Ruinen der Macht
Gesandten mit einem BattleMech geschickt, um für Ordnung zu sorgen. Und von Kai Ra-dick hatte niemand etwas gehört.
Sergio wusste: Eine Machtdemonstration durch Sandovals BattleMech würde für sich - ohne entsprechende Begleitmaßnahmen -letztlich nichts erreichen. Es war mehr dazu nötig, und um das in die Wege zu leiten, musste er hier und jetzt aus seinem goldenen Käfig ausbrechen. Er hatte die Verlegung der 1. Kosaken-Lanciers zugelassen, um Manfred Leclerc die Gelegenheit zu geben, mit der MBA zusammenzuarbeiten und deren Mechprogramm im Auge zu behalten. Die Umlegung hatte den zusätzlichen Vorteil gehabt, Elora ein falsches Gefühl der Sicherheit zu geben, indem es sie im Glauben ließ, er sei schutzlos und verwundbar.
Doch er hatte in diesem Spiel viel verloren. Seinen ältesten Sohn. Hanna Leong. Er hätte nie geglaubt, dass Elora so weit gehen würde. Jeder Mensch hatte irgendwo einen blinden Punkt. Seiner war Elora Rimonowa. Es war erschreckend, wie leicht er immer wieder in die Falle tappte, diese Frau zu unterschätzen.
Sergio ließ sich in seinen Sessel fallen und nahm das GlobalNetzTelefon auf, das ihm Marta Kinsolving überlassen hatte. Es war mit AWCs neuester Verschlüsselungstechnik ausgerüstet. Er wollte den Anruf erledigen, den er kurz zuvor verschoben hatte. Doch er hielt inne, als Master Sergeant Borodin mit einer Meldung hereinstürzte.
»Alles gesichert, Herr Baron. Wir haben ein Dutzend Heimatgardisten, für die ich mich oder mindestens zwei 1KL sich verbürgen, überredet, sich uns anzuschließen.«
»Das genügt mir, Master Sergeant«, bestätigte Sergio.
»Haben Sie gesehen, was sie in den Nachrichten erzählt?« Die Worte schienen Borodin den Mund zu verbrennen.
Hastig schaltete Sergio das Televid ein, um zu erfahren, was das Ministerium für Information ausstrahlte. Bei dem Anblick des Atlas, der in der Innenstadt von Cingulum von schweren Panzern eingekesselt war und von Kröten umschwärmt wurde, stockte ihm der Atem. Der BattleMech bemühte sich, die Truppen des Legaten unschädlich zu machen, ohne die Gebäude zu zerstören - und ihre Bewohner zu töten. Aber Sergio war klar, dass diese Aufgabe nicht zu lösen war. Entweder die gigantische Kampfmaschine feuerte ihre Waffen ab, oder die Panzer und Krötentruppen würden sie unerbittlich attackieren, wie sie es trainiert hatten, bis sie selbst diesen Kampfkoloss zu Boden zwangen.
Sergio wusste, indirekt hatte er den Einsatz des BattleMechs behindert, indem er darauf bestanden hatte, Todesfälle unter der Zivilbevölkerung - und im Militär - auf ein Minimum zu begrenzen.
Aber sie alle waren Bürger Mirachs.
Ein Monitor flackerte auf dem Schreibtisch und stellte Eloras Gesicht dar. Sie zeigte eine wilde Miene, wie er sie noch nie bei ihr gesehen hatte. Unwillkürlich musste er daran denken, wie gefährlich es war, eine Ratte in die Enge zu drängen. Bei dem Versuch zu entkommen konnte die Ratte plötzlich wütender kämpfen, als man erwartet hatte. Er musste ihr eine Chance lassen, sich zurückzuziehen und das Blutvergießen zu beenden.
»Ergeben Sie sich, Sergio. Sie haben keine Chance. Retten Sie unschuldige Leben.« Er hörte deutlich die Falschheit in ihrer Stimme.
»Es muss einen Grund geben, dass Sie mir die Kapitulation anbieten, Elora«, antwortete er. »Entwickelten die Ereignisse sich in Ihrem Sinne, würden Sie mich gar nicht zur Kenntnis nehmen. Oder mich umbringen. Was ist? Besteht eine Chance, dass der BattleMech ausbricht und zum Palast kommt, um ihn zu bewachen? Das würde den Menschen auf Mirach zeigen, dass der Lordgouverneur mich weiterhin unterstützt.«
»Ich versuche, Ihr erbärmliches Leben zu retten, Baron«, fauchte Elora.
»Ich ergebe mich nicht«, erklärte Sergio. »Ich habe meiner Leibgarde befohlen, den Palast und die Unantastbarkeit meiner Amtsräume zu verteidigen. Ich bedaure nur eines: dass ich nicht eher erkannt habe, welches Ausmaß Ihr Ehrgeiz hat. So viele mussten unnötigerweise ihr Leben lassen.«
»Zu wenig, und zu spät«, höhnte sie. »So wie ich Sie kenne, haben Sie Ihre Soldaten wahrscheinlich angewiesen, nicht zu schießen, sondern meine Truppen zu Tode zu langweilen.«
»Ihre Truppen?«, fragte Sergio mit sanfter Stimme.
»Ergeben Sie sich, Baron?«
»Nein.«
»Das beste Panzerbataillon des Legaten wird den Facettenpalast in einen hundert Meter hohen Trümmerhaufen verwandeln.«
Er warf einen Blick hinüber zu Borodin. Der Master Sergeant nahm eine Funkmeldung
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