Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
Cockpit des Rovers hockte, fühlte er sich frei. Er betrachtete die an ihm vorbeiziehende Marslandschaft mit einer Art Doppelblick: Sein trainiertes Geologenauge katalogisierte die Geländeformen, die Felsblöcke, Krater und vom Wind geformten Sanddünen; der Navajo tiefer in seinem Innern erkannte ein Territorium, das einst die Heimat des Volkes gewesen sein mochte.
    Was für eine Ähnlichkeit mit dem Wüsten-Homeland des Volkes, dachte er. Rostiger Sand und rote Felsen, steil aufragende Tafelberge weiter weg am Horizont. Er rechnete beinahe damit, Fußabdrücke dort draußen zu sehen, die Spur seiner Ahnen.
    Unsinn, spottete der Weiße in ihm. Im Umkreis von hundert Millionen Kilometern gibt es keinen einzigen Grashalm. Die Temperatur da draußen liegt unter dem Gefrierpunkt, und heute Nacht wird sie auf unter siebzig Grad minus absinken. Man kann die Luft nicht atmen.
    Trotzdem hatte Jamie das Gefühl, heimgekehrt zu sein.
    Und vor ihnen, eingebaut in eine Spalte in der mächtigen Steilwand des Grand Canyon, warteten die Ruinen einer alten Stadt. Jamie war sich dessen sicher. Ganz gleich, was die anderen sagten, ganz gleich, worauf sein rationales Ich beharrte, er wusste es in seinem Herzen: Was er bei der ersten Expedition gesehen hatte, war von intelligenten Wesen erbaut worden.
    »Dreißig Klicks«, sagte Stacy Deschurowa. Sie saß neben Jamie auf dem Fahrersitz und war ebenfalls in einen klobigen Raumanzug gehüllt, hatte aber keinen Helm auf. Mit ihrem schmutzigblonden Pagenschnitt sah sie aus wie eine stämmige Holländerin, die bei lebendigem Leibe von einem Roboter verschluckt wurde.
    Jamie nickte und stemmte sich unbeholfen vom Sitz hoch. Er musste sich ein wenig bücken, um aus dem knolligen, verglasten Cockpit zu kommen, ohne mit dem Helm an der Decke zu scheuern. Er stapfte an Trudy Hall vorbei, die in ihrem braunen Overall im mittleren Bereich des Rovermoduls saß. Sie lächelte zu ihm hinauf.
    Der Rover wurde langsamer und hielt dann an. Jamie spürte es kaum; Deschurowa war eine ausgezeichnete Fahrerin. Trumball stand an der Luke der Luftschleuse und hielt schon eine der Bakenstangen in der Hand. Jamie nahm sie ihm wortlos ab. Später würde Dex sich anziehen und die Außenarbeit machen, aber Jamie wollte als Erster hinausgehen.
    »Checkliste«, sagte Trumball, als er Jamie die Bake reichte.
    Jamie nickte und klappte das Visier seines Helms herunter. Trumball ging die Sicherheitscheckliste rasch, aber gründlich durch und vergewisserte sich, dass Jamies Anzug korrekt verschlossen war und dass seine ganze Ausrüstung richtig funktionierte.
    »Okay, Kumpel«, sagte er und klopfte Jamie hinten auf den Helm. Die Isolierung des Helms dämpfte seine Stimme.
    »Ich gehe jetzt in die Luftschleuse«, sprach Jamie in das Mikrofon, das zwischen dem unteren Rand des Visiers und dem Halsring in den Helm eingebaut war.
    »Verstanden«, hörte er Deschurowas Stimme. »Warte einen Moment. Ich habe Gelb fürs UV.«
    In der Decke der Luftschleuse saß eine Batterie ultravioletter Lampen, die sich automatisch einschaltete, wenn die Luft aus der Schleuse gepumpt wurde. Das UV-Licht sollte das Äußere der Raumanzüge sterilisieren und alle an der Oberfläche haftenden Mikroben töten, damit die Forscher die Welt draußen nicht mit mikroskopischem Leben von der Erde kontaminierten. Das UV-Licht sollte auch eine etwaige Rückkontamination an den Anzügen abtöten, wenn die Forscher in den Rover zurückkamen.
    »Reserve ist grün«, ertönte Deschurowas muntere Stimme in Jamies Helmlautsprechern. »Ich überprüfe das Hauptsystem, während du draußen bist.«
    »Okay. Betrete jetzt die Luftschleuse.«
    Die Luftschleuse war nicht größer als eine Telefonzelle; ein Mensch im Raumanzug passte nur so gerade eben hinein. Jamie umklammerte die kurze, dicke Stange der geologisch-meteorologischen Bake mit einer behandschuhten Hand und drückte mit der anderen auf die Kontrolltaste neben der Außenluke. Er hörte die Pumpe tuckernd zum Leben erwachen, während das Licht an der Kontrolltafel von Grün zu Bernsteingelb wechselte.
    Das Pumpgeräusch und das leise Zischen der Luft verebbten zu Nichts, obwohl Jamie die Vibration der Pumpe durch die dicken Sohlen seiner Stiefel nach wie vor spüren konnte. Kurz darauf war auch das vorbei, und das Licht an der Kontrolltafel wurde rot. In der Luftschleuse herrschte nun ein Vakuum. Das ultraviolette Licht war für seine Augen natürlich unsichtbar, obwohl er glaubte, dass es die roten

Weitere Kostenlose Bücher