Sämtliche Dramen
ist nur Mond, den Wolken decken.
König
.
Glücksel’ge Wolken! Reizendes Verstecken! –
So woll’, o Glanzmond, samt den Sternen scheinen
(Und wolkenfrei) auf unsrer Augen Weinen!
Rosaline
.
O mattes Bitten! War ein Wunsch je blasser?
Du flehst um etwas Mondenschein im Wasser.
König
.
Mögt Ihr ein Auf- und Niedergehn uns schenken
Für unsern Tanz? Der Wunsch kann Euch nicht kränken.
Rosaline
.
So spiele denn, Musik! Auf, eilt euch, munter: –
Nein, still, kein Tanz mehr, denn der Mond ging unter.
König
.
Nun, tanzt Ihr nicht? Was hat Euch so verletzt?
Rosaline
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Erst war ich Vollmond, letztes Viertel jetzt.
König
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Doch immer Ihr der Mond und ich der Mann:
Noch tönt die Melodie, laß dich bewegen! –
Rosaline
.
Sie rührt mein Ohr! –
König
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Laß auch den Fuß sich regen!
Rosaline
.
Reicht uns die Hand: mit Fremden dünkt uns Pflicht,
Nicht allzu spröde sein. – Wir tanzen nicht.
König
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Und gebt die Hand?
Rosaline
.
Als Abschiedsgunstbezeugung.
Der Tanz ist aus, nun macht die Schlußverbeugung!
König
.
Nur noch zwei Takte; schließen wir den Kreis! –
Rosaline
.
Nein, mehr bekommt Ihr nicht um diesen Preis.
König
.
Nennt selbst ihn: welcher Preis kauft Euer Bleiben?
Rosaline
.
Eu’r Weggehn.
König
.
Nein, der ist nicht aufzutreiben!
Rosaline
.
Dann kauft Ihr nichts. Viel Grüß’, ihr fremden Schwalben:
An Eure Masken zwei, Euch selbst ’nen halben.
König
.
Wollt Ihr nicht tanzen, plaudern wir so mehr.
Rosaline
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Dann insgeheim.
König
.
Das grade freut mich sehr.
Sie gehn vorüber und reden leise.
Biron
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Weißhändig Kind, ein süßes Wort mit dir! –
Prinzessin
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Milch, Honig, Zucker, Feigen, das sind vier.
Biron
.
Zum Naschen hab’ ich Met, Sekt, Malvoisier:
Die drei im Trumpf gespielt sticht Eure vier.
Prinzessin
.
So will ich nicht auf As und König warten:
Ich trau’ Euch nicht, Ihr spielt mit falschen Karten.
Biron
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Ein Wort geheim!
Prinzessin
.
Kein süßes!
Biron
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Ein betrübtes.
Prinzessin
.
Das ist zu bitter.
Biron
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Nun, ich denk’, Ihr liebt es.
Sie gehn vorüber.
Dumain
.
Laßt Euch erbitten! Wechseln wir ein Wort! –
Maria
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Nennt’s!
Dumain
.
Schöne Lady!
Maria
.
Wirklich? Schöner Lord,
Das für die schöne Lady.
Dumain
.
Gönnt dem Flehn
Nur eins noch insgeheim, dann will ich gehn.
Sie gehn vorüber.
Katharine
.
Habt Ihr ’ne Mask’ und gingt der Zunge quitt?
Longaville
.
Ich weiß, mein Fräulein, Eurer Frage Grund.
Katharine
.
O schnell, ich bin begierig, teilt ihn mit! –
Longaville
.
Zwei Zungen, schönes Kind, führt Ihr im Mund:
Zeig’ ich Euch wo, laßt mir den Vorrat halb!
Katharine
.
Sprecht Ihr von »wo«? In Frankreich heißt’s ein Kalb.
Longaville
.
Ein Kalb heißt Lady?
Katharine
.
Nein, ein Mylord Kalb.
Longaville
.
Wir teilen uns das Wort.
Katharine
.
O nein, nichts halb! –
Es bleibt Euch, tränkt’s und zieht’s als Ochsen groß!
Longaville
.
Der Spott gab selber Euch den schlimmsten Stoß:
Ihr weissagt Hörner, Fräulein? Ist das ehrlich? –
Katharine
.
So sterbt als Kalb, dünkt Euch der Schmuck gefährlich.
Longaville
.
Doch eh’ ich sterb’, ein Wort mit Euch allein!
Katharine
.
Blökt nicht zu laut, der Metzger hört Euch schrein.
Sie gehn vorüber.
Boyet
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Schalkhafter Mädchen Zunge kann zerschneiden,
Wie allerfeinst geschliffner Messer Klingen,
Das kleinste Haar, das kaum zu unterscheiden;
Den tiefsten Sinn des Sinns geschickt durchdringen;
Auf Flügeln stürmt ihr Witz durch alle Schranken,
Schneller als Kugeln, Sturmwind, Blitz, Gedanken.
Rosaline
.
Kein Wort mehr, Kinder! Schon verstrich die Zeit.
Biron
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So ziehn wir ab, von Spott und Hohn zerbläut! –
König
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Kommt! Wer euch naht, einfält’ge Kinder sieht er.
Prinzessin
.
Zwanzig Adieus, ihr frost’gen Moskowiter! –
Der König und die Lords gehn ab.
Prinzessin
.
Ist das der Witzbund, den die Welt so preist?
Boyet
.
Kerzen sind sie, und Ihr bliest aus ihr Licht.
Rosaline
.
Ins Auge fällt ihr Witz, grob, derb und feist.
Prinzessin
.
O schwacher Witz! Königlich armer Wicht! –
Ich fürchte, daß er noch vor Nacht sich hänge,
Nie ohne Maske darf er mehr erscheinen.
Biron, dem Dreisten, rissen alle Stränge!
Rosaline
.
Sie waren sämtlich nahe dran, zu weinen.
Der König hätt’ in Ohnmacht bald gelegen.
Prinzessin
.
Biron kam fast vor heft’gem Schwören um.
Maria
.
Dumain bot sich zum Dienst und seinen
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