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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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um sie. Seine Jacke war naß. »Wenigstens nicht jetzt. Ich bin so verdammt froh, dich am Leben zu sehen. Du hättest tot sein können.« Er hielt sie fester.
    »Ich dachte, du wolltest nicht schreien...«
    »Du hörst nicht zu — und ich schreie nicht.«
    »Wenn ihr zwei Turteltauben fertig seid«, mischte sich Judy Blue ein, »würden wir gern dieses Zimmer unter die Lupe nehmen und uns ein paar Fragen beantworten lassen.«
    Silvestri löste seinen Arm von Wetzon. »Geh nicht weg.« Er und Judy Blue entfernten sich aus Wetzons Hörweite. Sie lehnte sich an die Wand und beobachtete zwei FBI-Männer, die Oberflächen nach Fingerabdrücken einstäubten. Alle redeten laut. Wetzon wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Silvestri zu, der mit den Armen herumfuchtelte. Judy Blue schüttelte immerzu den Kopf. Schließlich warf sie die Hände in die Luft. »Okay, okay«, sagte sie. »Aber mehr als zwei Stunden bekommen Sie nicht. Sie halten den Kopf hin, Silvestri.«
    »Komm, Les.« Silvestri nahm Wetzons Arm. »Ist das dein Mantel?« Er hob ihren Mantel auf und half ihr hinein. Silvestri wirkte zerstreut. »Verschwinden wir hier.«
    »Was meinte sie mit zwei Stunden?« fragte Wetzon. Er zerrte sie beinahe fort. Der Flur war durch einen FBI-Mann versperrt, und einige Mitbewohner des Gebäudes drängten sich um den Aufzug am Ende des Ganges.
    »Gehen Sie bitte in Ihre Wohnungen zurück. Das ist eine offizielle Regierungssache.« Ein älterer Mann im Straßenanzug unter dem allgegenwärtigen Trenchcoat drängte die Mieter zum Aufzug.
    Silvestri eilte mit Wetzon die Treppe hinunter, an einem Mann vorbei, der mit einer Ärztetasche nach oben ging. Draußen heulte eine Sirene.
    »Ich habe für dich einen Aufschub von zwei Stunden erreicht, damit du Hazel besuchen kannst, dann mußt du unten sein.«
    »Weshalb? Ich weiß doch sonst gar nichts.« Sie blieb auf der Treppe stehen. Es war schwer, das FBI und die städtischen Detectives auseinanderzuhalten. »Silvestri, wußtest du, daß es Leon war?«
    »Wir wußten, daß er der Rechtsanwalt war, aber wir wußten nicht, daß er auch euer Anwalt war.«
    »Mein Gott, was wird aus Smith? Das ist so furchtbar. Wer wird ihr die Nachricht überbringen? Sie bricht zusammen, wenn sie das mit Leon erfährt.«
    Silvestri zog eine Braue hoch. »Ich glaube, sie wird damit zurechtkommen, Les. Im Moment ist sie nicht mein erstes Anliegen. Wir sehen sie später unten in der Stadt.«
    Eine Ambulanz fuhr vor und parkte mit blinkenden Lichtern in der zweiten Reihe.
    »Was ist dein erstes Anliegen?«
    Silvestri antwortete nicht. Er lief hinaus auf die Straße und winkte ein Taxi herüber. »Komm schon, Les«, rief er ihr zu und hielt die Tür auf.
    »Sag mir...« beharrte sie, als sie zu ihm kam.
    Silvestri schob sie in das Taxi und stieg nach ihr ein. »Es sieht nicht gut aus. Sie spricht nicht an auf...«

Weißer Kissenbezug, weiße Laken, Schwestern in weißen Uniformen, die in dem weißen Zimmer ein und aus gingen. Türen wurden geschlossen, geöffnet, geschlossen. Weißes Licht. Hazels weißes Gesicht, faltig, lieb. Die Infusion tropfte in ihren zerbrechlichen Arm, die Maschinenmonster piepten und schlürften. Röhrchen in der Nase. Ein Sterbezimmer.
    Wetzon nahm Hazels magere Hand und drückte sie zärtlich. »Hazel...« Silvestri brachte einen Stuhl, und Wetzon setzte sich neben das Bett. Er stand hinter ihr, ganz nah.
    Hazels Augenlider flatterten und öffneten sich. Das sonst so klare Blau wirkte irgendwie verblaßt. »Leslie, Liebe«, murmelte sie. Ihre Hand drückte Wetzons Hand.
    Wetzons Augen wurden feucht. Sie hatte einen dicken Kloß im Hals. »Hazel — halten Sie durch, bitte. Geben Sie nicht auf.« Sie schluckte.
    »Leslie...« Hazels Blick ging über Wetzons Kopf zu Silvestri. Sie lächelte kaum merklich, seufzte und schloß die Augen, als sei es anstrengend, sie offen zu halten. »Ich mag Ihren jungen Mann«, sagte sie. Sie schien sich fortzustehlen, und ihr Atem klang rauher.
    »Hazel...« sagte Wetzon eindringlich. »Das dürfen Sie nicht. Sie müssen die Geschichte von den Peepsies noch zu Ende erzählen.«
    Ein schwaches Geräusch wie ein winziges Rumpeln stieg aus Hazels Brust auf und drängte durch die halb offenen Lippen. Ein schwaches Kichern. »Peepsie... Peepsie... Peepsie...« flüsterte sie. Ihre Lider zuckten mehrmals, öffneten sich jedoch nicht. »Wir waren in der Kirche.« Sie sprach so leise, daß Wetzon den Kopf über Hazels Mund neigen mußte, um sie zu verstehen.

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