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Runterschalten

Runterschalten

Titel: Runterschalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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Dinge setze, die mir wichtig sind. Ich würde auch raten, nichts zu überstürzen. Das Runterschalten ist ein Prozess. Man sollte nicht sagen, ich habe jetzt zu viel Stress, also ändere ich sofort etwas daran. Sondern es ist wichtig, temporären von längerfristigem Stress zu unterscheiden und zu erkennen, ob ein Gefühl entsteht, das nicht mehr weggeht und das zeigt, das sich etwas ändern muss. Und dabei gibt es die verschiedensten Formen. Ich war mir ja auch nicht sofort im Klaren, was für mich die Lösung ist. Aber genauso, wie man Karrierewege mitgestalten kann, kann man auch das Runterschalten und die eigene Vision davon gestalten.
    Kurswechsel total: Ein ganz anderer Job
    Die dritte Variante, die Sie haben, um runterzuschalten, ist angestellt zu bleiben, aber einen ganz neuen Job zu ergreifen.
    Der Wunsch, in der Mitte des Lebens noch mal etwas ganz anderes zu machen, kommt häufig vor. Viele sind in ihrem Beruf erfolgreich, der Kontostand ist prima, aber die Sinnfrage wird immer lauter: „Soll es das wirklich beruflich gewesen sein? Will ich so weitermachen bis zur Rente?“
    Von Institutionen und Berufsberatern wird eine solche Kehrtwendung ungern unterstützt – das Motto heißt: „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Die Berufswahl soll aus dieser Sicht eine einmalige Investition sein – diese Auffassung ist allerdings längst von der Wirklichkeit überholt worden. Es gibt kaum mehr ein Berufsfeld, das als krisenfest oder sicher gelten kann – Lebensverhältnisse unterliegen einem permanenten Wandel. Schon allein deshalb sollte man in der Lage sein, auch in der Mitte des Lebens neue berufliche Wege zu finden. Allerdings: Auch die neue Berufswahl wird eine Investition sein – sie wird einiges an Zeit, meistens aber auch einiges an finanziellen Mitteln kosten.
    In den USA, die ja ohnehin eine Kultur des Neuanfangs pflegen, ist die berufliche Umorientierung nach gewisser Zeit der Berufstätigkeit weit verbreitet. Dort hat man nicht eine, man hat mehrere Karrieren. Der Neustart wird dort auch als weniger bedrohlich empfunden als hier im Land der Risiko-Aversen, wo die Offenheit für solche neuen Wendungen im Leben geringer zu sein scheint.
    Aber dennoch. Falls Sie einen Bekanntenkreis zwischen 40 und 50 haben, machen Sie doch mal eine kleine private Stichprobe – wahrscheinlich wird es Sie wundern, wie viele Ihrer Bekannten schon eine Zweitkarriere angefangen haben.
    Ohne Zweifel ist so ein Berufswechsel eine große Herausforderung, gerade weil sich die „Zweitkarriere-Option“ noch nicht so herum gesprochen hat. Zwei Fähigkeiten sind unabdingbar für diesen Prozess: die Fähigkeit zu lernen, also auch neues fachliches Wissen zu erwerben, und ein seelischer Entwicklungsprozess, an dessen Ende eine neue berufliche Identität steht. Die in diesem Buch angebotenen Reflexionen und Übungen geben Kernelemente dieser Entwicklung wieder, aber natürlich nicht den Prozess selbst. Was Sie hier an ein, zwei Abenden lesen können, dauert im richtigen Leben mindestens ein halbes Jahr, oft länger. Sie kennen ja bestimmt die Erzählung von dem Indianer, der nach der Fahrt mit dem Feuerross einfach neben den Gleisen sitzen bleibt und darauf wartet, dass seine Seele ankommt. Genauso wird es mit Ihrer Zielfindung und der Umsetzung sein.
    Dabei ist grundsätzlich fast alles möglich – von der Weiterbildungsexpertin zur PR-Fachfrau, vom Architekten zum Reisejournalisten, vom Geschäftsführer zum Immobilienmakler.
    Entscheidend ist nicht nur der Wille, den Kurswechsel zu machen, sondern auch, dass Sie gegenüber Ihrem neuen Arbeitgeber Ihren Kurswechsel überzeugend vertreten. Mehr noch, Sie sollten ihm einen mit ihrer Person verbundenen Zugewinn anbieten können. Im unten folgenden Fall war es die Tatsache, dass Jochen Hagel aus seiner vorherigen Tätigkeit schon gute Kontakte zu Arbeitgebern in der Region hatte. Diese Qualität war für die neue Aufgabe, Arbeit zu vermitteln, überaus nützlich.
    Interview: Weg vom Produkt, hin zum Menschen
Im Gespräch mit Jochen Hagel (Name geändert), Fallmanager
    Jochen Hagel, Jahrgang 1965, schloss an sein M.A.-Studium der Amerikanistik und Politikwissenschaften eine Ausbildung zum PR-Berater an und war zunächst im Marketing einiger Banken tätig, wo er schnell Personalverantwortung bekam. Es wechselte dann in den Bereich Automotive und setzte als Werbeleiter und Senior Berater Kommunikationskonzepte und Unternehmensstrategien auf europäischer Ebene um. Heute, nachdem

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