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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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sie verwund’t
    Das Tuch, das davon ward gesund,
    Oder daß sie in den Saiten rauschte
    Und sang, daß selbst die N’acht’gall lauschte,
    Die immer Klage tönt; auch wie
    Ihr reicher Griffel dichtete
    Dianen, ihre Herrin – stritt
    Auch Philoten in allem mit;
    Marinas hohe Schönheit war
    Wie Taubenglanz von Paphos gar
    Zu Kräh’ngefieder, alle Huld
    Wird ihr gezahlt wie eine Schuld,
    Nicht wie Geschenk, und dunkel scheint
    Was Philoten als Zierde meint;
    So Bosheit Cleons Weib vergällt,
    Daß einen Mörder sie bestellt
    Marinen, damit nur ihr Kind
    Durch Mord an Herrlichkeit gewinnt;
    Wodurch es leichter noch geschah,
    Die Amm’ ist tot, Lychorida.
    Das Werkzeug dieses bösen Neids
    Der Dionysa ist bereits
    Schlagfertig. Was noch wird getan,
    Das seht nun freundlich selber an;
    Ich führte nur beschwingte Zeit
    Auf lahmem Fuß des Reims so weit.
    Doch geht sie niemals so weit mit,
    Folgt eu’r Gedank nicht Schritt für Schritt.
    Dionysa mit bösem Sinn
    Kommt mit dem Mörder Leonin.
    Geht ab.
    ¶

Zweite Szene
    Tharsus. Ein offener Platz am Seestrand.
    Dionysa, Leonin.
    Dionysa
.
    Gedenke deines Eids, du schwurst die Tat;
    Ein einz’ger Streich, den hier kein Mensch kann seh’n,
    Im kurzen Augenblick ist es gescheh’n,
    Was dir viel Nutzen schafft; laß das Gewissen,
    Das kalt ist, nicht die Brust zu Lieb’ entflammen,
    Töricht entflammen, noch laß auch das Mitleid,
    Das selbst die Weiber abgelegt, dich schmelzen,
    Standhaftigkeit erzeige als Soldat.
    Leonin
.
    Ich tu’s! doch ist sie wohl ein trefflich Wesen.
    Dionysa
.
    So besser paßt sie für die Götter. Sieh,
    Sie kommt und weint um ihrer Lieben Tod.
    Du bist entschlossen?
    Leonin
.
    Ja, ich bin entschlossen.
    Marina kommt mit einem Korbe voll Blumen.
    Marina
.
    Nein, ich will Tellus ihres Schmucks berauben,
    Zu streu’n dein Grab voll Blumen, gelbe, blaue,
    Die Purpurveilchen und die Ringelblumen:
    Sie sollen Teppich gleich dein Grab bedecken,
    So lang der Sommer währt. Ich armes Mädchen,
    Im Sturm geboren, als die Mutter starb,
    Noch immer ist die Welt für mich ein Sturm,
    Der mich von meinen Freunden scheucht.
    Dionysa
.
    Wie geht’s, Marina? Warum so allein?
    Wie kömmt’s, daß meine Tochter nicht bei dir?
    Verzehre nicht mit Kummer so dein Blut;
    Ich bin dir, wie die Amm’ – ei! Wie verwandelt
    Von diesem schlimmen Gram! Gib mir die Blumen,
    Und geh’ mit Leonin, bevor die See
    Eintritt, lustwandeln dort; die Luft ist frisch,
    Und schärft, wie sie durchdringt, den Hunger. Komm!
    Fass’, Leonin, sie an, und geh’ mit ihr.
    Marina
.
    Ich will Euch Euers Dieners nicht berauben.
    Dionysa
.
    Komm, komm, den König, deinen Vater und auch dich
    Lieb’ ich mit inn’gem Herzen; jeden Tag
    Erwarten wir ihn, kommt er nun, und findet
    So blaß sein weltberühmtes Schönheitsbild,
    So reu’t ihn nur die mächtig weite Reise,
    Er tadelt mich und meinen Mann, daß wir
    Nicht mehr auf dich geachtet. Geh, ich bitte,
    Spazier’, und sei von Herzen wieder froh;
    Bewahr’ die hohe Schönheit, welche Jung
    Und Alt die Augen stahl, und meinethalb
    Sei unbesorgt, ich geh’ allein nach Hause.
    Marina
.
    Ich geh, doch treibt mich nicht mein Wunsch dazu.
    Dionysa
.
    Komm, komm, ich weiß, es ist dir gut.
    Geh, Leonin, ’ne halbe Stunde mind’stens.
    Vergiß nicht, was ich sagte.
    Leonin
.
    Ganz gewiß nicht.
    Dionysa
.
    Ich lasse dich ein Weilchen, süßes Mädchen;
    Langsam spazier’, erhitze nicht dein Blut.
    Ja, ja, viel Sorg’ hab’ ich um dich.
    Marina
.
    Dank, Liebste.
    Dionysa geht ab.
    Ist das ein Westwind, der jetzt weht?
    Leonin
.
    Südwest.
    Marina
.
    Nord war der Wind, als ich geboren.
    Leonin
.
    So?
    Marina
.
    Mein Vater, sprach die Amm’, war nicht in Angst,
    Rief: brave Seeleut’! den Matrosen zu,
    Rieb wund die Königshand mit Zieh’n der Taue,
    Den Mast umklammernd hielt er solche See aus,
    Die das Verdeck fast wegriß.
    Leonin
.
    Wann war das?
    Marina
.
    Als ich geboren ward.
    Nie waren Wog’ und Wind so stürmisch je;
    Aus der Strickleiter ward herabgespült
    Ein Schiffersjung; ha! Nimmt’s dich? Ruft ein anderer;
    Sie springen taumelnd hin und her, vom Schnabel
    Zum Hinterteil, es tönt des Bootmanns Pfeife,
    Es schrei’t der Schiffspatron und mehrt den Wirrwarr.
    Leonin
.
    Kommt, betet gleich.
    Marina
.
    Was wollt Ihr machen?
    Leonin
.
    Begehrt Ihr einen Augenblick zum Beten,
    Der ist gewährt; nur betet nicht zu lange,
    Die Götter haben schnell Gehör, und rasch
    Mein Werk tu’n schwur ich.
    Marina
.
    Warum

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