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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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benützen zu
müssen.
    »Dann zwingt Ihr mich, einen unbewaffneten Mann zu
erschlagen.« Bartholomäus ließ sein Pferd antraben und
irgendwoher nahm er sogar die Kraft, den Arm zu heben
und die Kugeln des Morgensterns kreisen zu lassen.
    Lancelot wartete ruhig, bis er heran war, duckte sich unter den wirbelnden Eisenkugeln weg und stieß Bartholomäus den Runenschild vor die Brust. Der Tafelritter wurde
rücklings aus dem Sattel geschleudert, prallte schwer auf
dem steinhart gefrorenen Boden auf und blieb reglos liegen. Sein Pferd galoppierte noch ein paar Schritte weiter
und verfiel dann in einen etwas langsameren Trab, blieb
aber nicht stehen, sondern lief einfach weiter und verschwand schließlich hinter der nächsten Wegbiegung des
verschneiten Waldes.
    Lange Zeit blieb Lancelot vollkommen reglos im Sattel
sitzen und wartete darauf, dass der Tafelritter wieder zu
sich kam, aber Bartholomäus regte sich nicht. Schließlich
schwang sich Lancelot aus dem Sattel, löste den Schild
vom linken Arm und ging zu Bartholomäus hinüber. Sein
Herz klopfte schneller, als er neben dem grauhaarigen
Ritter im Schnee niederkniete und ihn mit einiger Mühe
auf den Rücken drehte.
    Sir Bartholomäus hatte das Bewusstsein nicht zurückerlangt, und das würde er auch nie wieder. Er war mit der
Schläfe auf einen Stein geprallt und hatte sich den Schädel
eingeschlagen.
    »Es tut mir so Leid, alter Freund«, flüsterte Lancelot,
und diese Worte waren bitter ernst gemeint. Obgleich sie
beide Mitglieder von Artus’ Tafelrunde waren, hatte er
diesen Ritter nur oberflächlich gekannt, aber sie hatten
dem gleichen König gedient, sie hatten ihre Leben dem
Schutz derselben Gesetze und Regeln verschrieben und sie
hatten mehr als einmal Seite an Seite gekämpft, um die
Fahne Camelots zu verteidigen und das Prinzip, für das sie
stand.
    Und dennoch war dieser Mann jetzt gekommen um ihn
zu töten.
Langsam streckte er die Hand aus, schloss Bartholomäus’ gebrochene Augen und machte das Kreuzzeichen
auf seiner Stirn. Er war kein Anhänger der Religion, für
die dieses Zeichen stand, aber er wusste, dass Bartholomäus ein streng gläubiger Christ gewesen war – anders als
viele Tafelritter, die unter dem Kreuz der Christenheit
ritten, aber die alten Götter noch immer in ihren Herzen
trugen –, und er hatte das Gefühl, ihm diese letzte Geste
einfach schuldig zu sein.
Das Geräusch leichter Schritte knirschte auf dem Schnee
hinter ihm und er musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass es Gwinneth war. Er wollte es auch nicht. Er
wusste, welchen Ausdruck er jetzt auf ihrem Gesicht sehen würde, und er hätte ihn in diesem Augenblick vielleicht nicht ertragen.
»Ist er tot?«, fragte Gwinneth.
Lancelot nickte nur. Er hätte sagen können, dass er Bartholomäus nicht erschlagen hatte, und das wäre die Wahrheit gewesen. Der Ritter war einfach nur unglücklich gestürzt. Und trotzdem war es genau so, als hätte er ihn mit
eigener Hand getötet.
»Und die beiden anderen?«
Lancelot war fast erstaunt, wie gefasst Gwinneths Stimme klang. Aber das täuschte ihn nicht wirklich. Er wusste,
dass es in ihr nicht viel anders aussah als in ihm selbst.
Die Frage war schon lange nicht mehr, ob einer von ihnen zusammenbrechen würde, sondern nur noch, wann das
passieren würde und wer zuerst an der Reihe war.
Als würde er damit Gwinneths Frage beantworten, richtete er sich schweigend auf und trat an die beiden anderen
toten Rittern heran. Sie lagen dicht nebeneinander, so wie
sie gefallen waren: von einem einzigen gewaltigen
Schwerthieb Lancelots gefällt. Er war nicht stolz auf diesen Sieg, dazu hatte er keinen Grund. Die beiden Männer
waren deutlich älter als er gewesen, von kräftigerem
Wuchs und geübt im Umgang mit ihren Waffen – aber
welche Chance hatten sie schon gegen einen Gegner, der
eine Zauberrüstung trug, die ihn nicht nur praktisch unverwundbar machte, sondern ihm auch noch die Stärke
und Erfahrung all ihrer früheren Besitzer verlieh.
Als er neben ihnen kniete und ihre Helmvisiere hochschob, sah er ganz genau das, was er erwartet hatte: junge,
beinahe noch unfertige Gesichter, auf deren Wangen sich
gerade die ersten Bartstoppeln zeigten. In ihren erloschenen Augen schien noch immer ein Ausdruck fassungslosen Erstaunens zu liegen. Nein, er war nicht stolz darauf,
diese Männer erschlagen zu haben, ganz und gar nicht.
»Bitte geh und hol die Pferde«, bat er, noch immer ohne
sich Gwinneth

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