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Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
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die vollen Bürgerrechte zu erringen.
    Bei jemandem mit seiner Neigung zu Streichen war mit einer Serie kleiner Probleme zu rechnen gewesen, aber nachdem er den riesigen vierstufigen Brunnen am Tschechowplatz rot angemalt hatte, hätte
    sein Vater ihn beinahe verstoßen.
    »Dale!«
    »Was?« Er schwang den Sessel herum und schaute zu seinem Bruder hinüber.
    »Wach auf. Die Nachrichten fangen an.«
    »Na und?« Dale ließ sich wieder zurücksinken, dann schoss er so schnell in die Höhe, dass der Sessel bei dem Bemühen, ihn abzustützen, wie eine Schlange zischte.
    »Dachte ich mir, dass das deine Aufmerksamkeit erregt«, bemerkte Austin und kam herüber. Mit der Infrarot-Fernbedienung stellte er den Ton lauter. »In der ganzen Hauptstadt tobt der Aufruhr. Zehn Tote. Das ist schon unangenehm genug, aber so wie Elora es präsentiert, kommt es noch schlimmer rüber, als es ohnehin schon ist.«
    »Was hat sie davon?«, fragte sich Dale. »Sie hetzt die Menschen grundlos auf. Sie ist Ministerin für Information. Eigentlich wäre es ihre Aufgabe, unter diesen Umständen die Position der Regierung so zurückhaltend wie möglich darzustellen. Öl auf die Wellen zu gießen. Und jetzt hör dir das an! Ihr Sprecher erweckt den Eindruck, niemand wäre seines Lebens mehr sicher! Er fordert die Leute geradezu auf, sich zu bewaffnen! Das ist eine offene Aufforderung zur Gewalt!«
    »Vater sollte durchgreifen. Ich weiß, er hat gesagt, die Polizei ist angewiesen, sich bei Demonstrationen im Hintergrund zu halten, aber allmählich wird diese Nichteinmischungspolitik gefährlich.« Dale konnte sich nicht entsinnen, Austin schon einmal so aufgeregt gesehen zu haben. Zumindest in diesem Punkt waren sie auf einer Wellenlänge.
    »Die Bewachung des Palastes muss verschärft werden«, stellte er fest.
    »Papa hat es abgelehnt, als Manfred anbot, die Posten zu verdoppeln und Kröten auf dem Gelände zu stationieren. Ohne verstärkte
    Patrouillen ist der Gouverneurspark offen und schutzlos einem Angriff ausgeliefert. Scoutwagen, Schweberäder und Kröten. Das ist es, was wir brauchen«, bestätigte Austin. »Unglückseligerweise glaubt Vater, er könne sich mit Worten aus allem herauswinden.«
    »Vielleicht kann er das ja wirklich«, antwortete Dale. »Schließlich kann ich mich überall einmischen.« Dale lachte, doch er verstummte schnell wieder, als er sah, dass Austin sich nicht beruhigte.
    »Es gibt keine Möglichkeit, mit einem wütenden Mob zu debattieren. Wenn Elora nicht in der Lage ist, die Medien besser zu kontrollieren, sollte er sie ersetzen. Es ist mir egal, was sie darüber redet, dass man eine Zensur vermeiden und den wachsenden Hunger der Öffentlichkeit nach Informationen stillen muss.«
    »Diesmal könnte sie Recht damit haben«, wandte Dale ein. »Lass dich jetzt nicht von deiner Wut mitreißen, Kleiner. Benutze deinen Verstand, wie du es sonst auch tust. Die kleinste Andeutung einer Nachrichtenzensur hätte furchtbare Folgen. Wir tappen hier doch alle im Dunkeln herum, ohne die geringste Ahnung, was im Rest der Republik geschieht. Wenn die Leute jetzt auch noch den Eindruck bekämen, sich nicht einmal darüber informieren zu können, was vor der eigenen Haustür geschieht, könnte es erst richtig krachen.«
    »Sie lässt zu, dass ihre Nachrichtensprecher die Menge aufputschen«, insistierte Austin stur.
    »A propos Aufputschen!«, rief Dale, stieß sich aus dem Sessel ab und rannte zur Tür. Seine lange Arme schlossen sich um eine zierliche Frau.
    »Wenn du weiter so zudrückst, brichst du mir alle Knochen, Dale«, protestierte Hanna Leong.
    »Letzte Nacht habe ich keine Beschwerden gehört, Liebling«, erwiderte Dale und gab ihr einen Kuss.
    »Hi, Hanna«, rief Austin. Er begrüßte die Freundin seines Bruders, konzentrierte sich aber weiter auf die Nachrichten.
    »Was machst du gerade?«, fragte Hanna. Dale hielt sie fest, als sie ihn wegzustoßen versuchte. Wenn sie bei ihm war, fühlte er sich wohl. Er konnte das Kinn bequem auf ihren Kopf stützen, tat es aber nicht, weil er wusste, dass sie das nicht mochte. Es brachte ihre sorgsam gepflegte schwarze Frisur durcheinander, aber vor allem störte es sie - eigener Aussage nach -, da es unangenehme Kindheitserinnerungen bei ihr weckte. Dale hatte ihr die ganze Geschichte über einen herablassenden Onkel aus der Nase gezogen, der ihr ständig den Kopf getätschelt und jede ihrer Leistungen lächerlich gemacht hatte. Ein wichtiger Teil der Motivation Hannas, eine

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