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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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der Bank mein Jawort gegeben), aber ich sagte ihm, dass das nur zu einer weiteren Explosion führen würde. Diese Formulierung klang nun unangenehm in meinen Ohren nach, während ich die Stufen hinaufging und mit meinem Wohnungsschlüssel die Tür öffnete. In der Diele stand Dora mit blassem Gesicht. Zwei Polizisten, flüsterte sie, warteten auf mich im Wohnzimmer. Sie seien vor einer Stunde gekommen, kurz nachdem mein Onkel das Haus verlassen hatte.
     
    Die beiden Männer standen am Fenster, den Blick auf die Straße gerichtet, als ich hineinkam. Der eine, ein Schrank von einem Mann mit üppigen Koteletten, war Polizeimeister Brewer, mit dem Edwin in Woodbridge gesprochen hatte. Der andere, der um des Kontrastes willen als sein Begleiter hätte gewählt sein können, stellte sich im Ton einer Trauerrede als Kommissar Garret von Scotland Yard vor. Er war groß und hager und hatte etwas von einem Leichenbestatter. Tee oder Wasser lehnten sie ab. Sie setzten sich mit dem Rücken zum Fenster, sodass ich ihnen gegenüber auf dem Sofa Platz nehmen musste, was mein Gesicht ganz dem Licht aussetzte. Um das sichtbare Zittern meiner Hände zu unterbinden, legte ich sie verschränkt in den Schoß. Der Polizeimeister zog Bleistift und Notizbuch heraus.
    «Sie werden verstehen, Miss Langton», sagte der Kommissar, «dass wir einen möglichst genauen Bericht vom Hergang der Ereignisse im Vorfeld der Tragödie – hm – des Unfalls brauchen. Und da wir bisher keine Aussage von Ihnen haben   … Vielleicht dürfte ich Sie zunächst einmal fragen, warum Sie es für notwendig hielten, sich der Mannschaft anzuschließen. Viele Leute finden es merkwürdig, wenn eine junge, unverheiratete Frau wie Sie sich an einem so entlegenen, unwirtlichen Ort zu einer Gruppe von Männern gesellt.»
    «Ja, Sir» – ich spürte, wie ich errötete, und dachte zu spät daran, dass ich ihn nicht mit «Sir» hätte anreden sollen   –, «aber es ist mein Haus, und ich hatte sehr großes Interesse an der Wraxford-Tragödie – die Teil meiner eigenen Geschichte ist, also meiner Familiengeschichte.»
    «Sehr großes Interesse – ich verstehe. Und – hm – darf ich fragen, ob es eine Übereinkunft zwischen Ihnen und Mr   Edwin Rhys gibt – vielleicht eine Verlobung?»
    «Ja, Herr Kommissar», sagte ich in der Hoffnung, er werde nicht fragen, wann wir uns verlobt hätten.
    Zu meinem Unbehagen machte er eine Pause, während der Polizeimeister etwas in sein Notizbuch schrieb.
    «Und sind Sie Doktor Davenant vor dieser – Versammlung – schon einmal begegnet?»
    «Nein, Herr Kommissar», antwortete ich und wünschte, ich könnte das Beben in meiner Stimme unterdrücken.
    Er fragte mich, Schritt für Schritt, nach allem, was ich auf Wraxford getan hatte, von unserer Ankunft bis zur Abreise der anderen.
    «Und warum blieben Sie mit Mr   Rhys zurück, anstatt in der Kutsche mitzufahren? Sie sagten vor Ort   –», er blätterte in seinem Notizbuch – «laut Mr   Raphel   –, dass Sie noch nach Familiendokumenten für Mr   Craik suchen wollten.»
    «Ja, Herr Kommissar», sagte ich und fragte mich dabei, was Vernon Raphael ihnen erzählt hatte.
    «Darf ich fragen, was das für Dokumente waren?»
    «Ich dachte, Dokumente könnten für Mr   Craik von Interesse sein», antwortete ich verzweifelt. «Ich dachte, die Kutsche würde nicht länger als ein bis zwei Stunden brauchen.»
    «Und was taten Sie und Mr   Ryhs in der Zwischenzeit – also, vor der Explosion?»
    Obwohl er in neutralem Ton fragte, wurde ich puterrot bei dieser Anspielung.
    «Ich – ich verbrachte die meiste Zeit in der Bibliothek»,sagte ich schließlich. «Ich versuchte, mich zu wärmen – also, nachdem ich die Suche nach Dokumenten aufgegeben hatte   –, und ich glaube, ich bin eingedöst.»
    «Verstehe», sagte der Kommissar in demselben ungläubigen Ton. Für eine kurze Ewigkeit sah er die Seiten seines Notizbuches durch.
    «Mr   Ryhs sagt», fuhr er dann fort, «dass er gegen fünf Uhr in den Keller ging, um mehr Kohle zu holen. Können Sie uns erzählen, was danach geschah?»
    Mein Mund war so trocken, dass ich kaum sprechen konnte.
    «Ich wartete und wartete – ich weiß nicht, wie lange, bis es dunkel war – ich hatte Angst – ich wollte mich gerade auf die Suche nach ihm machen, als ich Schritte in der Galerie hörte   –»
    «Und wo in der Bibliothek waren Sie, als Sie sie hörten?»
    «Ich – ich suchte nach der Laterne, gleich bei der Tür, die – dorthin

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