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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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aber er dachte, die Frauen würden sich mit einer zweiten Frau an Bord besser fühlen, als wenn sie mit mehreren Männern allein wären.
    Darum war Vijay nun mit Fuchida, Craig und Rodriguez allein in der Kuppel, wie er wusste, aber er glaubte, dass Vijay auf sich selbst aufpassen konnte. Fuchida würde kein Problem sein, und Craig würde sich höchstwahrscheinlich wie ein gutmütiger Onkel benehmen. Rodriguez hatte einen gewissen Testosteronspiegel, aber er wirkte nicht so aggressiv, dass er Jamie Kopfzerbrechen bereitet hätte.
    Trotzdem wollte er Vijay sehen, mit ihr sprechen.
    Nachdem er seinen Bericht beendet hatte, fragte er: »Ist Vijay noch wach?«
    »Glaub schon«, sagte Rodriguez. »Momentchen, ich hole sie.«
    Es gab keine Sprechanlage in der Basiskuppel, sondern nur ein ausschließlich für Notfälle reserviertes Lautsprechernetz für Durchsagen. Rodriguez stand einfach von der Kommunikationskonsole auf und ging zu Shektars Kabine. Jamie wartete, den Blick auf den leeren Bildschirm gerichtet. Kurz darauf war Rodriguez wieder da.
    »Sie sitzt am Computer und unterhält sich mit Dex, wie's scheint.«
    Jamie drehte sich auf dem Sitz im Cockpit um, und da hockte Dex tatsächlich auf seiner oberen Liege, über seinen Laptop gebeugt, den Widerschein des Bildschirms auf seinem grinsenden, jungen, hübschen Gesicht.

NACHT: SOL 7/8
     
    »Jetzt kommt der schwierige Teil«, warnte Jamie.
    Nachdem Deschurowa bereits den ganzen Tag gefahren war, steuerte sie nun den Rover auf dem stetig ansteigenden Gelände vorsichtig voran, umfuhr Felsblöcke von der Größe von Automobilen und schaltete herunter, als die Steigung stärker wurde.
    Rechts von ihnen streifte die untergehende Sonne fast schon den zerklüfteten Horizont. Ihr blasser, rötlicher Schein fiel schräg ins Cockpit und warf lange Schatten auf den felsigen Boden. Die letzte Geo/Met-Bake des Tages war bereits vor zwei Stunden aufgestellt worden. Nur noch ein kleines Stück, dann hatten sie den größten Canyon im Sonnensystem erreicht.
    »Der Rand kommt ganz plötzlich«, warnte Jamie fast im Flüsterton.
    »Ich habe die Simulationen geflogen«, sagte Deschurowa ausdruckslos, ohne den Blick vom langsam vorbeiziehenden Boden zu nehmen.
    »Entschuldigung«, murmelte Jamie.
    Sie warf ihm einen raschen Blick zu. »Copiloten reden einem immer drein«, sagte sie mit unbeteiligter Miene.
    Jame erhob sich halb aus seinem Sitz. »Ich glaube …«
    »Ja.«
    »Da ist er!«
    Deschurowa trat so sanft auf die Bremse, dass Jamie kaum nach vorn geworfen wurde. Er saß da und starrte in die gigantische Schlucht hinab. Der Atem entwich aus seinen Lungen.
    Da war er.
    »Oora …«, sagte Stacy leise und gedehnt. Ihre Stimme war dumpf vor Ehrfurcht.
    Sie schauten über den Rand des Grand Canyon, eines Spalts in der Welt, der so lang war wie die Strecke zwischen New York und San Francisco, über fünf Kilometer tief und so breit, dass man die andere Seite nicht sehen konnte. Der Boden fiel einfach jäh und ohne Vorwarnung ab. Tief, tief unten, in größerer Tiefe als die meisten Meeresböden auf der Erde, lag der Grund des Canyons, der sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckte. Kein Nebelfetzen nahm ihnen die Sicht; sie konnten jede Einzelheit deutlich erkennen, soweit es die ungeheuren Entfernungen erlaubten.
    »Kommt her und schaut euch das an!«, rief Deschurowa über die Schulter nach hinten.
    »Sind wir da?«, fragte Trudy Hall, während sie und Trumball sich ins Cockpit drängten und hinter den Sitzen niederkauerten, um durch die Windschutzscheibe hinauszuschauen.
    »Phantastisch«, flüsterte Hall.
    Jamie warf einen Blick zu Trumball hinauf. Endlich war Dex einmal sprachlos; von Staunen überwältigt, blickte er auf das majestätische Tithonium Chasma hinaus.
    Führe mich auf den rechten Weg, Großvater, betete Jamie stumm. Führe mich zur Harmonie, denn nur sie kann meinem Herzen Frieden bringen. Lass mich die Wahrheit finden, die in all dem liegt, und lass mich in Schönheit gehen.
    Trumball fand endlich die Stimme wieder. »Ich sehe den Erdrutsch nicht, den ihr damals runtergefahren seid.«
    »Er ist ein paar Klicks rechts von uns.« Jamie war sich dessen so sicher wie seines eigenen Namens.
    Trumball, der hinter Jamies Sitz kniete, grunzte. »Indianerscout kennt Territorium, hm?«
    Jamie blickte scharf zu ihm auf. »Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten.«
    Deschurowa tippte mit einem Finger auf die elektronische Karte an der Kontrolltafel. »Jamie hat

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