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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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zwei weitere Mädchen, und sie kamen durchweg aus Tourismusunternehmen irgendwo rund um die beiden Seen, die in der Umgebung von Roundwood lagen. Um die Touris und den sommerlichen Stress mit ihnen drehte sich dann auch die Unterhaltung, und Viola war richtiggehend stolz darauf, hier schon ihre Erfahrung aus dem Laden und dem Bootsverleih auf dem Campingplatz einbringen zu können. Die Mädchen - Jenny und Moira - wollten zudem alles über Patrick wissen. Sie schienen ebenfalls verliebt in ihn zu sein, und Viola wunderte sich, dass sie nicht täglich beim Campingplatz Schlange standen. Aber anscheinend wartete man hier ab, bis der Junge den ersten Schritt tat. In Violas Clique in Braunschweig galt das als vorsintflutlich.
    Die Jungen im Bus machten durchweg einen etwas beschränkten Eindruck. Einer von ihnen, Hank, wirkte wie ein fleischgewordener Kleiderschrank und himmelte Moira unübersehbar an. Allerdings schaffte er es nicht, sich normal mit ihr zu unterhalten, sondern versuchte sich in primitiven Neckereien, die von den anderen mit wieherndem Gelächter quittiert wurden. Moira verdrehte darüber nur die Augen. Neandertaler!
    Schließlich hielt der Bus vor der kleinen Schule und Viola lernte den Rest der Klasse kennen. Die meisten Schüler der Roundwood Highschool wohnten direkt in der Stadt, der Bus sammelte nur rund zwanzig Kinder und Jugendliche ein. Wie versprochen waren die Klassen winzig - in Violas Jahrgangsstufe waren nur fünfzehn Schüler und entsprechend kollegial und vertraut war auch der Umgang mit den Lehrern. Viola war zwar zuerst nervös, zumal jeder Lehrer eine Art Plauderstündchen mit ihr veranstaltete. Dann entspannte sie sich jedoch schnell, da es offenbar alle gut mit ihr meinten. In dieser Kleinstadt schien man sich ganz ehrlich für die neue Schülerin zu interessieren! Im Vergleich dazu war ihre Schule in Braunschweig die reinste Massenabfertigung gewesen.
    Aber auch die Nachteile der Zwergschule gingen Viola schnell auf: Im Unterricht kam man alle naselang dran. Die Lehrer merkten in Lichtgeschwindigkeit, wenn man nicht bei der Sache war oder etwas nicht verstanden hatte, und im Lehrstoff war man deutlich weiter als in Deutschland. Viola würde viel arbeiten müssen, um hier mitzukommen. Immerhin eine hervorragende Ausrede, wenn Ainné mal wieder mit dem Kloputzen anfing!
    In der Mittagspause nahm Shawna Viola mit in die Cafeteria und lotste sie an einen Tisch mit anderen Mädchen. Alle waren durchaus nett - aber nach ein paar Minuten in ihrer Gesellschaft begann Viola trotzdem, Katja und ihre früheren Mitschülerinnen zu vermissen. Vorhin, im Bus, hatte sie noch mitreden können, aber jetzt ging ihr auf, dass sie mit Shawna und den anderen im Grunde wenig gemeinsam hatte. Shawna redete praktisch nur von Pferden, und zumindest Moira schien ihre Leidenschaft für große, streng riechende Vierbeiner zu teilen. Die anderen hechelten Jungs durch, die Viola entweder noch nicht kannte oder gänzlich uninteressant fand. Kleiderschrank Hank zum Beispiel erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Ebenso wie sein Freund Mike schien er eine Art Star zu sein. »Mannschaftskapitän!«, erklärte eins der Mädchen bewundernd.
    Viola fragte sich, in welcher Sportart sich diese Typen wohl auszeichneten, und befragte Shawna unauffällig auf dem Mädchenklo.
    Die lachte sich kaputt. »Noch nie was von Hurling gehört?« fragte sie. »Dann mach dich mal schnell schlau, es ist unser Nationalsport. Nicht unbedingt was für Dichter und Denker, aber selbst Cuchulainn soll es schon gespielt haben.« Cuchulainn war ein irischer Sagenheld. »Allerdings mit einem Dämon statt eines Balls. So weit wird Hank es wohl nie bringen, obwohl er im Köpfeeinschlagen gar nicht so schlecht ist ...«
    Viola lernte das Spiel dann beim nachmittäglichen Sportunterricht kennen. Es erinnerte ein bisschen an Hockey: Ein kleiner Ball wurde mit Holzschlägern in oder über ein zwei Meter fünfzig hohes Tor befördert. Um dieses Ziel zu erreichen, schien so ziemlich alles erlaubt zu sein. Viola sah fassungslos zu, wie die Jungs mit Fäusten und Schlägern aufeinander eindroschen und das regennasse Spielfeld innerhalb weniger Minuten in eine Schlammwüste verwandelten. Natürlich warfen sie sich alle drei Minuten gegenseitig in den Matsch und waren hinterher so dreckverschmiert, dass Viola sie kaum noch auseinanderhalten konnte. Die Mädchen aus Roundwood feuerten sie allerdings frenetisch an und schrien sich schon beim Training vor

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