"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
erwartet Sie. Das Schreiben geht in den nächsten Tagen an Sie raus.“
„Eine Rückforderung?“ Horsts Stimme übe rschlug sich. „Warum denn das?“
„Ein Sozialhilfebescheid kann bei ve rschwiegenem Einkommen oder falscher Mitteilung über die Vermögensverhältnisse zurückgenommen werden. In Ihrem Fall liegt ein Vermögen vor, das Sie nicht angegeben haben. Sie haben Sozialleistungen bezogen, ohne Anspruch darauf zu haben.“
„Das stimmt nicht und das werden Sie jetzt und hier klären!“
„Da gibt es nichts zu klären.“
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und zwei Männer stürmten herein. „Können wir dir helfen, Achim?“, riefen sie mit einer Fröhlichkeit, die a brupt erstarb, als sie ihren Kollegen im Beisein des Petenten sahen.
„Das könnt ihr in der Tat“, sagte Achim schnell. „Herr Weisgerber möchte gern nach draußen b egleitet werden.“
Bevor Horst verstand, was geschah, hatten die beiden ihn von rechts und links gepackt und hinaus in den Flur b efördert.
„Sie gehen jetzt oder wir rufen die Polizei!“, stießen sie als Warnung aus. Dann schlugen sie die Bürotür zu und ließen ihn allein in dem dunklen Korridor zurück.
„Das könnt ihr nicht machen“, schrie Horst. Niemand reagierte, was ihn dazu veranlasste, noch wütender zu brüllen: „Das werdet ihr noch bereuen. Ich werde wiederkommen, dann könnt ihr eurer blaues Wunder erleben.“
Montagmorgen
Achim warf sich in seiner Verzweiflung mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Doch leider wog er nicht viel, weshalb er damit nichts ausrichten konnte. Die Tür gab keinen Millimeter nach. Sein nächster Gedanke galt dem z ugenagelten Fenster. Mit dem richtigen Werkzeug könnte es ihm gelingen, die Bretter loszureißen. Also begann, er das Chaos zu durchsuchen, das er von den Regalen auf den Boden geräumt hatte. Mit jedem Locher, Tacker oder Briefbeschwerer, den er fand, schwand seine Hoffnung mehr.
Die Krimiserie „MacGyver“ fiel ihm zu seinem Ärger gerade in diesem Augenblick ein. Der Haup tdarsteller konnte sich aus jeder Situation befreien. Egal welcher Schrott ihm vor Verfügung stand, immer fand er eine Lösung. Mit Begeisterung hatte Achim fast alle Sendungen verfolgt. Doch dass er selbst einmal in solch einer Klemme stecken würde, daran hätte er nicht im Traum gedacht. Und umso ärmlicher empfand er sich selbst, da er trotz all dieser Dinge, die hier vor ihm lagen, nicht die geringste Idee hatte, wie er dieser Todesfalle rechtzeitig entrinnen konnte.
Das Ticken klang immer aufdringlicher in seinen Ohren. Seine Bewegungen wurden immer hektischer. Seine Hände zitterten. Er durfte jetzt nicht den Kopf verlieren! Wenn es ihm nicht gelang, aus dieser Kammer zu en tkommen, flog er in wenigen Minuten in die Luft.
Dann sah er etwas, das ihn erstaunt inn ehalten ließ: einen langen Gegenstand unterhalb der Regalreihen. Euphorisch griff er danach und zog ihn mühsam hervor. Ein Brecheisen!
Er hob es an und stellte mit Schrecken fest, dass es schwer wie Blei war. Allein das Werkzeug zu heben, brachte ihn schon an seine Grenzen. Aber jetzt durfte er nicht schlappmachen. Er trug es zum Fenster und wollte gerade damit beginnen, die Bretter von der Wand zu lösen, als er ein lautes Pfeifen hörte.
Erschrocken ließ er das schwere Eisen fallen und schaute sich um. Er war immer noch allein in dieser Kammer. Kurz darauf ertönte eine Stimme, die nur Wor tfetzen hervorbrachte. Sie klang blechern. Was hatte das zu bedeuten? Es dauerte einige Sekunden, bis er deutlich verstehen konnte: „Hier spricht die Polizei! Das Haus ist umstellt! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!“
Das klang wie Musik in seinen Ohren. Hoffentlich kam die Hilfe für ihn noch rech tzeitig.
Sein Blick fiel auf den Zeiger an der Bombe: Noch fünf Minuten.
Montagmorgen
„Bitte warten Sie noch einen Moment“, lautete die Begrüßung, als Horst Weisgerber am Montagmorgen das Büro der neuen Bürgerbeauftragten Karin Reuther betrat. Ihr Name prangte bereits in großen Buchstaben neben der Bürotür.
Doch Horst dachte nicht daran zu warten. Er hatte lang genug gewartet. Geräuschvoll warf er die Tür hinter sich zu.
„Was erlauben Sie sich?“, fragte sie.
Als sie sah, wie Horst die Tür hinter sich absperrte, b egann sie laut um Hilfe zu schreien.
Mit einem Schritt war er bei ihr und hielt ihr den Mund zu.
„Sie sind Karin Reuther, richtig?“
Sie wackelte mit dem Kopf, was wie ein Nicken aussah.
„Ich werden Ihnen
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