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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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ausgestopften Kaiman hinauf, der direkt über ihm hing und ihn mit offenem Rachen anglotzte. Dann aber wurde seine Aufmerksamkeit auf den Inhalt der Schachtel gelenkt, und er vergaß den übertrieben unheimlichen Raumschmuck. In dem matten Licht, das beide Männer umgab, schimmerte darin eine Anzahl von glatten, schwarzen Kügelchen. Der Priester schloss die Augen und atmete tief durch die Nase ein.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Der süßliche Duft war schwach, aber unverkennbar. Ay, das war es, was er gesucht hatte! Es würde teuer werden, aber der Orden war nicht kleinlich, wenn es die hohen Feste betraf.
    Er blickte Gersan an, der ihm noch immer die Schachtel hinhielt. Langsam schob der Händler den Deckel zu.
    »Den Schwarzen Honig hat mir ein Felljäger verkauft. Ist eine Weile her. Ich dachte schon nicht mehr daran, dass ich ihn noch habe. Schließlich gehört dies nicht gerade zu den Dingen, nach denen jeder zweite Kunde verlangt, der hier hereinspaziert.«
    »Wie viel wollt Ihr dafür?«, fragte Pándaros.
    »Zehn Goldstücke.«
    Ohne zu zögern holte der Priester seine Börse unter der Robe hervor. Hier ging es um etwas, das den Göttern in einem heiligen Ritus als Gabe dargebracht werden sollte. Feilschen verbot sich in so einem Fall, der genannte Preis war nicht verhandelbar.
    Er zählte die zehn Münzen ab und hielt sie Gersan hin, der sie nahm und ihm die Schachtel mit dem Räucherwerk übergab. Pándaros konnte es nicht lassen, sie gleich noch einmal zu öffnen, kaum, dass er sie in seinen Händen hielt. Ein weiteres Mal roch er an den Kügelchen, deren Farbe und Duft ihnen ihren Namen eingetragen hatten. Die reine Absonderung der Steppenkatze roch angeblich scheußlich, ein beißender Verwesungsgeruch, den man bestimmt nur dann unwiderstehlich finden mochte, wenn man eben eine Katze war. Deshalb wurde die Flüssigkeit für gewöhnlich in schwachen Dosen mit dem dunklen Harz des Salvatstrauches vermengt. Beide ergänzten sich zu einem honigartigen Duft, der seine volle Wirkung dann entfaltete, wenn man die Mischung in einem Kohlebecken schmelzen ließ.
    Schließlich blickte er wieder auf. Gersan hatte ihn beobachtet, ohne eine Bemerkung zu machen oder seine Miene zu verziehen.
    »Der Segen des Sommerkönigs sei mit Euch.« Pándaros’ Stimme klang erleichtert. Ihm war, als ob endlich eine gewaltige Last von seinen Schultern gerutscht wäre. Der schwierigste Teil seiner Besorgungen war erledigt. Der Rest bestand nur noch aus Kleinigkeiten. Jetzt konnte das Vellardinfest beginnen!
    Gersan neigte kurz seinen Kopf. »Es hat mich gefreut, mit Euch Handel zu treiben. Aber jetzt muss ich Euch bitten, wieder zu gehen. Ich bin dabei, Kerzen zu ziehen, und das Feuer auf dem Herd will ich nicht alleine lassen.«
    Für einen Moment runzelte Pándaros die Stirn. Was war das nur für ein eigenartiger Kauz! Hauste in einem Laden, der nicht einmal ein Fenster nach draußen besaß, hatte an einem Tag geschlossen, an dem er wahrscheinlich das Geschäft einer Woche machen würde, wenn er nur die Leute zu sich herein ließe, und war schon wieder dabei, einen Kunden auf die Straße hinauszuschieben, von dem er gerade ein kleines Vermögen erhalten hatte!
    Doch schließlich ging ihn das nichts an. Er hatte sich noch um etwas Wichtiges zu kümmern, bevor er diesen verschrobenen Händler wieder verließ. Zum ersten Mal seit Ranárs plötzlichem Verschwinden hatte er den Ansatz einer Spur gefunden!
    »Ich habe da noch eine Frage an Euch«, sagte er, während er die Schachtel mit dem Räucherwerk erneut schloss und in der Innentasche seiner Robe verstaute. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr in der Vergangenheit bereits Geschäfte mit dem Orden gemacht habt. Genauer gesagt – mit einem ganz bestimmten Priester.«
    Gersan musterte ihn reglos, und Pándaros sprach schnell weiter. »Vor ungefähr einem halben Jahr ist er aus T´lar verschwunden. Niemand weiß, was mit ihm geschehen ist. Er ist weder bei seinen Verwandten aufgetaucht, noch hat ihn sonst irgendjemand in Sol seitdem zu Gesicht bekommen. Der Orden«, unwillkürlich hielt er inne und verbesserte sich, » wir machen uns große Sorgen, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.«
    Gersan hob eine Hand. »Ich fürchte, ich werde Euch nicht weiterhelfen können. Meine Kunden stellen sich gewöhnlich nicht mit Namen vor, sondern kaufen etwas und gehen wieder.«
    »Vielleicht erinnert Ihr Euch an ihn, wenn ich Euch sein Aussehen beschreibe. Er ist noch recht

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