Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
Piazza Navona. Vor Hunderten von Jahren hatte es als römisches Heim für die lärmende Familie eines reichen Kaufmanns gedient, der mit edlen Metallen handelte; in den letzten zweihundert Jahren hatte es ein Dutzend marmorverkleidete Wohnungen beherbergt, die lukrative Mieten für die entfernten Nachfahren jener Familie abwarfen.
    Pater DiNardo stammte aus einer sehr reichen Familie, obwohl man zu seiner Ehre sagen musste, dass er seine jesuitischen Gelübde ernst nahm und ein bescheidenes Leben führte. Geologie war seine Leidenschaft, sein einziges Laster. Er brannte darauf zu verstehen, wie Gott diese Erde und die anderen von ihm nach Gutdünken erschaffenen Welten konstruiert hatte.
    Aus dem hervorragenden Studenten mit von Anfang an blendenden Erfolgsaussichten war schließlich ein Geologe von Weltrang geworden, ein nahe liegender Kandidat für einen Platz bei der ersten Mission zum Mars. Er bemühte sich um größtmögliche Demut, was das betraf, aber innerlich strahlte er vor Stolz bei dem Gedanken, dass er in eine andere Welt vorangehen würde. Die Sünde des Stolzes zog ihre Strafe nach sich: eine Gallenblasenkolik, die operativ behandelt werden musste und ihn aus dem Team der ersten Marsexpedition katapultierte. Jetzt saß er in seiner kleinen, aber gut ausgestatteten Wohnung, einen Virtual-Reality-Helm auf dem Kopf und Datenhandschuhe an den Händen mit den dicken Fingern, und erlebte den Mars mittels einer elektronischen Illusion.
    Er sah die Steine, die Jamie Waterman sah, hob sie hoch und inspizierte eingehend ihre zernarbte, raue Oberfläche. Er untersuchte die gelblichen Flecken an einigen dieser Steine, wo die Marsflechte ein paar Millimeter unter der Oberfläche lebte. Er fühlte die Festigkeit des kompakten, elektronisch verstärkten Mikroskops, das Waterman in einer Hand hielt, als er sich niederkniete, um einen genauen Blick auf die außerirdische Flechte zu werfen.
    »Diese dunklen Stellen an der Oberfläche der Flechte«, hörte er Watermans Stimme, »sind in Wahrheit Fenster, die Licht durch die Außenhaut des Organismus eindringen lassen.«
    DiNardo nickte verstehend.
    »Bei Nacht schließen sie sich, wie Augen«, fuhr Waterman fort, »damit die innere Wärme des Organismus nicht durch die Fenster wieder in die Atmosphäre entweicht.«
    Natürlich, dachte DiNardo. Eine wunderbare Anpassung.
    Durch Jamie Watermans Sinne schlurfte der Jesuit an der Felswand entlang, untersuchte Steine und hinterließ Stiefelspuren im rostigen Sand.
    Zu seiner Überraschung merkte Jamie, dass ihm die Arbeit als Führer Spaß machte. Vielleicht hätte ich doch Lehrer werden sollen, dachte er, während er langsam an der Felswand entlangging und sein Publikum auf die unterschiedlich gefärbten Gesteinsschichten hinwies: eisendunkelrot, ocker, hellbraun, sogar ein paar Extrusionen blassen, gelblichen Gesteins.
    »Diese Schichten sind allem Anschein nach über einen langen Zeitraum hinweg entstanden, höchstwahrscheinlich im Verlauf von mehreren Milliarden Jahren. Sie erzählen uns möglicherweise, dass es hier einmal ein Meer gab oder zumindest einen sehr großen See, der dieses Material Schicht um Schicht abgelagert hat.«
    Er kam zu einem hausgroßen Felsblock, der offensichtlich aus einiger Höhe auf den Boden des Canyons gestürzt war.
    »Problem: Wie alt sind diese Steine?«, fragte Jamie rhetorisch, während er mit behandschuhten Fingern über die seltsam glatte Oberfläche des Felsblocks strich. »Bevor wir lernten, Gestein mit Hilfe des radioaktiven Zerfalls zu datieren, beurteilten die Geologen sein Alter danach, wie tief eine Schicht unter der Oberfläche lag. Heutzutage …«
    Während er erklärte, wie die radioaktive Datierung funktionierte und wie Geologen das Alter von Gesteinen nach dem Verhältnis der radioaktiven Elemente darin schätzten, bestieg Jamie den Felsblock, kletterte Spalten in dessen Wand hinauf, bis er oben auf dem großen Stein stand.
    »Wie Sie sehen«, begann er keuchend. Dann hielt er inne. Auf seinem Visier blinkte mit einem Mal eine Kaskade roter Lichter. Die Datenhandschuhe, die mit den Augenbewegungen synchronisierten Kameras, die gesamte VR-Ausrüstung war außer Betrieb, funktionierte nicht mehr.
    Jamie murmelte Flüche.
    Überall auf der Welt brach bei den Menschen, die zusammen mit Jamie verzückt Tithonium Chasma erforschten, auf einmal die Verbindung zusammen. Ihre Displays wurden dunkel. Bevor sie den Helm abnehmen konnten, erschien das ernste, dunkle Gesicht des

Weitere Kostenlose Bücher