Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
Granny Q meine Sachen nachschicken. Viel ist es ja sowieso nicht. Und mein Pick-up ist so gut wie hinüber. Noch so eine Fahrt würde er nicht überstehen.«
Bethy nickte, ließ den Motor an und bog dann auf die Straße ein. »Du kannst bei mir bleiben, so lange du willst. Und noch länger«, meinte sie.
»Danke.« Ich lehnte mich zurück und holte tief Luft. Was sollte ich jetzt bloß machen?
Der Geruch von Bacon wurde immer intensiver, je länger ich ihn einatmete. Es war, als würde sich Bacon meiner Sinne bemächtigen. Mein Hals war wie zugeschnürt. Mir drehte sich der Magen um. Das Fett brutzelte irgendwo in der Ferne. Noch ehe ich die Augen ganz aufhatte, war ich schon von der Couch gesprungen und ins Badezimmer gestürzt.
Zum Glück war Bethys Apartment nicht groß und der Weg dorthin nicht weit.
»Blaire?«, rief Bethy aus der Küche, aber ich konnte jetzt unmöglich mit ihr sprechen.
Vor der Toilette fiel ich auf die Knie, hielt mich mit beiden Händen an der Porzellanschüssel fest und übergab mich, bis mein Körper nur noch von trockenem Würgen geschüttelt wurde. Jedes Mal, wenn ich dachte, nun sei es vorbei, roch ich den Bacon zusammen mit meinem Erbrochenen, und es ging wieder von vorn los.
Ich war so geschwächt, dass ich am ganzen Körper zitterte. Plötzlich spürte ich einen kalten Waschlappen auf der Stirn, und Bethy stand bei mir, betätigte die Wasserspülung und lehnte mich dann an die Wand zurück.
»Bacon? Dir ist von dem Bacongeruch übel geworden?« Sie schüttelte den Kopf und sah mich fassungslos an. »Du wolltest wohl gar nicht mit der Sprache herausrücken, oder wie? Du wolltest deinen Hintern einfach in irgendeinen gottverdammten Bus setzen und wegfahren, ja? Ganz allein. Ich fasse es einfach nicht! Was ist aus dem cleveren Mädchen geworden, das mir beigebracht hat, mich nicht von Männern ausnutzen zu lassen? Hm? Was ist aus ihr geworden, Himmel noch mal? Dein Plan ist nämlich beschissen! Und zwar so was von! Du kannst nicht einfach wegrennen. Hier hast du Freunde. Und die wirst du brauchen … Ich darf doch mal davon ausgehen, dass du Rush davon erzählen wolltest? Schließlich kenne ich dich gut genug, um zu wissen, dass es sein Baby ist!«
Woher wusste sie es? Ich hatte mich doch nur übergeben. Man fing sich doch öfter mal einen Virus ein. »Es ist bloß ein Virus«, murmelte ich.
»Jetzt lüg mich nicht an, Blaire, verdammt noch mal! Du hast tief und fest geschlafen, und als ich den Bacon in der Pfanne gebrutzelt habe, hast du seltsame Töne von dir gegeben und dich hin- und hergeworfen. Dann bist du wie von der Tarantel gestochen auf die Toilette gerast und hast dir die Seele aus dem Leib gekotzt. Da braucht man nur eins und eins zusammenzuzählen. Deinen schockierten Blick kannst du dir sparen!«
Ich konnte sie nicht anlügen. Sie war meine Freundin. Möglicherweise meine einzige. Ich zog die Knie ans Kinn und schlang die Arme um meine Beine. Auf die Art hielt ich mich zusammen. Wenn ich das Gefühl hatte, dass die Welt um mich herum auseinanderbrach und ich nichts dagegen tun konnte, so hielt sie auf diese Weise immer zusammen.
»Deswegen ist Cain hergekommen. Er hat mich gestern dabei ertappt, wie ich Schwangerschaftstests gekauft habe. Ich weiß, dass er hier gewesen ist, um Rush zu fragen … um ihn über die Beziehung zwischen uns auszufragen. Ich habe mit Cain nämlich nicht darüber reden wollen. Ich wollte überhaupt nicht über Rush sprechen. Dann waren meine Tage überfällig. Zwei Wochen. Ich dachte mir, ich kaufe ein paar Tests, sie würden negativ sein, und gut ist’s.« Ich verstummte und schmiegte meine Wange an meine Knie.
»Die Tests … die waren positiv?«, fragte Bethy.
Ich nickte, sah sie aber nicht an.
»Hattest du vor, es Rush zu sagen? Oder wolltest du dich echt einfach aus dem Staub machen?«
Was würde Rush tun? Seine Schwester hasste mich. Seine Mutter hasste mich. Sie hassten meine Mom. Und ich hasste meinen Dad. Damit Rush sein Leben mit seinem Kind verbringen konnte, müsste er sie aufgeben. Und ich konnte ihn nicht darum bitten, seiner Mutter und seiner Schwester den Rücken zu kehren. Selbst wenn sie böse waren. Er liebte sie. Nan würde er nie aufgeben. Die Erfahrung hatte ich schließlich schon gemacht: Wenn er zwischen Nan und mir wählen musste, entschied er sich für Nan. Das hatte er bis zum Ende so durchgezogen. Er hatte ihr Geheimnis bewahrt. Sich auf ihre Seite geschlagen.
»Ich kann’s ihm nicht sagen«, meinte
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