Runterschalten
auch mein Weg sein können. Aber jeden Donnerstagnachmittag, wenn ich die Aufgaben für die Zeit bis kommenden Dienstag an meinen Stellvertreter delegiere, wird das sehr gut kompensiert.
Inwiefern haben Sie „runtergeschaltet“ – wovon mussten bzw. wollten Sie sich verabschieden? Und was an der neuen Tätigkeit ist ganz „Ihr Eigenes“?
Ich habe eine halbe Stelle und diese halbe Stelle fülle ich auch aus. Die Stelle ist mir total vertraut und ich stecke ganz in der „Comfort-Zone“.
Was mir daran gefällt, ist, dass ich immer noch intellektuell gefordert bin und mich mit Menschen umgebe, die auch Teil meines sozialen Gefüges sind. Eigentlich könnte ich jetzt sagen, das machst du jetzt bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter. Aber das läuft natürlich nur für eine begrenzte Zeit, irgendwann ist Schluss. Was dann mein Plan ist, werde ich dann sehen. Ich möchte mich auf jeden Fall sozial engagieren, habe das aber jetzt erst mal hinten angestellt. Die Zeit, die ich jetzt gewonnen habe, möchte ich zunächst erst einmal für mich haben. Aber trotzdem engagiere ich mich insofern, als ich mir überlegt habe, dass ich ein Monatsgehalt für gute Zwecke spenden werde. Da bin ich zwar nicht im Kinderheim an der Essensausgabe, aber so kann ich ja viel mehr leisten, denn jetzt verdiene ich ja noch ein Managergehalt. Ich gönne mir jetzt den Luxus, den nächsten Schritt noch nicht zu wissen und zu warten, was kommen wird.
Wie wichtig waren finanzielle Erwägungen? Würden Sie sich als „sicherheitsbewussten“ Menschen bezeichnen?
Sehr wichtig. Ich bin ein sehr sicherheitsbewusster Mensch und aus dem Job auszusteigen, das bedeutet schon ein enormes Risiko. Das vorher abzuklären und durchzurechnen war wichtig.
Wie fühlt sich Ihr neues Leben an, inwiefern unterscheidet es sich von Ihrem früheren Leben?
Ich habe mir das so organisiert, dass ich drei Tage die Woche arbeite, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag. Da ich nur einen zweieinhalb Tages-Vertrag habe, habe ich zusätzlich alle fünf Wochen elf Tage am Stück frei. Am Anfang war es unwirklich. An meinem ersten freien Tag bin ich morgens zum Sportplatz zum Laufen gegangen, das war auch der erste schöne Frühlingstag, und ich spürte ein echtes Glücksgefühl! Ich habe mich so befreit gefühlt! Aber es war auch unwirklich. Jetzt ist es so, dass alle wissen, ich bin montags und freitags nicht da. Ich mache also donnerstags eine kleine Übergabe und bekomme am Dienstag danach eine entsprechende Übergabe zurück. Der betreffende Manager hat meine Telefonnummer, denn ich bin ja immernoch eine Führungskraft, und meine Kollegen können sich, wenn etwas ganz Schlimmes passiert, jederzeit bei mir melden. Ansonsten lasse ich meinen Kollegen machen. Damit ist delegieren und darauf vertrauen, dass die anderen es gut machen, ein ganz wichtiger Schritt beim Runterschalten. Das bedeutet auch loslassen. Loslassen von der Verantwortung, loslassen von dem Gedanken, du musst bei allem dabei sein. Ich muss den anderen bevollmächtigen und ihm auch erlauben, Fehler zu machen.
Für mich persönlich muss ich jetzt nicht mehr so viel durchplanen. Wenn ich mir zum Beispiel etwas vornehme, brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich es doch nicht mache. Ich kann mir sagen, das ist völlig okay. Ich muss nicht mehr innerliche Listen abarbeiten. Da ist also viel mehr Gelassenheit in meinem Leben.
Fehlt Ihnen etwas aus Ihrem früheren Leben: Status, Inhalte oder Herausforderungen?
Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich sehe mit Interesse junge, aufstrebende Kollegen, die auch den Biss haben und denke – das brauche ich nicht mehr.
Sind Sie jetzt auch finanziell zufrieden?
Ja, vollkommen.
Wenn Sie jetzt zurückblicken, würden Sie bestimmte Dinge in Bezug auf die Kursänderung anders machen, wenn ja, welche?
Nein. Alles ist rundum wunderbar.
Inwieweit brauchten Sie zum Runterschalten Ihre eigene Steuerleistung? Konnten Sie unterwegs auch mal driften?
Ich denke, es war ein Wechsel zwischen beidem. Das Driften lerne ich jetzt immer besser. Ohne dass ich dabei denke, jetzt warst du nicht produktiv. Früher musste ich auch am Sonntagkleine Dinge erledigt haben, um zu sagen, dieser Tag ist ein gelungener Tag. Und jetzt ist es auch völlig okay, einen Tag mal nichts zu machen.
Was würden Sie anderen Menschen raten, die auch vorhaben, runterzuschalten?
Auf das eigene Leben zu schauen und auf das Gefühl zu hören und sich zu fragen, ob ich in diesem Leben die Akzente auf die
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