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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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verantwortlich macht. Drei Männer wurden wegen Verbrennungen dritten Grades behandelt, die sie trotz ihrer Schutzkleidung erlitten hatten. Bei einem Feuerwagen blätterte sogar die Farbe ab.
    »Das war das heißeste Feuer, das ich gesehen habe«, gab Einsatzleiter George Whitehead Auskunft, »und ich kann es gar nicht begreifen. Ich war früher in St. Louis und habe gegen Feuer in Hochhäusern gekämpft, und das war nichts dagegen.« Er erklärte die speziellen Gegebenheiten eines Hochhausbrandes, bei denen man die besonderen Materialien, die beim Bau verwendet werden, sowie die Luftzufuhr durch die Aufzugschächte mit einbeziehen muß, und verglich diese Erfahrung damit, in einem Kamin festzustecken. »Aber dieses Feuer war heißer, als würde es von etwas gespeist, das wir nicht sehen konnten. Wir konnten noch nicht einmal nahe genug zum Löschen heran, bis dieses Wäldchen dem Erdboden gleich war.«
     
    Es ging noch weiter, aber ich hatte den Grundgedanken verstanden. Außerdem pochte es wieder in meinem Kopf, und meine Augen brannten, als hätte nur das Lesen über das Feuer die Hitze von letzter Nacht wieder angefacht. Ich gab Shelly den Artikel zurück.
    »Ich weiß immer noch nicht viel«, sagte sie zögernd, »aber was du gestern auch getan hast, es hat funktioniert.«
    »Vermutlich ja.«
    Doch es gibt keinen Sieg, für den man nicht einen hohen Preis bezahlen müßte. Crighton hatte gesagt, die Geschichte sei nicht mehr sonderlich interessant gewesen, nachdem Olaf Island verlassen hatte, doch ich fragte mich, was mit meinem Vorfahr passiert war, nachdem er an der Küste Islands gestanden und zugesehen hatte, wie zwei Langschiffe in Richtung Westen segelten. Der Mann, der mir meinen Namen gegeben hatte. Welchen Tribut hatte man von ihm verlangt?
    Und von mir? Nun, ich wußte, daß ich so lange teuer bezahlen würde, wie ich Erinnerungen an Aaron hatte. Es war ein zweischneidiges Schwert – es tat so schrecklich weh, mich zu erinnern, doch keinesfalls würde ich mir erlauben zu vergessen.
    Und das ist der Trick. Einen erträglichen Mittelweg zu finden.
     
    Sonntag. Bewölkt und windig. Und eiskalt, wie es aussah.
    Ich hatte wieder Besuch. Valerie Waters. Sie sah wie stets großartig aus in Stiefeln, Jeans und Pullover. Winterkleidung hatte ihr schon immer gut gestanden. Doch ich war eher desinteressiert, fast schon irritiert.
    »Wann kannst du nach Hause?« fragte sie.
    »Morgen früh vermutlich. Wenn sie nicht noch etwas anderes finden.« Ich sah ihr geradewegs ins Gesicht. »Ich muß auf eine Beerdigung, wie du weißt.«
    Valerie saß auf einem Stuhl an meinem Bett. Sie legte ihre Hand auf mein Bein. »Du wirst noch eine Weile in der Stadt bleiben, oder?«
    Ich zuckte mit den Schultern, was nicht besonders klug war. »Ich denke schon. Das Semester kann ich mir ohnehin abschreiben. Und das nächste interessiert mich im Moment auch nicht besonders.«
    Valerie lächelte. »Ich freue mich, dich wieder hier zu haben. Wirklich. Ich … ich habe angefangen, dich zu vermissen.«
    Ich seufzte. »Ach, komm schon, Val.«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich.
    »Hör mich doch mal an, ja?« Sofort erstrahlte ihr Gesicht wieder. »Es wird dir bald besser gehen, weißt du. Und ich werde dir dabei helfen. Die Dinge werden für uns wieder normal werden. Wart’s einfach ab.«
    Leichter gesagt als getan.
    Sie plapperte und plapperte, und ich weiß, daß sie es nur gut meinte, doch bald sah ich wieder aus dem Fenster. Erste Regentropfen klopften an die Scheibe, angetrieben von einem stürmischen Wind. Ihre Stimme verblich zu einem bedeutungslosen Summen, und wenn sie mich gebeten hätte, etwas davon zu wiederholen, was sie gesagt hatte, wäre ich ertappt gewesen. Ich spielte mit der Idee, vorgeblich einzuschlafen, um sie loszuwerden. Ein billiger Trick.
    Aber er funktionierte.
    Ich schloß die Augen, atmete gleichmäßig und ließ den Kopf zur Seite fallen. Bald hörte Valerie mitten im Satz auf. Ich hörte das Rascheln von Stoff, das Rutschen ihres Stuhles über den Boden. Ich spürte, wie ihre Lippen leicht meine Wange streiften, und wartete dann noch ungefähr eine Minute, um sicherzugehen, daß sie fort war, wenn ich meine Augen wieder öffnete.
    Es hört sich anmaßend an, doch ich hatte das Gefühl, ihr Niveau längst hinter mir gelassen zu haben. Als wenn ich innerhalb weniger Monate neun oder zehn Jahre durchlebt hätte. Und Valerie und ihre Sorgen schienen plötzlich so trivial. Nicht unter mir – einfach nur hinter

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