kann seine grundlegende Persönlichkeit ebenso wenig ändern wie du. Man kann kein anderer Mensch werden. Ich habe das Thema nur aus einem einzigen Grund dir gegenüber zur Sprache gebracht, nämlich weil du der Missionsleiter bist, und ich fand, dass du wissen solltest, was dir bevorsteht.«
    »Was uns allen bevorsteht«, sagte Jamie.
    »Richtig«, stimmte Shektar zu. »Wir sitzen alle im selben Kanu, nicht wahr?«
    Jamie ließ sich das eine Weile schweigend durch den Kopf gehen. Shektar beobachtete ihn reglos, ohne ihm ihr Handgelenk zu entwinden.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Ich weiß nicht, ob es viel bringt, wenn man Dex darauf anspricht.«
    »Es könnte seinen Konkurrenzdrang verstärken. Ihn anspornen, sich noch mehr ins Zeug zu legen.«
    »Dann lass es bleiben«, sagte Jamie rasch. »Überlass es mir, die Sache zu regeln.«
    Sie löste sich sanft aus seinem Griff. »Ich werde versuchen, dir zu helfen, so gut ich kann, Jamie.«
    Er grinste kläglich. »Vielleicht könntest du ihm ein paar Kilo Tranquilizer in seinen Vitaminvorrat schmuggeln.«
    Sie lächelte zurück. »Tut mir Leid, dass ich dich schon gleich in der ersten Nacht damit behellige, aber ich fand, du solltest lieber so bald wie möglich Bescheid wissen.«
    »Ganz recht. Danke.«
    Sie trank ihren restlichen Orangensaft mit ein paar großen Schlucken aus, sagte dann gute Nacht und machte sich auf den Weg zu ihrer Unterkunft.
    Jamie saß allein in der matten Nachtbeleuchtung. Der Kuppelbau wurde von einem elektrischen Strom verdunkelt, der den Kunststoff polarisierte, damit die Wärme im Innern nicht in die eisige Nacht entwich. Alle anderen schliefen oder waren zumindest in ihren Quartieren.
    Jamie schaute Shektar nach, und ihm wurde erneut bewusst, dass Sex früher oder später zu einem Problem werden würde. Sie konnte sechs Mäntel tragen, und es würde trotzdem nichts nützen, so viel war klar. Das Gleiche galt für die anderen Frauen. Wenn man Monat für Monat so eng mit ihnen zusammenlebte … vielleicht wird sie anfangen müssen, uns Triebdämpfer ins Essen zu mischen.
    Während des fünfmonatigen Fluges zum Mars hatte es keine Probleme gegeben, was Sex betraf; wenn jemand mit jemand anderem ins Bett gegangen war, so hatten sie es heimlich getan, außer in einer Nacht. In der war Dex mit von der Partie gewesen, wie Jamie wusste. War Vijay seine Partnerin gewesen? Er hatte nie gefragt, hatte es eigentlich auch gar nicht wissen wollen.
    Jamie erinnerte sich an Dr. Lis zaghafte kleine Lektion vor sechs Jahren:
    »Wir haben alle einen gesunden Geschlechtstrieb«, hatte der Leiter der ersten Expedition gesagt. »Wir werden nahezu zwei Jahre zusammenleben. Als Ihr Expeditionskommandant erwarte ich, dass Sie sich entsprechend benehmen. Wie erwachsene Menschen, nicht wie kindliche Affen.«
    Guter Rat, dachte Jamie. Benehmt euch wie Erwachsene. Toller Rat.
    Vijay und Dex. Eine Sache für eine Nacht, sagte er sich. Hat nichts zu bedeuten. Jedenfalls nicht viel. Warum warnt sie mich dann vor ihm? Was treibt sie für ein Spiel?
    Er saß lange Zeit an dem Tisch in der Messe, lauschte dem Tuckern und Summen der Geräte, die sie auf dem Boden des Mars am Leben erhielten, und wartete darauf, dass die vertrauten Geräusche ihn beruhigten, ihm bestätigten, dass alles normal war.
    Es funktionierte nicht. Jamie lehnte sich zurück und spähte in die Schatten der Kuppel hinauf, versuchte, nichts von alledem an sich herankommen zu lassen. Finde das Gleichgewicht, befahl er sich. Finde den Weg. Er schloss die Augen und verlangsamte bewusst seine Atmung. Dann hörte er es. Das leise Heulen des Windes draußen, der sanft über die Plastikblase aus einer anderen Welt strich.
    Hörst du das, Großvater?, fragte er stumm.

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