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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Sie hatte diese drei Zimmer unten, und oben ein Schlafzimmer, zwei Fremdenzimmer und die Räume für die Mädchen und den Chauffeur. Also ziemlich bescheiden nach englischem Landsitz-Maßstab. Das ganze übrige Haus wurde für
    Arbeitsräume, Labors und Büros der Stiftung genutzt.
    Wir bekamen unseren Kaffee. Dann holte Lady Robinson ein Spielzeugtier vom Kaminsims und reichte es Heiko.
    „Sehen Sie sich dies an“, sagte sie.
    Heiko sah, und ich auch.
    „Es ist ja ein Koalabärchen!“ rief ich. „Wie süß!“
    „Süß ja, zugegeben“, sagte Mylady. „Aber aus welchem Material, glauben Sie, ist es gemacht worden?“
    Ich strich über das weiche Fell.
    „Plüsch ist es nicht.“
    „Und Koalafell kann es auch nicht sein“, meinte Heiko. „Die Koalas stehen ja unter strengem Naturschutz.“
    „Stimmt. Dies ist Wallaby-Fell.“
    „Wallaby? Die kleinen süßen Känguruhs?“
    „Eben. Warten Sie mal - sehen Sie sich dieses Bild an.“
    Sie reichte uns ein Foto. Es war ein Schaufenster von einem Andenkenladen. Koalas in allen Ausgaben, von der Größe einer Apfelsine bis zu der eines vierjährigen Kindes. Dann waren kleine Känguruhs, und außer den Spielzeugtieren, Unmengen Taschen, Pantoffeln, Jacken, Mützen und andere Pelzsachen da.
    „Wird das alles aus Wallaby-Fellen gemacht?“ fragte Heiko.
    „Ja. Tausende und abermals Tausende Wallabys werden erlegt wegen dieser Touristensouvenirs. Nun passen Sie mal auf: Ich habe einen guten Freund in Australien. Er war mit meinem Mann sehr befreundet und interessiert sich brennend für unsere Stiftung und unsere Arbeit. Er wohnt nun seit ein paar Jahren in Sydney. Neulich schickte er mir dieses Fell-Koalabärchen und das Foto. Er schreibt mir, daß so erschreckend viele Wallabys getötet werden, und meint, es wäre eine Aufgabe für uns, der Sache näher auf den Grund zu gehen und zu untersuchen, ob auch diese niedlichen Tierchen von einer völligen Ausrottung bedroht sind. Er fragt mich, ob ich nicht hinkommen könne, und fügt allerdings hinzu, falls ich die Kräfte dazu habe. Und nun kommt das Schlimme: Ich habe die Kräfte nicht! Mein strenger Arzt hat es mir kurzerhand verboten. Er behauptet, es wäre leichtsinnig von mir, ich sei nicht mehr jung - als ob ich das nicht wüßte! - und ich hätte mit meinen Kräften Raubbau getrieben, und wenn ich noch gesund bleiben wolle, müsse ich mich schonen. Nie mehr allein im Wagen kreuz und quer durch Afrika auf schlechten Straßen rumhopsen, und eine Reise in das Innere von Australien sei der reine Wahnsinn. Dazu brauche man einen jungen, kräftigen Mann, es sei nichts für Frauen, sagte also das Biest. Wenn ich unbedingt reisen wolle, dann zu einem Badeort, wo ich gesundheitsfördernde Wässerchen aus marmoreingefaßten Brunnen trinken könne, und meinen Bedarf an wilden Tieren solle ich dadurch decken, daß ich die Eichhörnchen im Kurpark füttere!
    Ich wagte einfach nicht zu erzählen, daß ich schon zugesagt hatte! Und da sitze ich nun. Mein guter Freund in Australien sitzt da und macht Striche in den Kalender und freut sich auf mein Kommen. Er hat für mich alle möglichen Verbindungen geknüpft und mich angemeldet bei den hohen Herren, bei denen ich die Erlaubnis zu einer eventuellen aktiven Arbeit da unten erreichen müßte. Und dann steckt mir dieser olle Arzt einen Stock ins Rad.“
    Heiko richtete den Blick voll auf Lady Robinson.
    „Ich verstehe“, sagte er. „Wie viele Striche sind noch in den Kalender zu machen, Mylady?“
    „Neun“, antwortete sie.
    „Das bedeutet also, daß ich in neun Tagen nach Australien fliege?“ sagte Heiko mit einem ganz kleinen Lächeln im Mundwinkel. „Denn das ist wohl der Grund, warum wir einen Monat eher Afrika verlassen mußten?“
    „Ach, Heiko, Ihnen gegenüber braucht man wirklich nur eine schwache Andeutung zu machen, dann verstehen Sie alles!“ lächelte Mylady. „Ja, das war der Grund. Wollen Sie es tun?“
    „Brauchen Sie überhaupt zu fragen? Natürlich tu ich es, wahnsinnig gern sogar, wenn Sie mich bloß gründlichst orientieren!“ „Mr. Morgan wartet ab acht Uhr morgen früh nur auf Sie! Er wird Ihnen die geplante Route zeigen. Auf seinem Globus ist schon Australien verschlissen, so oft ist er mit dem Finger da durchgefahren! Und ich telegrafiere morgen Mr. Little in Sydney. -Lassen Sie sich nicht von seinem Namen irreführen, er mißt einsneunzig! Er muß heute meinen Brief bekommen haben, wo ich ihm sage, daß ich mich wahrscheinlich von einem

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