Sämtliche Dramen
lebe!
Lysander
.
Amen! So holder Bitte stimm’ ich bei:
Mein Herz soll brechen, bricht es meine Treu’.
Mög’ alle Ruh’ des Schlafes bei dir wohnen!
Hermia
.
Des Wunsches Hälfte soll den Wünscher lohnen!
Sie schlafen.
Droll
tritt auf.
Wie ich auch den Wald durchstrich,
Kein Athener zeigte sich,
Zum Versuch auf seinem Auge,
Was dies Liebesblümchen tauge.
Aber wer – o Still’ und Nacht! –
Liegt da in Athenertracht?
Er ist’s, den mein Herr gesehn
Die Athenerin verschmähn.
Hier schläft auch ruhig und gesund
Das Mädchen auf dem feuchten Grund.
Die Arme darf nicht liegen nah
Dem Schlagetot der Liebe da.
Allen Zauber dieses Taus,
Flegel, gieß’ ich auf dich aus.
Indem er den Saft über seine Augen auspreßt.
Wachst du auf, so scheuch’ den Schlummer
Dir vom Aug’ der Liebe Kummer!
Nun erwach’! Ich geh’ davon,
Denn ich muß zum Oberon.
Demetrius und Helena, beide laufend.
Helena
.
Demetrius, geliebter Mörder, steh!
Demetrius
.
O quäle mich nicht so! Fort, sag’ ich, geh!
Helena
.
Ach, du verlässest mich im Dunkel hier?
Demetrius
.
Ich geh’ allein: du bleib, das rat’ ich dir.
Demetrius ab.
Helena
.
Die tolle Jagd, sie macht mir weh und bange!
Je mehr ich fleh’, je minder ich erlange.
Wo Hermia ruhen mag, – sie ist beglückt,
Denn sie hat Augen, deren Strahl entzückt.
Wie wurden sie so hell? Durch Tränen? Nein!
Sonst müßten meine ja noch heller sein.
Nein, ich bin ungestalt wie wilde Bären,
Daß Tiere sich voll Schrecken von mir kehren.
Was Wunder also, daß Demetrius
Gleich einem Ungeheu’r mich fliehen muß?
Vor welchem Spiegel konnt’ ich mich vergessen,
Mit Hermias Sternenaugen mich zu messen?
Doch, was ist dies? Lysander, der hier ruht?
Tot oder schlafend? Seh’ ich doch kein Blut.
Lysander, wenn Ihr lebt, so hört! Erwachet!
Lysander
im Erwachen.
Durchs Feuer lauf’ ich, wenn’s dir Freude machet!
Verklärte Helena, so zart gewebt,
Daß sichtbar sich dein Herz im Busen hebt!
Wo ist Demetrius? Oh, der Verbrecher!
Sein Name sei vertilgt! Dies Schwert dein Rächer!
Helena
.
Sprecht doch nicht so, Lysander, sprecht nicht so!
Liebt er schon Eure Braut: ei nun, seid froh!
Sie liebt Euch dennoch stets.
Lysander
.
O nein! wie reut
Mich die bei ihr verlebte träge Zeit!
Nicht Hermia, Helena ist jetzt mein Leben;
Wer will die Kräh’ nicht für die Taube geben?
Der Wille wird von der Vernunft regiert;
Mir sagt Vernunft, daß Euch der Preis gebührt.
Ein jedes Ding muß Zeit zum Reifen haben;
So reiften spät in mir des Geistes Gaben.
Erst jetzt, da ich am Ziel des Mannes bin,
Wird die Vernunft des Willens Führerin,
Und läßt mich nun der Liebe Tun und Wesen
In goldner Schrift in Euren Augen lesen.
Helena
.
Weswegen ward ich so zum Hohn erwählt?
Verdient’ ich es um Euch, daß Ihr mich quält?
War’s nicht genug, genug nicht, junger Mann,
Daß ich nicht einen Blick gewinnen kann,
Nicht einen holden Blick von dem Geliebten,
Wenn Eure Spötterei’n mich nicht betrübten?
Ihr tut, fürwahr, Ihr tut an mir nicht recht,
Daß Ihr, um mich zu buhlen, Euch erfrecht.
Gehabt Euch wohl! Allein, ich muß gestehen,
Ich glaubt’ in Euch mehr Edelmut zu sehen.
O daß, verschmäht von einem Mann, ein Weib
Dem andern dienen muß zum Zeitvertreib!
Ab.
Lysander
.
Sie siehet Hermia nicht. – So schlaf’ nur immer,
Und nahtest du Lysandern doch dich nimmer!
Wie nach dem Übermaß von Näscherei’n
Der Ekel pflegt am heftigsten zu sein;
Wie die am meisten Ketzereien hassen,
Die, einst betört, sie wiederum verlassen:
Mein Übermaß! mein Wahn! So flieh’ ich dich;
Dich hasse jeder, doch am ärgsten ich. –
Nun strebt nach Helena, Mut, Kraft und Sinne!
Daß ich ihr Ritter werd’ und sie gewinne!
Ab.
Hermia
fährt auf.
O hilf, Lysander, hilf mir! Siehst du nicht
Die Schlange, die den Busen mir umflicht?
Weh mir! Erbarmen! – Welch ein Traum, mein Lieber!
Noch schüttelt mich das Schrecken, wie ein Fieber.
Mir schien es, eine Schlange fräß’ mein Herz,
Und lächelnd säh’st du meinen Todesschmerz. –
Lysander! Wie? Lysander! Bist du fort?
Du hörst mich nicht? O Gott! Kein Laut? Kein Wort?
Wo bist du? Um der Liebe willen, sprich,
Wenn du mich hörst! Es bringt zur Ohnmacht mich. –
Noch nicht? Nun seh’ ich wohl, ich darf nicht weilen:
Dich muß ich, oder meinen Tod ereilen.
Ab.
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DRITTER AUFZUG
Erste Szene
Der Wald.
Die Elfenkönigin liegt noch schlafend.
Squenz,
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