Ruinen der Macht
entgegen und machte ein ausgesprochen grimmiges Gesicht. Lautlos formte er die Worte: »Sie bringen die Behemoths in Stellung. Südlich vom Palast.«
»Das ist Ihre letzte Chance, Baron. Das Einzige, was Ihnen als Verteidigung bleibt, sind ein paar mit Gewehren bewaffnete Verräter.«
»Nicht notwendigerweise«, gab Sergio zurück. »Der Atlas ist auf dem Weg hierher.«
»Der BattleMech sitzt in der Falle«, erwiderte Elora herablassend. »So wie Sie. Und von Ihnen beiden wird nichts übrig bleiben!«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Sergio schluckte schwer, als er die Nachrichtensendung betrachtete. Elora hatte, was den BattleMech betraf, Recht. Der Atlas versuchte den Condors zu entkommen, die ihn hartnäckig beschossen. Doch es gelang ihm nicht. Selbst wenn der MechKrieger im Innern den Mech auf der Stelle mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Palast in Bewegung gesetzt hätte, konnte er niemals eintreffen, bevor die mitleidlos aus dem Süden heranrollenden Behemoths das Feuer eröffne-ten.
»Master Sergeant Borodin«, befahl er. »Bereiten Sie die Evakuierung des Palastes vor.«
»Evakuierung, Sir? Niemals! Wir sind hier, um ihn zu beschützen. Und Sie.«
»Falls Sie keinen Wert darauf legen, sich mit kaum mehr als einem Gewehr in der Hand mit einem Panzer anzulegen, werden Sie tun, was Ihnen gesagt wird. Abzug. Jetzt. Wir ziehen uns zurück.«
Borodins gestammelte Entgegnung wurde vom Einschlag der ersten Granate aus dem Gaussgeschütz des vordersten Behemoth II in die Fassade des Südeingangs abgeschnitten. Die Druckwelle erschütterte das ganze Gebäude und zerstörte den größten Teil seiner Kommunikationssysteme.
Sergio Ortega lehnte sich in seinem Sessel zurück und beobachtete über eine Außenkamera den unaufhaltsamen Vormarsch der feuernden Panzerformation. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie in Reichweite aller Geschütze waren. Dann stand das Ende bevor.
So sei es. Eher würde er sterben, als die Regierungsgewalt Mirachs Elora Rimonowa zu übergeben.
Ministerium für Information, Cingulum, Mirach Präfektur IV, Republik der Sphäre
6. Mai 3133
Lady Elora fühlte sich blendend. Ihre durchscheinend weiße Haut war vor Erregung gerötet. Sie saß auf der Sesselkante und beugte sich über den Schreibtisch, als wäre er ein riesenhaftes Musikinstrument, auf dem sie spielte. Die ganze Schreibtischplatte erstrahlte in Anzeigelichtern, flackernden Warnsignalen und stetig brennenden Bestätigungen. Ein Dutzend Monitore übertrugen Bilder aus der Stadt und von den Kämpfen.
Fühlt es sich so an, Macht zu besitzen, wahre Macht?, fragte sie sich. Ihre Finger flogen wie juwelenbesetzte Vögel über die Platte, als sie eine Einheit nach der anderen in die Schlacht führte und Tortorellis Einheiten taktische Informationen übermittelte.
Sie brachte einen Behemoth-II-Panzer in Stellung und befahl ihm, auf einen Truppentransporter zu feuern, der ehemalige 1KL-Solda-ten zum Palast fuhr. Der schwere Laser brannte sich tief in die Flanke des Transporters und löschte ein Dutzend Leben aus.
Der Feind, jubelte sie.
»Ähem«, räusperte sich Calvilena Tortorelli. »Wie läuft es? Setzt du die Einheiten dem Schlachtplan entsprechend ein, den ich dir gegeben habe?« Er drehte sich von seinem Aussichtspunkt am simulierten Bürofenster zu ihr um. Elora hatte die friedliche Stadtszenerie auf dem Fenster beibehalten. Das gefiel dem Legaten, obwohl es nichts dazu beitrug, den Tod und die Vernichtung zu relativieren, die Cingulum in Wahrheit heimsuchten. Ihr zuckte der Gedanke durch den Kopf, dass die Bürger Mirachs viel Ähnlichkeit mit ihm hatten. Wenn man ihnen nur genug hübsche Bilder vorsetzte, saßen sie stundenlang zufrieden vor der Glotze und ließen sich in jede gewünschte Richtung dirigieren.
Es war an der Zeit, dass die Republik Mirach verlor. Kai Radick würde weit effektiver herrschen. Und zwar wegen ihr.
»Alles läuft bestens, Calvi«, antwortete sie. »Möchtest du es selbst sehen?« Mit beinahe ungezügelter Freude tauschte sie das Stadtpanorama gegen die Übertragung einer auf einer Dachecke in der Innenstadt von Cingulum montierten Überwachungskamera. Tortorel-li sprang zurück, als ein Dutzend Raketen mit enormer Gewalt unmittelbar vor ihm explodierte.
Elora musste auf eine andere Kamera umschalten. Diejenige, von der sie die Bilder erhalten hatte, war zerstört. Von weiter straßenab-wärts richtete sie die Kamera auf den anrückenden Atlas.
»Der BattleMech«, stellte
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