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Runterschalten!

Runterschalten!

Titel: Runterschalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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für ein dreiviertel Jahr, mit der Option, das jeweils um ein halbes Jahr zu verlängern.
Wie sah die Unterstützung für Ihre Idee aus?
    Ich habe mir Feedback bei Freunden geholt, gemischtes Feedback. Das Umfeld ist gegenüber einem solchen Gedankenprozess nicht immer sehr offen. Von meinem Partner bekam ich große Unterstützung, weil er einfach mitbekommen hat, dass ich die kleinen Dinge im Leben gar nicht mehr wahrnahm. Von den engen Freunden auch. Wobei die mich natürlich als einen sehr karriereorientierten Menschen wahrnahmen und auch ein bisschen ungläubig waren, ob ich das tatsächlich schaffe. Da war auch Skepsis im Spiel – allerdings mehr gegenüber dem Aussteigen als Ganzes als gegenüber dem Ausstieg auf Raten. Auf der Arbeit gab es aber auch viel Verständnis, weil die Kollegen wussten, dass ich das nicht besonders mag, zweimal die Woche zwischen Berlin und London hin und her zu pendeln. Und ich bekam eine sachlich-neutrale Unterstützung durch die Kollegen. Ich erhielt dadurch Gedankenanstöße, könnte aber dennoch meine eigenen Entscheidungen treffen.
Gab es eine finanzielle oder Motivations-Durststrecke?
    Einmal, als eine Reorganisation anstand und ich die nächste Karrierestufe erreicht hätte, kam ich ins Schwanken.
    Ich bekam sozusagen eine Karotte vorgesetzt und hätte nach dem alten Muster zuschnappen können. Aber ich habe nein gesagt. Den Job hat mein Chef jetzt. Jetzt unterstütze ich meinen Chef auf seinem Karriereweg und denke dabei, das hätte auch mein Weg sein können. Aber jeden Donnerstagnachmittag, wenn ich die Aufgaben für die Zeit bis kommenden Dienstag an meinen Stellvertreter delegiere, wird das sehr gut kompensiert.
Inwiefern haben Sie „runtergeschaltet“ – wovon mussten bzw. wollten Sie sich verabschieden? Und was an der neuen Tätigkeit ist ganz „Ihr Eigenes“?
    Ich habe eine halbe Stelle und diese halbe Stelle fülle ich auch aus. Die Stelle ist mir total vertraut und ich stecke ganz in der „Comfort-Zone“.
    Was mir daran gefällt, ist, dass ich immer noch intellektuell gefordert bin und mich mit Menschen umgebe, die auch Teil meines sozialen Gefüges sind. Eigentlich könnte ich jetzt sagen, das machst du jetzt bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter. Aber das läuft natürlich nur für eine begrenzte Zeit, irgendwann ist Schluss. Was dann mein Plan ist, werde ich dann sehen. Ich möchte mich auf jeden Fall sozial engagieren, habe das aber jetzt erst mal hinten angestellt. Die Zeit, die ich jetzt gewonnen habe, möchte ich zunächst erst einmal für mich haben. Aber trotzdem engagiere ich mich insofern, als ich mir überlegt habe, dass ich ein Monatsgehalt für gute Zwecke spenden werde. Da bin ich zwar nicht im Kinderheim an der Essensausgabe, aber so kann ich ja viel mehr leisten, denn jetzt verdiene ich ja noch ein Managergehalt. Ich gönne mir jetzt den Luxus, den nächsten Schritt noch nicht zu wissen und zu warten, was kommen wird.
Wie wichtig waren finanzielle Erwägungen? Würden Sie sich als „sicherheitsbewussten“ Menschen bezeichnen?
    Sehr wichtig. Ich bin ein sehr sicherheitsbewusster Mensch und aus dem Job auszusteigen, das bedeutet schon ein enormes Risiko. Das vorher abzuklären und durchzurechnen war wichtig.
Wie fühlt sich Ihr neues Leben an, inwiefern unterscheidet es sich von Ihrem früheren Leben?
    Ich habe mir das so organisiert, dass ich drei Tage die Woche arbeite, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag. Da ich nur einen zweieinhalb Tages-Vertrag habe, habe ich zusätzlich alle fünf Wochen elf Tage am Stück frei. Am Anfang war es unwirklich. An meinem ersten freien Tag bin ich morgens zum Sportplatz zum Laufen gegangen, das war auch der erste schöne Frühlingstag, und ich spürte ein echtes Glücksgefühl! Ich habe mich so befreit gefühlt! Aber es war auch unwirklich. Jetzt ist es so, dass alle wissen, ich bin montags und freitags nicht da. Ich mache also donnerstags eine kleine Übergabe und bekomme am Dienstag danach eine entsprechende Übergabe zurück. Der betreffende Manager hat meine Telefonnummer, denn ich bin ja immernoch eine Führungskraft, und meine Kollegen können sich, wenn etwas ganz Schlimmes passiert, jederzeit bei mir melden. Ansonsten lasse ich meinen Kollegen machen. Damit ist delegieren und darauf vertrauen, dass die anderen es gut machen, ein ganz wichtiger Schritt beim

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