Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
kennengelernt haben“, sagte ich. „Kein Mensch hat so viel für uns getan wie sie!“
„Mylady schätzt Sie und Ihren Gatten auch sehr hoch“, sagte Burns. „Sie ist immer froh, wenn Briefe von Ihnen kommen, und einmal sagte sie mir, ,Burns’ sagte sie, ,das Schicksal hat es gut mit mir gemeint, als es mir solche Mitarbeiter wie Doktor Brunner und seine junge Frau schickte.’“
„Ist es wahr, Burns? Hat Mylady das wirklich gesagt?“
„Auf Ehrenwort, Madam!“ Burns lächelte und fügte hinzu: „Es ist vielleicht ein bißchen indezent von mir, es zu erzählen, aber ich dachte, es würde Ihnen Freude machen.“
„Und wie! Und wie!“
„Und gerade jetzt brauchten Sie vielleicht eine kleine Freude“, sagte Burns verschmitzt. Er schaltete den zweiten Gang ein und lenkte den großen Wagen zwischen die beiden wuchtigen Torpfosten
- und dann ging es geradeaus durch den Park, wo der Neufundländer uns entdeckte und schwanzwedelnd neben dem Auto lief, bis es vor der großen, kunstfertig geschnitzten Eingangstür hielt.
Heute waren Lady Robinson und ich allein beim Dinner. Sie sprach von unserer Arbeit, wir hatten alles aufschieben müssen wegen Heikos Abreise. Aber morgen früh würden wir anfangen, unsere noch unredigierten Filme anzusehen und zu kritisieren und unsere Notizen zu machen. Heiko hatte es gerade geschafft, den Fernsehfilm mitzukriegen. Er war am vorhergehenden Abend ausgestrahlt worden.
„Menschenskind, haben wir einen guten Film gemacht!“ hatte ich gerufen.
„Da siehst du, was ein tüchtiger Cutter und ein guter Sprecher ausrichten können“, schmunzelte Heiko. „Der Film ist ja unglaublich geschickt geschnitten und wieder zusammengestückt - und daß man aus unseren trockenen Berichten so lustige und nette Kommentare machen konnte!“
Lady Robinson war sehr zufrieden gewesen, und das spielte ja für uns die größte Rolle! Nun sprach sie also über unsere Arbeit in der kommenden Woche, und ich war zum Platzen stolz, weil ich aktiv mitarbeiten durfte und nicht nur als artige, kleine Assistentin meines allwissenden Mannes im Hintergrund zu bleiben hatte.
Dann ging das ganze Gefolge - Katzen, Hund, Lady Robinson und ich - rüber in den kleinen Ecksalon zum Kaffee trinken.
„Übrigens“, sagte Mylady und reichte mir die Kaffeetasse -„während Sie Heiko zum Flughafen brachten, hatte ich Besuch von meinem strengen Onkel Doktor.“
„Nanu!“ sagte ich. „Was hat er Ihnen jetzt verboten?“
„Um es kurz auszudrücken: Allein weite Reisen zu machen.“ „Wollen Sie denn jetzt reisen?“
„Ach, Sie kennen mich doch, ich habe die Unruhe im Blut. Außerdem ist es mir hier zu kalt und ungemütlich. Ich sehne mich nach Sonne und tropischer Hitze.“
„Und schwarzen Gesichtern und schönen Tieren“, ergänzte ich. Lady Robinson lächelte. Plötzlich erinnerte ihr Lächeln und ihre
Stimme mich an eine andere Situation. Es war in ihren Augen dasselbe Leuchten wie damals, vor drei Jahren, als sie mit uns auf einer Hotelterrasse in Entebbe saß und uns fragte, ob wir auf eine wissenschaftliche Expedition nach Kenya mitwollten.
Mein Herz machte einen Purzelbaum in meiner Brust. Plötzlich wußte ich, daß sie mir jetzt etwas Schönes erzählen wollte. Dieser Blick - gleichzeitig ernst und schelmisch, leuchtend und voll unsagbarer Güte.
„Ja, und dann ist da noch was“, fuhr sie fort. „Sie wissen, dieses Reiseunternehmen, wo ich sozusagen engagiert bin - das heißt, ich habe einen Batzen Geld da hineingesteckt, als man anfing, Gruppenreisen nach Afrika zu arrangieren - also, diese Leutchen werden demnächst eine ganz neue Gruppenreise einführen. Nun wollen sie gern, daß ich mitfahre, ich soll meine Beobachtungen machen und nachher meinen Senf dazugeben. Ob ich das Programm gut finde, ob man vielleicht zuviel hineingepackt hat, ob die Hotels zu empfehlen sind, ob die arrangierten Ausflüge lohnend sind und so weiter. Und dann kommt also dieser unerbittliche Arzt und sagt, ja, wenn es sich wirklich um eine Gruppenreise handelt, also eine Reise, wo ich nicht tagelang auf holprigen Wegen am Steuer sitze und womöglich in einem irgendwo hingeschmissenen Schlafsack übernachte und mich nur mit Brot und Obst ernähre - also, wenn ich garantiere, daß ich in guten Betten in vernünftigen Hotels übernachte, und regelmäßig esse und kein schweres Gepäck trage und einen zuverlässigen Menschen bei mir habe - dann darf ich!“
„Oh, wie schön für Sie!“ sagte ich. Dann
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