Runterschalten
äußere Widersprüche aushalten und tolerieren. Gelassenheit ist für sie auch eine Offenheit für das Unvorhersehbare – also in ihrem Fall für jene kleinen und großen Debakel, die im Arbeitsalltag passieren können – selbst eine Umstrukturierung, die ihren Arbeitsplatz beträfe, käme ihr nicht mehr so bedrohlich vor: „Dann sollen sie mir eben ein Angebot machen. Ich habe mich immer weitergebildet, ich finde schon einen guten Job.“
Das Vertrauen auf das eigene Können, das Ruhen in sich selbst, erlebt Heike Escher, nachdem sie vorher nur die Seite des Strebens und Kämpfens kannte, als Offenbarung.
Tipp
Auf unnötigen Aktionismus verzichten, die Welt auf sich zukommen lassen, erscheint vielen als wünschenswert. Um den Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, ist es allerdings nötig, aus dem vorherigen Überagieren runterzuschalten und zu erkennen, dass der gegenwärtige Status viele Vorzüge birgt, die man mit der Brille des Aktionismus nicht gesehen hat.
Die Teilzeit-Variante
Wer runterschalten will, muss, wie wir gerade gesehen haben, nicht unbedingt den „Königsweg“ der Selbstständigkeit beschreiten. Eine starke Kursänderung, wie sie der Übergang in die Selbstständigkeit darstellt, ist nicht immer die beste Lösung, denn sie fordert viel Zeit, Kraft und Aufwand. All das haben gerade Stress-Betroffene nicht zur Verfügung. Sie stehen mitunter so stark unter Strom, dass es ihnen nur noch gelingt, in den bekannten Bahnen zu funktionieren. Ihr Ziel muss also erst mal lauten, „runter“ zu kommen von der Überlastung, bevor sie sich überhaupt erst den Inhalten des Runterschaltens widmen können.
Vor diesem Hintergrund ist eine Teilzeit-Lösung sinnvoll, auch wenn sie innerbetrieblich vielleicht nicht gern gesehen wird. Vom Gesetzgeber her sind die Möglichkeiten dafür da, also gilt es, sie zu nutzen, verstärkt nachzufragen und diesen Wunsch auch durchzusetzen.
Die richtige Lösung für mich?
Sie sollten sich darüber klarwerden, ob weniger Arbeit im gleichen Unternehmen für Sie eine gangbare und nützliche Lösung zum Runterschalten ist. Diese Klärung richtet sich auf mehrere Bereiche: Ihr Unternehmen, Ihren Arbeitsplatz und die Ziele, die Sie mit dem „Runterkommen“ verfolgen. Betrachten wir Letzteres zuerst. Was könnte Ihnen eine Teilzeit-Lösung bringen?
Eine Erholungsphase für Körper und Geist, ohne das vertraute Umfeld verlassen zu müssen
Abstand von der „Perma-Steuerung“ durch Firmenziele
Weniger Geld, aber mehr Zeit, für die Sie Verwendung haben:
Mehr Zeit zum Nachdenken, und zum Finden eines neuen Ziels
Mehr Zeit für sich/Familie/Freunde
Mehr Zeit, um eine Nebentätigkeit zu starten
Zeit für Ihre Weiterbildung
Angenommen, Ihr Unternehmen bietet Teilzeit-Modelle an, dann können Sie herausfinden, ob das für Sie in dem gebotenen Bezugsrahmen ein nützliches Angebot ist. Mit anderen Worten: Lohnt es sich für Sie, mit weniger Arbeitszeit im Unternehmen zu bleiben? Stellen Sie sich dazu folgende Fragen:
Wie sicher ist Ihr Arbeitsplatz in diesem Unternehmen?
Welche Auswirkung hat die Teilzeit auf Ihren Rentenanspruch?
Welche Auswirkungen hat die Teilzeit auf Ihren Stand im Unternehmen und Ihre Entwicklungsmöglichkeiten?
Welches Gehalt haben Sie zu erwarten? Durch die Steuerprogression sind die Einbußen beim Netto-Einkommen möglicherweise geringer als erwartet.
Welche Alternativen gibt es für Sie, um runterzuschalten?
Machen Sie Ihren Job gern, sind Sie gern in diesem Unternehmen? ( siehe Übung Nr. 13 )
Lässt sich die Teilzeit für beide Seiten – Unternehmen und für Sie – gut organisieren?
Sind Sie vorbereitet auf eventuelle Einwände von Seiten des Unternehmens?
Es gibt Unternehmen, die offen auf ihrem Firmenportal damit werben, Teilzeitmodelle anzubieten, und dies als zeitgemäße Komponente ihrer Corporate Identity verstehen. Das folgende Interview zeigt, dass eine solche Lösung durchaus praktikabel ist.
Interview: Ausstieg auf Raten mit offenem Ende
Im Gespräch mit Gerd Weirich (Name geändert), General Manager
Nach Abschluss seiner Lehre begann Gerd Weirich ein BWL-Studium und fing zugleich als Flugbegleiter bei der internationalen Airline XY an. Die Diplomarbeit schrieb er zum Thema Luftverkehr, anschließend stieg er Vollzeit bei XY ein. Er begann in Frankfurt im Deutschland-Vertrieb und war für Vertriebssysteme zuständig. Im Laufe der Jahre wurde diese Aufgabe immer mehr erweitert, bis seine Verantwortlichkeit schließlich 62 Länder umfasste,
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