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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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die Augen auf und lächelte, als Jamie sich über ihn beugte.
    »Ya'aa'tey«, flüsterte er. Sein Atem roch nach Verwesung und von der Sonne ausgedörrter Erde.
    »Ya'aa'tey«, gab Jamie zurück. Es ist gut. Das war eine Lüge, an diesem Ort und zu dieser Zeit, aber es war der alte Gruß.
    »Das hast du bei deiner Ankunft auf dem Mars gesagt.« Als Stimme war schon so leise wie die eines Gespensts. »Weißt du noch?«
    Es waren die Worte, die Jamie kurz nach der Landung der ersten Expedition in die Fernsehkamera gesprochen hatte.
    »Ich fliege wieder hin«, sagte Jamie und beugte sich tief hinunter, damit sein Großvater ihn hören konnte.
    »Zum Mars? Wirklich?«
    Jamie nickte knapp. »Es ist offiziell. Ich bin der Missionsleiter.«
    »Gut«, hauchte Al mit einem schwachen Lächeln. »Der Mars ist dein Schicksal, mein Sohn. Dein Weg führt zur roten Welt.«
    »So ist es wohl.«
    »Geh in Schönheit, mein Sohn. Jetzt kann ich glücklich sterben.«
    Nein, du wirst nicht sterben, Großvater, wollte Jamie sagen. Du wirst noch viele Jahre leben. Aber die Worte kamen ihm nicht über die Lippen.
    Al stieß einen Seufzer aus, der seinen zerbrechlichen Körper schüttelte. »Bald kommen die Himmelstänzer. Sie werden mich mitnehmen.«
    »Die Himmelstänzer?«
    »Du wirst schon sehen. Warte mit mir. Es wird nicht mehr lange dauern.«
    Jamie zog sich den einzigen Stuhl im Hogan heran und setzte sich zu seinem Großvater ans Bett. Seine Eltern waren vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Al war der einzige nahe Verwandte, den er noch hatte. Nach ihm würde nichts und niemand mehr da sein. Der alte Mann schloss die Augen. Jamie konnte nicht erkennen, ob er noch atmete. Das einzige Geräusch in dem kalten kleinen Raum war das Knistern des Feuers, als die schweigende Frau Holz nachlegte.
    Der Holzstuhl war hart und steif, die aus Seil geflochtene Sitzfläche so unnachgiebig wie Stein, aber Jamie döste trotzdem unwillkürlich ein. Er sprang von einer hohen Klippe, nackt in der heißen Sonne, und fiel langsam in die Tiefe, wie in einem Traum, fiel an der Steilwand des blutroten Tafelberges hinab.
    Er schreckte abrupt hoch. Al hatte die Hand in sein Knie gekrallt.
    »Die Himmelstänzer!«, krächzte Al mit seiner schwachen Stimme. »Sie sind da!«
    Er redet wirres Zeug, dachte Jamie und drehte sich zu der Frau um, die immer noch schweigend am Feuer saß. Sie blickte mit dunklen, ruhigen Augen zu ihm auf, sagte jedoch nichts.
    »Schau nach!« Al zeigte mit einem zittrigen Finger zum verhängten Fenster. »Geh hinaus und schau nach!«
    Verwirrt hievte Jamie sich von dem Stuhl hoch und ging zur Tür. Dort hielt er zögernd inne und drehte sich zu seinem Großvater um.
    »Nun mach schon!«, drängte Al aufgeregt und versuchte, sich auf einen ausgemergelten Arm zu stützen. »Du wirst schon sehen!«
    Jamie öffnete die Tür und trat in die kalte, dunkle Wüstennacht hinaus. Sein Atem gefror in der Luft. Er schaute zu den Sternen hinauf.
    Und sah schimmernde Schleier aus zartem Rosarot, Blassgrün und flackerndem Weiß über den Himmel pulsieren. Sie tanzten stumm, glitzerten, kräuselten sich und überzogen den Himmel mit ihrem geisterhaften Glanz.
    Das Nordlicht, wie Jamie wusste. Auf der Sonne musste es eine gewaltige Eruption gegeben haben. Dann sagte der Navajo in ihm: die Himmelstänzer. Sie kommen Al holen.
    Jamie stand wie angewurzelt da und beobachtete das zarte, Ehrfucht gebietende Schauspiel am Nachthimmel. Er erinnerte sich, dass man auf dem Mars fast jede Nacht Polarlichter hatte sehen können, selbst durch die getönte Sichtscheibe des Raumanzughelms hindurch, aber hier auf der Erde waren die Himmelstänzer selten. Aber so schön, dass sie sogar dem Tod einen Teil des Schreckens nahmen.
    Schließlich bückte er sich und ging wieder in den Hogan hinein. Sein Großvater lag reglos da, das Gesicht zu einem letzten Lächeln erstarrt. Die Frau war an sein Bett getreten und strich die Decke über ihm glatt.
    »Adieu, Großvater«, sagte Jamie. Er hatte das Gefühl, dass er weinen sollte, aber es kamen keine Tränen.
    Er verließ den Hogan wieder und ging langsam zu seinem Minivan. Jetzt ist niemand mehr da, sagte er sich. Nichts und niemand hält mich noch hier.
    Tief unten am zerklüfteten Horizont sah ihn das starre rote Auge des Mars unverwandt an, leuchtend und lockend. Zwei Wochen später hob er mit einer Clippership-Rakete vom Kennedy Space Center ab und trat die erste Etappe seiner Rückkehr zum Mars

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