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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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mir ein junger Chinese auf, der mich schon seit einer Weile beobachtete. Ich fragte mich, wie er wohl aufgewachsen war. Eher traditionsbewusst oder modern?
    Andere Menschen und ihre Geschichte haben mich schon immer fasziniert, ein jeder mit seiner individuellen Vergangenheit, Persönlichkeit, Erziehung und Kultur. Ein Buch über meine eigene Kindheit und Jugend zu schreiben war befreiend für mich, weil ich mich dadurch von außen betrachten konnte. Manchmal vor dem Einschlafen denke ich an die vielen Menschen, die mein Buch gelesen haben und nun wissen, wie hart ich darum gekämpft habe, in der mir fremden westlichen Welt Fuß zu fassen. Durch
Dschungelkind
habe ich zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, wie sehr die Fayu mein Denken geprägt haben. Sie haben mich als eine der ihren aufgezogen und mich auf das Leben in der Wildnis vorbereitet, auf das Überleben in einer Welt, in der die Natur die Regeln bestimmt und nicht die moderne Technik. Den Einfluss dieser Erziehung auf mein Leben spüre ich bis heute.
    Wieder zurück an Bord, setzten wir unsere lange Reise nach Brunei und anschließend Bali fort, wo ein weiterer Zwischenstopp von mehreren Stunden geplant war. Bei der Landung sah ich aus dem Fenster und betrachtete den kristallblauen Ozean, die endlos langen Strände, wo sich ein Hotel ans nächste reihte. In mir wuchs langsam die Aufregung.
    Als ich die Maschine in Bali verließ, umfing mich die heiße Luft wie eine tosende Welle. Wie wunderbar die Hitze sich anfühlte. Tief atmete ich den süßen Duft der Tropen ein. Wie sehr hatte ich genau das vermisst, diese Wärme, diesen herrlichen Geruch.
    Im Taxi auf dem Weg zum Hotel betrachtete ich die vorbeiziehende Landschaft und wunderte mich über die leeren Straßen, Restaurants und Geschäfte. Auf Englisch fragte ich den Fahrer, warum die ganze Stadt wie ausgestorben wirkte. Er erklärte mir, dass der Tourismus seit dem Bombenanschlag auf eine Diskothek abrupt nachgelassen hatte. Vor allem die Australier und Japaner mieden das einst so beliebte Urlaubsziel.
    Angekommen im Hotel, sprang ich schnell unter die Dusche und versuchte, die wenigen Stunden bis zum Weiterflug zu nutzen, um ein bisschen zu schlafen.
    Um ein Uhr nachts stand ich wieder am Flughafen. Ich war müde und schlecht gelaunt. Außerdem hatte ich Durst, und nach einer längeren erfolglosen Suchaktion stellte ich genervt fest, dass sämtliche Läden bereits geschlossen waren. Wieder zurück am Schalter, musterte ich die anderen wartenden Passagiere. Bis auf einen stammten sie alle aus Indonesien oder West-Papua. Die meisten wirkten gelassen, während sie auf einen alten, dröhnenden Fernseher starrten, in dem irgendeine Show lief.
    Endlich durften wir an Bord, und ich ließ mich erleichtert auf meinen Platz sinken. Nach wenigen Minuten fiel ich in einen tiefen Schlaf und wachte erst wieder auf, als der Pilot zur Landung ansetzte. Ich blickte aus dem Fenster, in der Hoffnung, etwas wiederzuerkennen, aber ich sah nichts als Wolken vor mir. Mein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen, als die Maschine die Wolkendecke durchbrach. Was ich nun sah, verwirrte mich völlig. Nichts, aber auch gar nichts wirkte vertraut. Das hatte ich nun wahrlich nicht erwartet. Wo zum Teufel war ich hier? Sollten wir nicht in Jayapura landen?
    Als die Stewardess an meiner Sitzreihe vorbeiging, erklärte sie mir, dass wir zunächst in Timika landen würden, einer Stadt im Süden von West-Papua, und dass wir in etwa einer Stunde nach Jayapura weiterflögen. Ich nickte nur stumm und schaute erneut aus dem Fenster.
    Da blieb mein Blick unvermittelt an etwas hängen. Eigenartig. Was war das unter mir? Es sah aus wie ein riesiger Fluss, ungemein breit, der sich auf seinem Weg aus den Bergen ins Meer durch die Landschaft schlängelte. Doch das da unten konnte beim besten Willen kein Fluss sein. Es hatte die Farbe von hellgrauem, glänzendem Lehm. Das Wasser darüber wirkte glasklar, und was das Absonderlichste überhaupt war: Ich erkannte nicht einen Baum, kein Grün, nicht einmal einen Grasstreifen, der in dieser Zone wuchs. Es sah aus wie Brachland. Ich konnte den Blick während der Landung nicht von diesem seltsamen Phänomen abwenden und fragte mich, was mit diesem Stück Natur nur passiert sein konnte.
    Die Inselwelt vor Jayapura
    Mit etwa einer Stunde Verspätung ging es zurück an Bord, und der letzte Teil meiner Reise begann. Was erwartete mich wohl in den kommenden Wochen? Würde ich alles wiedererkennen, oder

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