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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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beiden befanden sich einige Tische, an denen eine größere Zahl von Gästen saß. Es waren ungewöhnlich viele für eine so frühe Tageszeit, wie Thaja bemerkte. Die Köpfe der Anwesenden hatten sich beim Öffnen der Tür zu ihnen gedreht. Das Geräusch der Gespräche, die eben noch laut im Vorraum zu hören gewesen waren, verebbte.
    »Ah, gut dass ihr endlich hier seid!«, ließ eine Stimme hinter der Theke vernehmen. Ein blonder Mann mit schütterem Haar beugte sich über die blank glänzende Holzplatte, sodass sein Kopf aus dem Halbdunkel auftauchte. Er war noch jung, aber seine Gesichtsfarbe besaß bereits die Röte eines Mannes, der es gewohnt war, regelmäßig zu trinken. Seine Wangen und seine Stirn schimmerten fettig.
    »Arvid, habt Ihr nach mir geschickt?«, fragte Thaja.
    Der Mann nickte, während er mit einem Tuch einen Krug trocken wischte und vor sich abstellte.
    »So ist es«, bestätigte er. »Der Fremde liegt oben, in einem der Gästezimmer. Ich bring Euch zu ihm.«
    »Der Kerl ist schon so gut wie bei den Fischen«, brummte einer aus der Gruppe, die am Tisch neben dem Eingang saß, ein schlaksiger Alter, den Thaja für einen Fischer oder einen Seemann hielt, da er wie so viele Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens auf dem Meer verbringen, trotz der schwachen Sonne des Nordens braun gebrannt war.
    »Ihr hättet ihn niemals herbringen sollen!«, fügte er hinzu, während Thaja und Baram an der Theke entlang zum hinteren Teil des Raumes gingen. Er ergriff einen vor ihm auf dem Tisch stehenden Krug mit Bier, nahm einen ruckartigen Schluck und setzte ihn hart wieder ab.
    »Was die See haben will, das muss man ihr überlassen. Sie kann verdammt zornig werden, wenn man sie um etwas betrügt!«
    Baram blickte unwillig zu ihm hinüber. Thaja kannte den Schmied nicht gut, aber sie ahnte, dass es ihm peinlich war, was der Mann, der etwa in seinem Alter sein musste, daherredete.
    Doch er war nicht der Einzige, dem das nicht gefiel.
    »Was soll das, Rechan!«, zischte ein Mann neben ihm. Er klang verärgert. »Hör auf mit diesem abergläubischen Blödsinn!«
    Mehrere Leute im Raum brummten zustimmend.
    »Abergläubischer Blödsinn?«, rief der Alte. Seine Stimme klang laut und erregt. »Was weißt du denn schon von der See? Nicht mehr, als du beim Kistenschleppen vom Fenster deines Lagerhauses aus sehen kannst! Ich bin schon auf Schiffen nach Sol und Mellan gefahren, da konntest du noch nicht mal einen geraden Strahl pissen!«
    »Aber heute lässt dich kein Bootsführer mehr auf den Planken seines Schiffes herumlaufen, weil du ständig Streit anfängst!«, rief Arvid hinter der Theke. »Also trink in Ruhe dein Bier aus oder verschwinde. Wir haben hier einen kranken Mann liegen, und das Letzte, was ich in meinem Gasthaus haben will, sind Leute, die sich darüber das Maul zerreißen, ob man ihn nicht im Meer hätte ersaufen lassen sollen.«
    »Genau!«, pflichtete ihm der Mann neben Rechan bei. »Wir sind keine wilden Waldmenschen, die den Blitz und den Sturm anbeten. Diese Geschichten von der See, die ein Opfer will – das ist dummes Geschwätz! In jeder Fischerfamilie findest du ein paar, die draußen geblieben sind, aber weil sie Pech hatten, nicht, weil sie das Meer geholt hat! Diesen Unfug hör ich mir nicht an!«
    »Hör dir an, was du willst, und glaub, was du willst!«, schnappte der Alte zurück. »Aber ich bin nicht der Einzige, der sich noch an die alten Geschichten und die alten Bräuche erinnert.«
    Er starrte in die Runde. Einige Köpfe senkten sich, als sein herausfordernder Blick über die Gesichter der Anwesenden streifte. Thaja und Baram, die den Raum durchquert hatten, blieben neben Arvid vor der hinteren Tür stehen und schauten zurück.
    »Ihr kennt sie doch alle, die Geschichte von der großen Flut vor über hundert Jahren!«, sagte Rechan eindringlich. »Eine Woche zuvor war ein Fischerboot draußen beim Langen Horn aufs offene Meer hinausgetrieben worden. Jeder, der die Männer in dem Boot kannte, betete zum Dunklen König, dass er sie noch nicht zu sich ins Sommerland nehmen sollte. Und tatsächlich wurden zwei von ihnen an Land gespült. Das Boot war weit draußen gekentert, sie hatten als Einzige überlebt. Alle waren überglücklich gewesen, dass man dem Meer zwei Seelen abgetrotzt hatte.«
    Er hielt kurz inne. Trotz der zahlreichen Anwesenden herrschte Totenstille im Schankraum. Nur das Geräusch der Regentropfen auf dem Steinpflaster drang schwach von draußen

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