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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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nahm mich in den Arm und wiegte mich zärtlich. „Ja. Ich würde für dich leben. Ich würde alles für dich tun.“
    Seine Worte waren ohne Hintergedanken. Aber sie sagten genau das, worum ich ihn nun bat. „Dann tu es!“
    Er erstarrte. Schob mich von sich fort, um mir ins Gesicht zu sehen. Hatte ich das wirklich gesagt? Hoffnung lag in seinen Augen. Meinte ich es so, wie er es verstanden hatte?
    „Hol mich zu dir in die Dunkelheit, mein Liebster! Ich bin bereit.“
    Ich machte es ihm leicht. Das vertraute Feuer flackerte in seinen Augen auf. Ein letztes Mal gab er mir die Möglichkeit, meine Entscheidung rückgängig zu machen.
    „Und du bist dir wirklich sicher?“
    „Ich war mir in meinem ganzen Leben noch nie sicherer.“
    Er hielt mich fest, ich spürte das Beben seines Körpers. Er hatte mehr Angst als ich. Sein Biss war zaghaft. Ich erschauerte, als der erste Tropfen über meinen Hals lief. Dann nahm der Rausch seinen Lauf. Ich hörte ihn trinken, sah Bilder aufflammen und wieder verlöschen. Bilder seiner Geschichte, meiner Geschichte. Der Strudel zog mich immer tiefer hinunter. Irgendwann verlor die Realität ihre Beständigkeit und ich die Verbindung zu ihr. Meine Umgebung veränderte sich.
    Ich sah mich selbst in den Armen meiner Mutter, und da war auch Lilly. Ein Versteck, irgendwo in einem verlassenen Gemäuer. Ich war noch ganz klein.
    „Ich dachte schon, es sei das Ende“, sagte meine Mutter und lächelte erleichtert.
    „So leicht werden wir es ihnen aber nicht machen!“, gab Lilly zurück und beugte sich fürsorglich über mich.
    „Geht es meiner kleinen Prinzessin auch ganz sicher gut?“
    „Aber ja. Ein Segen, dass sie noch nicht mitbekommt, was um sie herum geschieht.“
    Ihre Lippen berührten zärtlich meine Stirn. Ich war überrascht von der Wärme, die ich in Lillys Augen sah.
    Ein Rauschen betäubte meine Ohren. Ich hielt sie mir zu, schloss für Sekundenbruchteile die Augen. Als ich sie wieder öffnete standen wir mitten in London. Auf einem Bahnhof. Ich konnte gerade laufen. Der Lärm der riesigen Züge machte mir Angst, und ich klammerte mich an Mamas Mantelsaum fest. Besorgt schaute sie sich um. Dann erhellte sich ihr Blick und sie nahm mich auf den Arm, um jemandem entgegenzulaufen. Ein Kuss, und ich wurde auf einen anderen Arm gehoben. Einen stärkeren Arm. Franklin hielt mich.
    „Hallo, mein kleiner Schatz!“, sagte er zu mir. Und dann zu meiner Mutter: „Ich habe euch so schrecklich vermisst.“
    „Wie geht es meinem Vater?“, wollte sie wissen.
    „Er macht sich Sorgen. Bitte, Joanna, ich muss ihm doch wenigstens sagen, dass es dir gut geht!“
    „Nein, kein Wort. Und kein Wort über Melissa. Ich weiß nicht, wie weit ihre Macht reicht. Von dir wissen sie nichts. Aber in seinen Gedanken könnten sie nach mir suchen.“
    Unendliche Trauer in seinen Augen. „Ich habe Angst um dich“, flüsterte er.
    „Und ich habe Angst um uns“, antwortete sie ebenso leise.
    Diese Erinnerungen. So lange in mir verborgen, waren sie doch immer da gewesen. Zum Greifen nahe, aber unerreichbar. Und nun brachen sie auf, mit aller Macht. Strömten aus mir hervor wie das Blut.
    Eine Flamme schoss vor mir hoch und trennte mich von der Szenerie. Ich sah nur Feuer, riesige Feuer überall um mich herum und wieder Blut. Lilly schrie, schrie einen Fluch, ich hatte ihn schon einmal gehört. In einem Traum, einer Vision. Ein Messer, das die Kehle meiner Mutter ritzte. Ich wimmerte, riss an der Hand, die mich hielt, doch ich konnte nicht zu ihr.
    Ich schrie, ich weinte, doch das kümmerte die, die mich festhielten nicht. Ich sah, wie der Körper meiner Mutter in die Flammen gelegt wurde. Zusammen mit Tante Lilly, die noch lebte und bei vollem Bewusstsein war.
    „Ihr werdet dafür büßen, das schwöre ich euch!“, zischte sie den Hexenpriesterinnen entgegen. Doch zu mehr war sie nicht fähig, denn ein magischer Bann beraubte sie ihrer vampirischen Kräfte. Und doch, der Fluch auf ihren Lippen, dass es Margret Crest nie möglich sein würde, mich für sich zu gewinnen – er hatte sich erfüllt. Während die Flammen sie verschlangen, hörte ich, wie sie nach Armand schrie: „Schütze dein Kind! Befreie es! Und wenn du es dafür in die Dunkelheit holst. Du darfst sie ihnen nicht überlassen.“
    Der Blick meiner Mutter erwachte noch ein letztes Mal. Ihre Lippen bewegten sich. Ich hörte die Worte, obwohl sie sie tonlos sprach, überdeutlich. ‚Vergiss es nie!’ Nein, niemals. Ich verspreche

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