Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
verletzt?«
Eine weitere Pause und dann ein erschöpfter Seufzer. »Weil ich ihm Fragen gestellt habe, die mich seiner Meinung nach nichts angehen. Bin morgen zurück.«
Er hatte Fragen gestellt. Was für Fragen?
»Blaire, du musst es ihm nicht sagen. Ich kümmere mich um dich. Nur … wir müssen reden.«
Er würde sich um mich kümmern? Wovon sprach er? Ich würde nicht zulassen, dass er sich um mich kümmerte. »Wo bist du eigentlich genau?«, fragte ich.
»In einem Hotel außerhalb von Rosemary. In dieser Stadt halten sie sich ja anscheinend für ganz was Besonderes. Da kostet alles fünfmal so viel.«
»Okay. Bleib im Bett, und wir sehen uns morgen«, erwiderte ich und legte dann auf.
Bethy kam herein. Sie zog eine braune Augenbraue hoch und sah mich erwartungsvoll an. Na klar, sie hatte wieder gelauscht!
»Sag mal, kann ich doch mit dir nach Rosemary fahren!«, sagte ich und stand auf. Ich konnte Cain nicht verletzt in einem Hotelzimmer liegen lassen, und ich konnte nicht das Risiko eingehen, dass er noch mal zu Rush fuhr. Wenn Bethy mich mitnehmen würde, dann konnte ich mich um ihn kümmern und ihn nach Hause bringen.
Bethy nickte, und ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Sie wollte nicht, dass ich merkte, wie sehr sie sich freute. Das sah ich ihr an. Dabei würde ich ja nicht bleiben. Da brauchte sie sich keine Hoffnungen zu machen. »Es geht nur um Cain. Ich bin nicht … Bleiben kann ich nicht.«
Das schien sie mir nicht abzunehmen. »Na klar, weiß schon.«
Ich war nicht in der Stimmung, sie davon zu überzeugen. Ich gab ihr das Handy zurück und stürmte ins Gästezimmer, um meine Sachen zu packen.
G rant hatte seine Versuche, mich aufzumuntern, schließlich aufgegeben und tanzte nun mit einem Mädchen, das er schon seit unserer Ankunft im Klub angegraben hatte. Er war hergekommen, um Spaß zu haben, und ich brauchte die Ablenkung, aber nun wollte ich einfach nur noch weg. Ich trank einen Schluck Bier, mied jeglichen Augenkontakt und machte ein finsteres Gesicht. Was mir nicht weiter schwerfiel.
Im Geiste hörte ich immer wieder Jace’ Worte. Ich hatte Angst … Nein, ich schrak davor zurück zu hoffen, dass sie hierher zurückkehren würde. An jenem Abend im Hotel hatte ich ihr Gesicht gesehen. Es war völlig ausdruckslos gewesen. Sämtliche Gefühle waren aus ihrem Blick gewichen. Sie war fertig mit mir, ihrem Vater, mit allem. Liebe war grausam. So verflucht grausam.
Der Barhocker neben mir wurde plötzlich zurückgezogen. Ich sah nicht hin. Bloß mit niemandem ein Gespräch anfangen.
»Bitte sag mir, dass du nicht wegen einer Frau so traurig schaust. Das könnte mir das Herz brechen.« Die samtige weibliche Stimme kam mir bekannt vor.
Ich riskierte einen Blick in ihre Richtung. Ich erkannte sie sofort wieder, auch wenn sie älter geworden war. Es gibt Dinge im Leben eines Mannes, die er nicht vergisst. Dazu gehört auch die Frau, die einem die Unschuld genommen hat. Meg Carter. Sie war drei Jahre älter als ich gewesen und hatte in dem Sommer, in dem ich vierzehn wurde, ihre Großmutter in Rosemary besucht. Um eine Liebesbeziehung hatte es sich nicht gehandelt. Schon eher um eine Lektion fürs Leben.
»Meg«, erwiderte ich, erleichtert, dass es sich nicht um irgendeine Unbekannte handelte, die mich anbaggern wollte.
»Du erinnerst dich an meinen Namen! Ich bin beeindruckt«, sagte sie, sah dann zum Barkeeper und lächelte. »Einen Jack Daniels mit Coke, bitte.«
»Seine Erste vergisst man nie.«
Sie rutschte auf ihrem Hocker in meine Richtung, schlug die Beine übereinander und neigte den Kopf, um mich anzusehen. Dabei fielen ihr die langen braunen Locken über eine Schulter. Sie trug das Haar immer noch gleich. Damals hatte es mich fasziniert.
»Du hast ja im Vergleich zu den meisten Typen, die ich kenne, ein anderes Leben geführt. Der Ruhm muss dich über die Jahre verändert haben.«
»Mein Dad ist berühmt, nicht ich«, knurrte ich. Ich hasste es, wenn Frauen über etwas reden wollten, wovon sie keine Ahnung hatten. Meg und ich hatten ein paarmal gevögelt, aber ansonsten hatte sie damals wenig über mich gewusst.
»Hmmm, was auch immer. Und warum machst du so ein bedrücktes Gesicht?«
Ich war nicht bedrückt. Ich war am Boden zerstört. Aber ich hatte nicht vor, mich bei ihr auszuheulen. »Mir geht’s prima«, erwiderte ich und ließ in der Hoffnung, Grant auf mich aufmerksam zu machen, den Blick über die Tanzfläche schweifen. Ich wollte nur noch weg von
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