Rückkehr zum Mars
seines Vaters. Die Planung der Exkursion zum Ares Vallis verschlang immer mehr Zeit, vor allem jetzt, wo sie das Lenksystem für die Trägerrakete des Treibstoffgenerators testeten. Jamie hatte eine einschneidende Änderung in Dex' und Craigs Arbeitsplänen genehmigt, sodass sie ihre Zeit nun weitgehend auf die Vorbereitung der Exkursion verwenden konnten; allerdings mussten sie dafür einen großen Teil ihrer regulären Arbeit aufschieben, unter anderem auch die stratigraphischen Untersuchungen, die so wichtig für das Verständnis der Zeiträume waren, in denen die geologischen Kräfte auf dem Mars ihr Werk verrichteten.
Jamie übernahm einen Teil dieser Arbeit, da er Geologe war. Er konnte versuchen, die Bedeutung der verschiedenen Gesteinsschichten zu analysieren und den Zeitpunkt ihrer Ablagerung festzustellen. Aber Dex wusste, dass er das eigentlich selbst machen sollte; er vernachlässigte seine eigene Arbeit – und Jamie ließ es zu. Na klar, dachte er. Wenn jemand sich über die Vernachlässigung der geologischen Arbeit beklagt, kann er mir die Schuld in die Schuhe schieben.
Dex hatte niemandem etwas davon erzählt, dass sein Vater ihm verboten hatte, auf die Exkursion zu gehen. Er hatte die widerwärtige Botschaft seines Vaters sofort gelöscht und sich in den Hauptcomputer der Expedition gehackt, um sich zu vergewissern, dass keine Kopie in den Unterlagen war. Er will nicht, dass ich fahre, knurrte Dex in sich hinein, während er auf das Display des Steuercomputers starrte. Possum Craig war draußen und brachte einen Satz Sensoren an der Trägerrakete an, sodass sie wissenschaftlichen Nutzen aus dem bevorstehenden Flug zur Xanthe-Terra-Region östlich vom Lunae Planum ziehen konnten. Stacy Deschurowa würde den Flug von der Basiskuppel aus steuern. Dex arbeitete mit ihr daran, sämtliche Flugparameter festzulegen.
Er will nicht, dass ich fahre, weil er glaubt, dass ich's vermassle. Er vertraut mir nicht. Ich bin auf dem Mars , verdammt noch mal, und er vertraut mir immer noch nicht! Selbst wenn alles bestens läuft und wir die alten Geräte hierher bringen, ohne dass es Probleme gibt, könnte er dann immer noch behaupten, ich hätte es ja nicht getan, ich hätte nicht den Grips oder den Mumm gehabt, loszufahren und sie zu holen.
Zur Hölle mit dir, Pop! Ich fahre. Und du kannst rein gar nichts dagegen tun. Ich fahre persönlich hin und zeige dir, dass ich's schaffe. Bevor du's erfährst, mein lieber Daddy, bin ich schon unterwegs. Deine Verbote kannst du dir sonst wo hin stecken, du alter Furzer. Du schreibst mir nichts mehr vor. Ganz gleich, was du sagst oder tust, hier draußen mache ich, was ich will.
»Hast du nicht gesagt, du hättest frei?« Vijays Stimme in Jamies Helmlautsprechern klang ein wenig belustigt.
Die beiden gingen zu dem Raketenflugzeug, das Rodriguez in den letzten Wochen zusammengebaut hatte. Wie die ferngesteuerten Schwebegleiter bestand es aus einer hauchdünnen Kunststoffhaut, die sich über einen Cerplast-Rahmen aus Keramik und Kunststoff spannte. Jamie fand, dass es wie ein überdimensionales Modellflugzeug aus einer Art Küchenfolie mit einem merkwürdig gebogenen sechsflügeligen Propeller an der Nase aussah.
Aber es war groß genug, um zwei Personen zu transportieren. Geradezu riesig im Vergleich zu den unbemannten Schwebegleitern. Rodriguez sagte, es sei nur ein Treibstofftank mit Flügeln. Die weit gespannten Tragflächen krümmten sich an den Spitzen nach unten.
Das Cockpit, nicht mehr als eine durchsichtige Blase am vorderen Ende, wirkte winzig. Den an der Nahtstelle von Flügelwurzeln und Rumpf angebrachten Raketentriebwerken traute man gar nicht zu, dass sie das Ding vom Boden hochbrachten, so klein waren sie.
Das Flugzeug sollte seine Raketentriebwerke zum Starten verwenden, aber sobald es eine gewisse Höhe erreicht hatte, würde es mit dem Propeller fliegen. Auf die Oberseiten der Tragflächen aufgesprühte Solarzellen würden den Strom für den Elektromotor liefern. In der Marsatmosphäre gab es zu wenig Sauerstoff für ein Düsentriebwerk; die Raketen waren der Hauptmuskel des Flugzeugs, die Solarzellen seine sekundäre Energiequelle.
»Für mich ist das Freizeit«, erwiderte Jamie. »Wir könnten Tomas hallo sagen, wenn wir schon mal hier sind, meinst du nicht?«
»Überall um uns herum ist der Mars, und da gehst du zufällig gerade in diese Richtung«, konterte sie.
Ihr koboldhaft neckischer Ton entging ihm keineswegs. Statt sich auf ein Geplänkel mit
Weitere Kostenlose Bücher