Runterschalten!
Entwicklungsprozess, an dessen Ende eine neue berufliche Identität steht. Die in diesem Buch angebotenen Reflexionen und Ãbungen geben Kernelemente dieser Entwicklung wieder, aber natürlich nicht den Prozess selbst. Was Sie hier an ein, zwei Abenden lesen können, dauert im richtigen Leben mindestens ein halbes Jahr, oft länger. Sie kennen ja bestimmt die Erzählung von dem Indianer, der nach der Fahrt mit dem Feuerross einfach neben den Gleisen sitzen bleibt und darauf wartet, dass seine Seele ankommt. Genauso wird es mit Ihrer Zielfindung und der Umsetzung sein.
Dabei ist grundsätzlich fast alles möglich â von der Weiterbildungsexpertin zur PR-Fachfrau, vom Architekten zum Reisejournalisten, vom Geschäftsführer zum Immobilienmakler.
Entscheidend ist nicht nur der Wille, den Kurswechsel zu machen, sondern auch, dass Sie gegenüber Ihrem neuen Arbeitgeber Ihren Kurswechsel überzeugend vertreten. Mehr noch, Sie sollten ihm einen mit ihrer Person verbundenen Zugewinn anbieten können. Im unten folgenden Fall war es die Tatsache, dass Jochen Hagel aus seiner vorherigen Tätigkeit schon gute Kontakte zu Arbeitgebern in der Region hatte. Diese Qualität war für die neue Aufgabe, Arbeit zu vermitteln, überaus nützlich.
Interview: Weg vom Produkt, hin zum Menschen
Im Gespräch mit Jochen Hagel (Name geändert), Fallmanager
Jochen Hagel, Jahrgang 1965, schloss an sein M.A.-Studium der Amerikanistik und Politikwissenschaften eine Ausbildung zum PR-Berater an und war zunächst im Marketing einiger Banken tätig, wo er schnell Personalverantwortung bekam. Es wechselte dann in den Bereich Automotive und setzte als Werbeleiter und Senior Berater Kommunikationskonzepte und Unternehmensstrategien auf europäischer Ebene um. Heute, nachdem er runtergeschaltet hat, ist er Arbeitsvermittler bei einer gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeit im Rhein-Main-Gebiet.
Woran haben Sie bemerkt, dass es Zeit wird für eine berufliche Kursänderung?
Je weiter ich kam, desto mehr stieg der Konkurrenzdruck â jüngere, also âkostengünstigereâ Konkurrenten schoben sichtbar nach, und somit hatte ich auch mehr Leistungsdruck. Aber das war es nicht allein. Ich wurde auch älter und merkte, dass die Arbeit mit Produkten und angestrebten Umsatzsteigerungen nicht mehr meins ist. Da war es aus heutiger Sicht sehr hilfreich, dass der letzte Arbeitgeber rationalisierte, wovon viele Arbeitsplätze, auch meiner, betroffen waren. Ich wurde also auch von auÃen zu dieser Kursänderung veranlasst.
Wie lange ist diese Kursänderung jetzt her und wie lange hat die Umsetzung gedauert?
Die Umbruchphase dauerte ein Jahr, danach kam die aktive Suche nach einem adäquaten Arbeitsumfeld, das ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeitsbelastung und Freizeit bietet. Ein wichtiger Faktor war auch, dass ich keine Reisetätigkeit mehr wollte.
Welche Schritte waren von der Idee bis zur Umsetzung notwendig?
Wichtig war für mich die Orientierungsphase im Herbst 2003, in der es zunächst auch darum ging, die Trennung vom bisherigen Arbeitgeber zu verarbeiten. Dann kam in der Beratung die Bestandsaufnahme, also Fragen wie âWer bin ich, Was mache ich, Was will ich in Zukunft machen? Was sind meine Stärken/Schwächen? Was ist mir besonders wichtig?â
Währenddessen bekam ich über einen früheren Kontakt ein Stellenangebot aus meiner angestammten Branche. Ich war skeptisch, aber ich nahm es an, aus heutiger Sicht viel zu schnell. Ich merkte bald, dass ich so meine neuen Ziele nicht umsetzen wollte. Ich stieg also endgültig aus der PR- und Marketingbranche aus.
Anfangs war ich enorm enttäuscht von der Erkenntnis, dass Leistung allein nicht ausreicht, um erfolgreich im Arbeitsprozess zu bestehen. Ich hatte wirklich das Gefühl, ich strample und strample und komme keinen Schritt vorwärts. Im Gegenteil, es kamen ja Signale, die sagten, es gibt andere, die sind 30 Prozent billiger und machen dasselbe wie du. Diese Austauschbarkeit, das war sehr ernüchternd. Das ging mit Kraftlosigkeit einher, die sich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich äuÃerte
Ich hatte in dieser Zeit eine schwierige Operation, da kam alles zusammen. Aber als das überstanden war, kam auch wieder die Zuversicht, nach der intensiven Selbstklärungsphase neue Wege einzuschlagen. Ich war dann sehr motiviert, den neuen Weg zu gehen.
War das ein
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