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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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zum Himmel, als ich meine Stimme wiederhatte.
    Es wurde auch gemunkelt, daß er zu Thor beten konnte, hatte Crighton gesagt, auf daß dieser Blitz und Feuer schicke, um seine Feinde zu verbrennen.
    Ich kroch wie eine Krabbe dorthin, wo die Axt gelandet war, und ergriff sie mit meiner heilen Hand – die Axt mit diesen seltsamen Runeninschriften.
    Zauber. Flüche.
    Ich kam wieder auf die Beine. Und ich stand unter dem schwarzen Himmel, als der Regen auf mich niederging und die Tropfen mit jedem Moment größer wurden. Und ich schrie so laut gegen den Himmel, daß meine Lungen schmerzten.
    »Wenn es dich je gegeben hat«, schrie ich zu Thor, »dann mußt du mir nicht helfen! ABER VERDAMMT, KÄMPFE NICHT GEGEN MICH!«
    Und mehr als je zuvor fühlte es sich gut an, diese Axt zu halten. Mehr als gut – es fühlte sich richtig an.
    Ganz wie im Frühherbst wurden Tri-Lakes und ich in eine andere Zeit versetzt. Es gab keinen Asphalt, keine Autos, keinen Aaron – nur einen einsamen Hain, den Fjord, die Hügel. Und ich, blutbesudelt, mit langem, blondem Haar, das mir auf die Schultern wallte.
    Der Abgrund der Zeit war überbrückt worden …
    Und der Kreis war nun wieder geschlossen …
    Und dann wußte ich, daß die Axt, die ich hielt, nie eine Warnung von Olaf gewesen war. Es war ein Geschenk, in unirdischen Feuern geschmiedet, eine Waffe, mit der ich den Kampf gewinnen konnte, wenn ich nur nahe genug heran kam. Wenn ich sie nur richtig anwenden konnte. Wenn nur mein Mut mich nicht verlassen und ich mich als wert erweisen würde.
    Ich begann, mich nach vorne zu bewegen. Ich wußte noch nicht, was ich tun wollte, aber Bewegung war ein guter Anfang. Keinesfalls konnte ich einfach nur stehenbleiben und zusehen, wie es regnete und alles wieder wie vorher wurde.
    Also bewegte ich mich …
    Und plötzlich war alles wieder im zwanzigsten Jahrhundert, und keine Minute zu früh. Denn Olaf war zurück und wieder in meinen Bruder gefahren. Aaron stand langsam und zitternd auf, und er nahm die Axt mit, von der ich gehofft hatte, er würde sie auf dem Boden liegen lassen. Pech.
    Und an seinem Blick konnte ich erkennen, daß er sie auch anzuwenden gedachte. Er verstärkte seinen Griff, um kräftig auszuholen.
    Das Finale.
    Ich hielt diesem wilden Blick für einen Moment stand und ging auf ihn zu, den Griff meiner eigenen Axt liebkosend. Und meine sah mit einem Mal viel einschüchternder aus.
    Kein Fortlaufen mehr, nicht von mir. Denn wir waren so weit gerannt, wie wir nur konnten. Nun waren wir da, wo wir hingehörten. Wo es zum Ende kommen würde.
    Aaron schoß vor und schwang mit seiner Axt einen weiten Bogen, der irgendwo an meinem Hals enden würde. Ich parierte diesen Schlag einhändig. Es war die schönste Bewegung, die ich mir vorstellen konnte. Das Blatt meiner Streitaxt glitt durch den Griff von Aarons Holzbeilchen. Ein trockenes Splittern, und das Blatt fiel ins Gras, und Aaron hielt nur noch einen verstümmelten Griff in der Hand.
    Der alles andere als nutzlos war.
    Er war einen Moment später auf mir, und ich fühlte den Stumpf gegen meine Schultern und meine Brust wuchten, und als wir fielen, schmeckte ich Blut. Ich landete auf dem Rücken, und Aaron wälzte sich auf mich und drosch mit dem Griff auf mich ein. Wieder sah ich Sterne.
    Aarons Augen – etwas war anders an ihnen, anders als vorhin im Haus. Sie schienen irgendwie schwächer, trüber.
    Denn Olaf war verletzt. Noch nicht geschlagen, aber verletzt.
    Und ich glaube, daß Olaf in geschwächtem Zustand auch von innen stärker bekämpft werden konnte. Denn für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich Aaron zu sehen, auftauchend aus der Tiefe wie ein vertrautes Gesicht, das man in den stillen Tiefen eines Teiches erkennt.
    Es währte nur eine Sekunde, doch mehr brauchte ich nicht. Ich schwang die Axt und wuchtete den Griff gegen seinen Kopf. Dann auf der anderen Seite. Wunden öffneten sich an seinen Schläfen, Blut floß. Es tat mir ebenso sehr weh, es zu tun, wie es ihm weh tun mußte, doch kuscheln hätte mir nicht geholfen. Eine solche Schwäche hätte Olaf blutig bestraft.
    Also schlug ich wieder und wieder auf Aaron ein, und als er von mir abließ, lief ich ihm nach. Der Griff der Axt fiel zu Boden, als ich ihn auf den Hinterkopf schlug. Sein Kopf wippte mit jedem Schlag nach vorn, und meine Knöchel fühlten sich an, als hätte ich damit gegen eine Betonwand geboxt.
    Doch ich wollte das Leben meines Bruders retten, selbst wenn ich ihm dafür den Kiefer brechen

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