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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Neugeborenen bis zu sechzehn Jahren! Und eine junge Kollegin kriege ich auch und eine junge Brötchengeberin. Ich freue mich ganz schrecklich auf die Lehrzeit bei Frau Doktor Oberbach.“
    „Wenn es nur soweit wäre“, seufzte Mutti. „Nun ja, Kind, du hast ja eine Probezeit, wenn es dir zu bunt oder zu anstrengend wird, kannst du ja aufhören.“
    „Du wirst lachen, Mutti“, sagte ich. „Weißt du, ich mag die alte Dame. Sie ist so lebhaft und so lustig; letzten Endes werden wir es ganz nett zusammen haben.“
    Am späten Nachmittag kam ich zusammen mit Frau Felsdorf junior bei der alten Dame an. Es war ein junges Mädchen, das die Tür aufmachte.
    „Meine Tochter Hanni“, machte Frau Felsdorf bekannt. „Hannchen, dies ist also Allegra Walther.“
    „Gott sei Dank, daß du kommst“, lächelte das Mädchen. „Ja, es ist dir doch wohl recht, daß ich gleich du sage? Ich bin erst sechzehn.“
    „Und ich achtzehn“, sagte ich und reichte ihr die Hand. „Klar, daß wir du sagen. Aber warum ,Gott sei Dank’?“
    „Weil ich jetzt etwa fünfundzwanzigmal habe erklären müssen, daß der Kakadu - o Verzeihung, ich meine Frau Schmidt - nun weg ist und daß die neue Betreuerin heute kommt. Außerdem habe ich sozusagen Großsaubermachen gehabt und eine Überschwemmung beseitigt. Omi hatte einen Anfall von Unternehmungswut und hat die Fensterblumen gegossen, das hat sie viermal getan und alles schwamm!“
    Na, das konnte ja gut werden! Ob nun die Omi mich wiedererkennen würde? Meine Furcht war begründet. Denn als wir ins Wohnzimmer traten, lächelte sie freundlich. „Ach, wie nett, wieder ein junges Gesicht zu sehen. Sie sind wohl eine Freundin von Hannchen? Reizend, daß Sie eine alte Frau besuchen. Wie heißen Sie, mein Kind?“
    „Ich heiße Allegra Walther, gnädige Frau.“
    „Allegra? Warte mal - den Namen habe ich doch neulich gehört
    - na, das war vielleicht im Fernsehen.“
    „München“, ergriff nun die Schwiegertochter das Wort. „Es war diese Allegra, die du getroffen hast, und sie ist deine neue Betreuerin und Gesellschafterin, sie löst Frau Schmidt ab.“
    „Ach - waren Sie schon hier?“ Die Omi sah mich fragend und unsicher an.
    „Ja, das war ich - und Sie nannten mich immer ,Spatz’.“
    „Oh, jetzt weiß ich! Jetzt weiß ich es genau! Sie sind der kleine Spatz, der meinen Kakadu ablösen soll. Natürlich, der kleine fette Spatz! Herzlich willkommen, mein Kind!“
    Das menschliche Gedächtnis ist ein komisches Ding. Das Wort „Spatz“ hatte Omis verschlissene Gedächtniszellen in Schwung
    gebracht. Jetzt war sie plötzlich vernünftig und wirkte normal.
    Ihre Schwiegertochter gab mir noch ein paar Anweisungen und legte mir zuletzt nahe, sie anzurufen, falls unlösbare Probleme auftreten sollten. Ich trug meinen Koffer in das nette kleine Zimmer, das neben Frau Felsdorfs Schlafzimmer lag. Auspacken konnte ich ja später, nachdem die alte Dame ins Bett gegangen war.
    Der „Kakadu“ hatte das Zimmer in einem vorbildlichen Zustand hinterlassen, pieksauber und aufgeräumt.
    Vor der Tür wartete ein Kleinwagen mit einem blonden Jüngling drin. Hanni verabschiedete sich in Windeseile und sauste davon. Einen Augenblick kam mir ein kleiner, beinahe wehmütiger Gedanke: Hanni führte ein Leben, das für ein junges Mädchen normal war. Sie wurde von Freunden in Autos abgeholt, sie ging bestimmt tanzen und machte Ausflüge - und ich? Ich traf nur mit alten Menschen zusammen und war jetzt ganz und gar auf eine Achtzigjährige angewiesen.
    Die kleine Verstimmung dauerte nur eine Minute. Dann dachte ich daran, wie schön es war, daß ich eine Lehrstelle bei der reizenden Frau Doktor Oberbach kriegen würde - und Lehrstellen hängen zur Zeit weiß Gott nicht an den Bäumen.
    Was hatte ich gerade gedacht? Ich sei auf eine Achtzigjährige angewiesen? Blödsinn! Sie war auf mich angewiesen, ich hatte die Verantwortung, ich war diejenige, welche!
    Frau Felsdorf junior machte sich auf den Heimweg, und ich war allein mit meiner kleinen, lieben, rotbackigen, tütterigen Brötchengeberin.
    Ich dachte an einen skandinavischen Ausdruck, den man gerade für solche alten, leicht verwirrten Menschen benutzt. „Sie wandert in der Kindheit.“ Ja, gerade das machte meine kleine Frau Felsdorf.
    Was hatte meine Momo gesagt?
    „Weißt du, Kind, ich denke mir das Leben wie einen großen Kreis. Ganz unten fängt es an, dann geht es nach links und nach oben. Man ist klein und hilflos und weiß nichts und kann

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