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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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zwar nicht Arzt, sondern Lehrer, aber seine Frühstücksstunde war uns doch immer heilig. -Nun, ich will dich nicht aufhalten, Bernt, du mußt wohl jetzt weg. Hast du dein Frühstücksbrot? Maren weiß wohl am besten, was du auf deinen Schnitten draufhaben möchtest!“
    „Sie weiß jedenfalls, was ich nach Tante Julies Anordnung mögen soll“, sagte Bernt ruhig.
    „Aber jetzt ist Tante Julie fort, nun habe ich hier die Verantwortung“, sagte ich. „Du darfst mir gern sagen, was du magst. Das heißt, es muß in Grenzen bleiben.“
    „Ich esse für mein Leben gern Räucherhering und Mettwurst und Kräuterkäse“, sagte Bernt. Er stand auf und wollte gehen.
    „In welche Klasse gehst du eigentlich, Bernt?“
    „In die Untersekunda.“ Bernt legte das Frühstückspaket in die Schulmappe.
    „In die Untersekunda? Nanu, bist du schon so weit? Hast du etwa eine Klasse übersprungen?“
    „Ja“, erwiderte Bernt ruhig. Dann sagte er höflich „Auf Wiedersehen“ und ging.
    Die Zwillinge wurden auf den Weg besorgt, das Engelskind hatte die Freundlichkeit, eine große Scheibe Weißbrot mit Marmelade zu verspeisen und ließ sich erstaunlicherweise von mir in den Kindergarten bringen. Dann hatten Maren und ich ein paar gute und friedliche Stunden. Ich ließ sie mit ihrer Arbeit ganz in Ruhe, fragte sie nur hin und wieder, wie und wo und wann - und Maren antwortete ruhig und verständig. Ihre Miene hatte sich sichtlich aufgehellt, nachdem Tante Julie abgefahren war.
    Dann kam das Mittagessen mit den vier Kindern. Ich hatte Frikadellen gemacht. Das kann ich aus dem ff. Hat man fünf Brüder, dann kann man, wenn schon nichts anderes, doch Frikadellen braten!
    „Ich mag keine Frikadellen“, verkündete Hansemann.
    „Das ist aber schade“, sagte ich.
    „Ich will nicht essen!“
    „Na gut“, antwortete ich und gab die Platte mit den Frikadellen an Bernt weiter.
    „Nach Ihnen“, sagte Bernt ruhig. Ich tat mir welche auf. Von Hansemann nahm ich nicht die geringste Notiz.
    „Ich mag kein Essen“, verkündete Hansemann wieder. Ich gab keine Antwort, fragte aber statt dessen die Zwillinge, wie es in der Schule gewesen sei. Ich fing an zu essen, und die Zwillinge blickten mit großen Augen auf Hansemanns leeren Teller.
    „Aber Hansemann muß doch...“
    „Hansemann hat gesagt, er will nicht essen“, sagte ich und konnte selber hören, daß meine Stimme den richtigen, festen Klang hatte.
    „Aber der arme Hanse.“
    „Haltet doch den Mund, ihr Schafsköpfe“, pfiff Bernt die Schwestern an. Ich fing seinen Blick ein. Er verstand mich. Die Zwillinge blickten auch zu mir hin und dann auf den Bruder, und dann ging ihnen ein Licht auf. Sie fingen an zu erzählen, von der Rechenlehrerin, die dies und das gesagt hatte - und von einer Klassenkameradin, die ein neues Fahrrad bekommen hatte - , und die Frikadellen verschwanden, und Hansemann saß ratlos vor seinem leeren Teller.
    „Noch eine Kartoffel, Senta?“ fragte ich, und das Glück war mir hold, es war tatsächlich Senta, der ich die Schüssel reichte.
    Da erhob mein Tischnachbar seine Stimme, und es klang recht
    jämmerlich: „Ich will auch eine Kartoffel haben!“
    „Bitte“, sagte ich und legte eine Kartoffel auf Hansemanns Teller.
    „Aber ich will kein Fleisch!“
    Niemand antwortete. Hansemann polkte an seiner Kartoffel. Dann waren wir gesättigt, und Maren brachte die rote Grütze herein.
    Da meldete Hansemann seine Ansprüche an. Ich merkte, wie über Marens Gesicht ein befriedigtes Lächeln huschte, als ich Hansemann freundlich, aber kurz eröffnete, er bekomme rote Grütze, sobald er seine Kartoffel aufgegessen habe.
    Die wurde nicht gegessen. Hansemann brüllte. Ich ließ ihn brüllen. Hansemann lief in die Küche und wollte sich Keks holen. Maren sagte ihm, sie habe keinen Keks. Hansemann brüllte noch mehr, und ich dankte meinem Schöpfer, daß wir in einem Einzelhaus wohnten und nicht in einem Miethaus. Die Zwillinge verschwanden, um sich mit ihren Freundinnen zu treffen, Bernt zog sich in sein Zimmer zurück, und der brüllende Hansemann wurde zum Mittagsschlaf in sein Gitterbett gepackt, das im Schlafzimmer seines Vaters stand. Er quietschte, er tobte, und er stieß um sich. O Gott, wenn nur der Doktor nicht früher als sonst nach Hause kam. Dieser Kampf mußte zwischen Hansemann und mir allein ausgetragen werden.
    Ich klopfte an die Tür zu Bernts Zimmer.
    „Herein!“ antwortete eine erstaunte Stimme. Es schien für Bernt etwas Neues zu sein,

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